Fritjof Blaasch: Traumfotos aus nordischen Gefilden

Fritjof BlaaschTraumfotos aus nordischen Gefilden

von Mathias Genkel
Bei Move-Massaker muss ich an Freestyle im Wattenmeer denken. Dahin hattest du kürzlich einen Ausflug. Kannst du uns ein bisschen davon erzählen?
Im Wattenmeer war es eigentlich erstaunlich entspannt zu fotografieren, weil es halt Laborbedingungen sind. Das macht es für die FahrerInnen deutlich leichter ihre Moves zu platzieren und die Chance, dass sich das Brett verkantet, ist deutlich geringer. Leon Struppeck hat mich auf den Ausflug mitgenommen und es war ganz gut jemanden dabei zu haben, um den Weg zu finden. Ich hatte meine Kamera mit dem Gehäuse im Rucksack und bin dann losgelaufen. Nach ungefähr einem Kilometer konnte ich dann den Rest hochkreuzen. Das Level der SurferInnen war echt beeindruckend und alles recht organisiert, so dass ich trotz des Freestyle-Move-Massakers nicht überfahren wurde. In der Welle ist das dann schon wieder etwas anderes. Einige Leute sehen einen nicht zwischen den Wellen schwimmen, was auch echt schwierig ist. Von daher ist das überhaupt kein Vorwurf, aber wenn man dann entdeckt wurde, schießen sich alle richtig ab. Ich feiere das, aber einmal in Weißenhaus lagen bereits drei Leute um mich herum und ein weiterer rotierte gerade einen Backloop in Luv über und das Material flog in unsere Richtung. Ist ja nichts passiert. Da wünschte ich mir dann doch mehr Organisation, aber es ist halt kein Labor sondern die Ostsee.
Fritjof Blaasch: Traumfotos aus nordischen Gefilden
Fritjof Blaasch: Traumfotos aus nordischen Gefilden
Fritjof Blaasch: Traumfotos aus nordischen Gefilden
Das kann ich mir so richtig gut vorstellen. Musstest du schon einmal auf einen guten Tag in der Welle verzichten, weil du ein Shooting hattest?
Ja. Fühlte sich nicht gut an…

Das glaube ich.... Was macht das Fotografieren in Nordeuropa besonders reizvoll?
Kalt, schwierige bis richtig schlechte Lichtverhältnisse, trübes Wasser, Windswell, … Aber wenn man es trotzdem schafft gute Bilder zu machen, zählt das doppelt, weil: schwierig. Alles was man mit dem Bus erreichen kann, feiere ich besonders. Da kommt doch richtig ein Freiheitsgefühl auf, oder nicht?

Stimmt. Und das Schöne ist: Man kann immer neue Spots entdecken, selbst in der Nähe. Ich war letztens das erste Mal auf Usedom und sehr positiv überrascht. Das war aber auch in der Nebensaison. Wenn du wählen könntest: Hättest du lieber ein Shooting auf den Malediven oder in Nordnorwegen?
Nordnordwegen, klingt für mich noch abwechslungsreicher. Allerdings wäre es auch mal interessant in wirklich klarem Wasser zu fotografieren. Das gibt einem noch mal ganz neue Möglichkeiten.
Fritjof Blaasch: Traumfotos aus nordischen Gefilden
Fritjof Blaasch: Traumfotos aus nordischen Gefilden
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Viele Surfer genießen hochwertige Fotos und Stories gerne in einem echten Magazin. Auf der anderen Seite spielen soziale Medien eine zunehmend wichtige Rolle. Wie schafft man es als Fotograf in diesem Spannungsfeld seine Bilder gewinnbringend zu vermarkten?
Das muss man glaube ich ein bisschen mit sich selbst ausmachen, wo man seine Prioritäten setzt. Ich denke aber, dass es unerlässlich ist, beides zu machen. Ich nutze sowohl Print- als auch Onlinemedien zur Veröffentlichung, wobei ich persönlich Print lieber mag. Für mich sehen Bilder ausgedruckt einfach viel besser aus und man hat durch die Haptik das Gefühl, wirklich etwas erschaffen zu haben. Fotografie ist schließlich auch eine Art Handwerk und die Kamera lediglich ein Werkzeug. Außerdem finde ich, dass ein gedrucktes Bild im Magazin auch nochmal eine Art Wertschätzung für die eigene Arbeit ist, deswegen achte ich auch darauf, dass ich einige Bilder stets zurückhalte, um den Printmagazinen dies mit Exklusivität zu danken.

Bei Onlinemedien oder sagen wir lieber sozialen Medien ist häufig das Problem, dass alles sehr schnelllebig ist und ein Bild selten wirklich in Erinnerung bleibt. Damit hängt auch die Frage der Gewinnabsicht zusammen. Ich denke uns ist beiden klar, dass die Windsurfindustrie relativ klein ist und dementsprechend nicht so viel Budget zur Verfügung steht wie beispielsweise einem Automobilhersteller. Das soll jedoch nicht heißen, dass man gute Fotos für umsonst anbieten muss. Meine Ausrüstung, der Verschleiß, meine Fahrtkosten und meine Zeit wird schließlich nicht von Likes oder Credits bezahlt. Wenn eine Firma eines meiner Bilder veröffentlichen möchte, dann reicht eben nicht nur ein „Wir haben dich verlinkt ist doch super Werbung für dich“. Diese Argumentation ist kein Einzelfall, sondern gang und gäbe. Wenn man am Anfang steht, ist dies auch noch hinnehmbar, aber je mehr man selbst investiert, desto unfairer wird das irgendwann. Schließlich können Firmen mit Bildern für ein Produkt werben, das sie verkaufen, wohingegen der Fotograf zwischen den Hashtags verlinkt wird, um für sich selbst zu werben, um dann womöglich eine neue Firma zu finden die einen dann auch wieder verlinkt, zwecks Eigenwerbung. Ein Kreislauf, der die eigenen Ausgaben nicht deckt, aber womöglich die Gewinne der Firmen erhöht. Wahrscheinlich hat das jeder Fotograf durchgemacht, ich kann nur jedem Raten für sich selbst eine klare Linie zu finden und an alle Firmen: Fragt doch einfach mal bei den Fotografen an, was es kosten würde Bilder zu nutzen. Uns ist schließlich auch klar, dass ihr kein Geld zu verschenken habt und wir nicht John Carter sind - dementsprechend findet man immer eine Einigung…

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