Werner Kosellek - der heimliche Pionier des Windsurf-Foils

Der heimliche Pionier des Windsurf-FoilsWerner Kosellek

Es gibt sie - die Leute im Sport die nicht im Rampenlicht stehen und trotzdem ihren kleinen Teil zum großen Ganzen beitragen, während sie im Hintergrund „still und heimlich“ ihr Ding machen. Die Bastler, Tüftler - manch einer mag sie Freaks nennen - die Stück für Stück in Handarbeit an ihrer eignen kleinen Windsurfwelt basteln. Werner Kosellek ist einer von ihnen.

von Meike Jacobsen
Seit über 40 Jahren tüftelt Werner in seiner Hinterhofwerkstatt in Kiel an kleinen und großen Dingen rund ums Windsurfen, aber nicht um finanziellen Profit zu machen, sondern aus Leidenschaft. Er ist quasi der Pionier des Windsurf-Foils. Sein nicht immer einfacher Charakter, den er sich selbst gegenüber auch eingesteht, ist wohl mitverantwortlich, dass uns dieser „Trend“ erst heute auf einer anderen Ebene übers Wasser gleiten lässt. Mit seinen 72 Jahren ist er körperlich und geistig immer noch top-fit. WINDSURFERS hat Werner zum Interview getroffen, um etwas mehr über den manchmal etwas kauzig wirkenden Mann, der im Sommer oft mit Schlapphut und Fernglas die Eckernförder-Bucht und ihre Surfer im Blick hat, zu erfahren.
Werner Kosellek - der heimliche Pionier des Windsurf-Foils
Werner Kosellek - der heimliche Pionier des Windsurf-Foils
Werner Kosellek - der heimliche Pionier des Windsurf-Foils
Werner, du selber baust seit vielen Jahren Finnen und Foils. Früher bist du selber im Speed mitgefahren. Wie bist du eigentlich zum Windsurfen gekommen?
Das war 1976. Etwa 1973 ist das Windsurfen nach Deutschland gekommen, 1974 habe ich einen Fernsehbericht darüber gesehen, zusammen mit meiner damaligen Frau, und hab gleich gesagt „Das wäre ein Sport für mich!“. 1975 hab ich dann noch irgendwas gesehen und da waren auch schon einige Kieler dabei und dann hab ich mein erstes gebrauchtes Material von dem Mitbewohner eines Bekannten gekauft. 1350 D-Mark waren das damals glaube ich für alles zusammen. Ich hatte keine seglerischen Erfahrungen und bin einfach aufs Brett gestiegen, zweieinhalb Stunden immer wieder hochgezogen und das Segel ist immer wieder reingefallen - das war 'ne wackelige Angelegenheit. Dann hab ich mich an den Strand gesetzt, 10 Minuten Pause gemacht, es nochmal probiert und auf einmal konnte ich hin- und herfahren. Von dem Punkt an war ich angefixt!
Werner Kosellek - der heimliche Pionier des Windsurf-Foils
Werner Kosellek - der heimliche Pionier des Windsurf-Foils
Werner Kosellek - der heimliche Pionier des Windsurf-Foils
Und wie bist du ans Basteln gekommen?
Das hat bei mir im Grunde was mit Faulheit zu tun (lacht). Ich konnte keinen einzigen Knoten und die Gabeln wurden ja damals mit einem Stoppersteg befestigt - das war mir natürlich viel zu viel Arbeit. Also hab' ich was entwickelt: Ich hab' mir dann ein Rundteil gedreht, genau auf den Durchmesser des Masts Millimetergenau angepasst und das rutschte dann ja nicht mehr. So musste ich das nur ranhängen und mit einem Schäkel befestigen. 1977 hab ich dann meine erste Finne gebaut, mit Schaumkern innen drin. Früher habe ich meine Formen für die Finnen noch aus Silikon gebaut, bin dann aber auf Gips umgestiegen, sonst ist das viel zu teuer, ich hatte ja andauernd was Neues. Ich hab' auch mal eine eigene Box entwickelt, wo die Finnen nicht kaputt gehen: Wenn man irgendwo gegen fährt, kommt sie raus und ist dann an einem Gummi befestigt. Dadurch werden weder Finnenkasten noch Finne beschädigt. Ich hab' so viele Sachen gemacht... Ich hab' ja auch Reparaturen gemacht, ich habe im Grunde die erste breite Gabel gebaut, hinten am Achterliek, da hab' ich einen ganzen Winter dran gearbeitet. Die hab' ich dann an Tekknosport weitergegeben und gesagt „die könnt ihr dann ja jetzt produzieren“, da haben die nur gelacht und meinten, für die paar Laute im DWC, die das gebrauchen können, lohnt das nicht. Zwei Monate später gab es die dann auf dem Markt (Werner kramt in einem Karton und holt ein Foto raus).

Das ist das Board mit dem ich sie alle geschlagen habe, mit einem Hüpferli Segel... die Mastfüße waren immer sehr weit vorne und dies hier ist anders. Weißt du warum? Die Boards waren ja damals sehr lang und ich hatte einen VW Bus und von der Rückenlehne zur Heckklappe hab' ich nur 2,75m Platz - und danach hab' ich das Brett gebaut. 1979 oder 1980 war das. Ich hab' einen Hartschaum genommen und eine Schablone gemacht und mit der hab' ich das Brett gebaut, ganz genau. Zu dieser Zeit war der Mastfuß bei 1,80 m - 1,90 m, der hier ist bei 1,35 m - fast wie heutzutage. Es gab kein Brett wo das zu der Zeit sonst so war, ein Zufall durch meinen VW Bus.

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