Go for Gold: Toni Wilhelm - Deutschlands Windsurf-Olympionike im Interview

Deutschlands Windsurf-Olympionike im InterviewGo for Gold: Toni Wilhelm

von Lars Niggemeyer
Die Kritik an Olympia ist in der Öffentlichkeit ja ziemlich groß, was man aktuell auch gerade an der Wahl in Hamburg gesehen hat. Die Hamburger haben genau wie die Münchener 2013 gesagt, dass sie Olympia nicht in ihrer Stadt haben wollen. Alfons Hörmann, Präsident des DOSB, hat daraufhin gesagt: "Offensichtlich passen der olympische Gedanke und Deutschland im Moment nicht zusammen." Was glaubst du, woran liegt das?
Ich glaube, dass da viele Punkte mit reinspielen. Der Sport muss da auf jeden Fall ein paar große Schritte machen, um sich rehabilitieren zu können. Zum einen spielt die Korruption im internationalen Sport eine Rolle, was man zum Beispiel an der Fifa und an dem internationalen Leichtathletikverband sieht. Wenn die Leute sehen, wie da Millionen und Milliarden umhergeschoben werden, und nichts bei denen ankommt, für die das Geld gut sein soll, nämlich die Sportler, dann spielt dass da sicher mit rein. Das Thema Doping ist auch nicht von der Hand zu weisen. Es gibt Beweise für ein riesiges System, das sich da aufgebaut hat, und das ist nicht akzeptabel. Wenn auf finanzieller und sportlicher Seite so viel Betrug vorhanden ist, dann verstehe ich auch die negative Einstellung der Population. Nichtsdestotrotz bin ich der Meinung, dass der Sport einen unglaublich großen Mehrwert für die gesamte Gesellschaft hat, und ich glaube, dass wir dahin irgendwie wieder zurückkommen müssen. In meinen Augen ist der Sport die besten Schule fürs Leben und er hat so ein riesiges Potential, um Völker zu verbinden. Wir müssen zu diesen Werten irgendwie wieder zurückkommen. Es liegt also an den Sportlern und an den Offiziellen, hier einen "möglichst guten Job" zu machen. Die Menschen müssen wachgerüttelt werden, sodass sie den Sport wieder in ihrer Gesellschaft akzeptieren.
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Für dich wird es vom 5. bis 21. August 2016 ernst, es geht also in die "heiße Phase". Wie bereitest du dich bis August vor?
Was die Planung bis zu den Spielen angeht, werde ich versuchen, die Wettkampfroutine zu bekommen, die ich durch die Verletzung ein so ein bisschen verloren habe. Im letzten Jahr ist die Planung nicht so gelaufen, wie wir sie uns vorgestellt haben. Das Jahr war wegen meiner Qualifikation mit Höhepunkten unheimlich vollgestopft - und letzten Endes waren es zu viele Höhepunkte. Eigentlich hätte ich meine Qualifikation ja schon im vergangenen Jahr bei der WM im Oman beendet. Das ist dann wegen der Verletzung schief gelaufen. Hinzu kam der Olympia-Testevent, bei dem man auch möglichst gut surfen will, um sich Selbstvertrauen zu holen. Und letztendlich haben alle diese Höhepunkte dafür gesorgt, dass es für mich einfach zu viel wurde. Im August war ich dann an einem Punkt angekommen, an dem ich mental und physisch einfach unheimlich erschöpft war. Ich glaube auch, dass die Verletzung auch ein wenig davon herrührt. In der Verletzungsphase haben wir versucht unsere Lehren daraus zu ziehen und die gesamte Trainingsphase ein wenig zu optimieren. Ich werde jetzt jeden Monat außer im Monat Mai einen Event fahren, um meine Routine wieder zurückzugewinnen. Zwischen den Wettkämpfen haben wir dann immer unsere Trainingsphasen. Jetzt in einer Woche fliegen wir nach Mallorca. Dann im April sind wir vor dem Worldcup in Frankreich im Trainingscamp, im Mai sind wir auch innerhalb Europas unterwegs, und im Juni fahren wir dann noch einen Worldcup in England, bevor wir dann für zwei Wochen nach Rio fliegen, um dort Anfang Juli noch ein Event zu segeln.
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Hast du dabei ein Team um dich?
Das ist schon eine recht große Maschinerie, die damals auch in London schon gut funktioniert hat. Zu meinem Trainer kommt ein Physiotherapeut dazu, der sich sehr stark um mich kümmert, und bis zu den Spielen sehr oft an meiner Seite sein wird. Dann gibt es noch einen Athletik-Trainer, der an unserer Seite sitzt. In Stuttgart sitzt dann noch ein ganzer Stab von Menschen, die sich aber natürlich nicht nur um mich kümmern, aber die uns auch helfend und beratend zur Seite stehen. Es gibt die Leute um das Sailing Team Germany, die sich dafür einsetzen, uns die bestmöglichen Bedingungen zu bieten, um performen zu können. Zusätzlich habe ich auch noch Mental-Trainer - also im Grunde ist es wirklich ein riesiger Stab an Leuten, die daran beteiligt sind und versuchen am Ende das Optimum herauszuholen.

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