Gunnar Asmussen: Comeback nach Verletzungspause

Comeback nach VerletzungspauseGunnar Asmussen im Interview

Nicht nur pandemiebedingt, sondern auch durch eine langwierige Rückenverletzung war Gunnar Asmussen länger nicht in Startlisten von Slalom-Wettkämpfen zu finden. Wieder gesund und mit neuem Elan will der deutsche Speed-Rekordhalter und gebürtige Flensburger in dieser Saison wieder richtig angreifen - wäre da nicht die lange Liste an Absagen durch Corona. Wie Asmussen zum neuen Misch-Konzept aus Slalom und Foil steht und wann wir ihn wieder mit doppelten Forward Loops in der Welle sehen können, hat er uns im WINDSURFERS Interview verraten.

von Jan Wildeman
Moin Gunnar! Wo befindest du dich aktuell und warst du heute schon auf dem Wasser?
Moin! Ich bin gerade in Kollund, meinem Home-Spot und warte darauf, dass ein bisschen Wind aufkommt. Es sind jetzt gerade so fünf bis sechs Knoten, in Böen könnte es also schon reichen. Ich werde dann gleich ein bisschen Foilen gehen! Heute geht es für mich darum, mein Material für die Deutschen Meisterschaften einzustellen. Heute soll es sogar noch 30 Grad warm werden, dann kann man vielleicht endlich mal ohne Neoprenanzug aufs Wasser gehen. Es könnte also ein echt ganz guter Tag werden!

Zuletzt hat man dich nach längerer Pause endlich mal wieder in einem Contest sehen können. Nicht nur pandemiebedingt, sondern auch aufgrund von Verletzungen war es für dich sicherlich ein besonderes Comeback beim World Cup in Israel. Wie hast du es erlebt?
Zu Israel habe ich eher gemischte Gefühle. Es war zugegebenermaßen schon ein komisches Gefühl, nach so langer Zeit mal wieder auf so ein Event zu fliegen. Besonders da es direkt ein PWA Event war, hatte ich schon ein flaues Gefühl. Ich war vor dem Wettkampf lange Zeit nicht einmal mehr auf einem Regatta-Kurs und Tarifa konnte ich in diesem Winter das Training auch nicht so wirklich absolvieren. Nach meiner Rücken-OP hatte ich dann doch leider noch länger Probleme mit meiner Verletzung. Ich habe dann einen Gang zurückgefahren, um mich auch mal richtig zu regenerieren. Nach Tarifa wurde es dann nicht unbedingt besser, ich hatte erst Mitte Mai wieder Material, weil mein Auto in Frankreich stehen geblieben ist. Die Vorbereitung war dann nicht wirklich so wie man sich das vorstellt.
Gunnar Asmussen: Comeback nach Verletzungspause
Gunnar Asmussen: Comeback nach Verletzungspause
Gunnar Asmussen: Comeback nach Verletzungspause
Das hört sich nach einer schwierigen Saisonvorbereitung an. Konntest du denn vor dem World Cup überhaupt noch richtig trainieren?
Leider hatten wir im Mai und auch Juni ja echt nicht viel Wind in Norddeutschland oder zumindest bei uns in Flensburg. Zum Glück hatte ich dann nochmal ein gesamtes Wochenende mit guten Slalom-Bedingungen vor dem World Cup in Israel. Das war wichtig für mich, um nochmal alles einzustellen und auch ein paar Finnen zu testen. Ich habe also nochmal richtig Gas geben können und habe mich eigentlich auch echt gut gefühlt, ich habe in nur zwei Tagen über 300 Kilometer auf dem Wasser abgespult. Ich bin dann schon drei Tage vor Wettkampfbeginn nach Israel geflogen, da ich mich ein bisschen vorbereiten wollte. Das war gut und wichtig.

Wie zufrieden bist du mit deinem 26. Platz in der Gesamtwertung? Erzähl uns vielleicht ein bisschen vom Event-Verlauf aus deiner Sicht.
Ich bin auf jeden Fall ein bisschen enttäuscht. Mit der Vorbereitung war ich dann auch mental nicht auf der Höhe und hatte nicht das richtige Mindset. Die Bedingungen vor Ort waren für mich - und ich denke auch für die anderen Teilnehmer - wirklich schwierig. Der Wind war nicht konstant, was für schwere Fahrer wie mich nicht so einfach ist. Teilweise war an der ersten Halse überhaupt kein Wind und danach dann quasi Sturm. Damit hatte ich dann echt meine Schwierigkeiten. Allerdings weiß ich, dass auch wieder bessere Tage kommen werden. Es geht immer weiter und ich denke, dass ich auch generell in einer ganz guten Form bin! Ich bin also nicht komplett am Boden zerstört, es braucht eben noch ein bisschen Zeit, bis ich wieder auf dem Level bin, das ich von mir selbst erwarte. Ich gehe das auf jeden Fall alles langsam an nach meiner Verletzung und schaue dann von Wettkampf zu Wettkampf.
Gunnar Asmussen: Comeback nach Verletzungspause
Gunnar Asmussen: Comeback nach Verletzungspause
Gunnar Asmussen: Comeback nach Verletzungspause
Abgesehen vom sportlichen: Der Austragungsort Tiberias befindet sich in Israel. Nach einer Verschärfung des Nahost-Konfliktes und anderen innenpolitischen Tumulten war dies ja durchaus ein brisanter Ort für einen sportlichen Wettkampf. Hast du etwas von der Situation mitbekommen?
Von der Situation vor Ort haben wir nicht wirklich etwas mitbekommen. Wir waren auch pandemiebedingt sehr isoliert und außer der Fahrt vom Flughafen Tel Aviv bis nach Tiberias und der Strecke zwischen Hotel und Wettkampfgelände haben wir als Athleten eigentlich gar nichts von Israel gesehen. Wir waren quasi nur im Hotel und auf dem Wasser (lacht).

Zum allerersten Mal sind in Israel auf World Cup Ebene Fahrer mit Foils und Slalomfinnen direkt gegeneinander angetreten. Wie hat sich das auf die Ergebnisse ausgewirkt?
Wie gesagt, es waren insgesamt sehr schwierige Bedingungen für Slalom. Von fünf bis Knoten Wind war eigentlich alles dabei. Es war dann im Endeffekt auch ein wenig Glückssache von Heat zu Heat. Es gab dann Fahrer die mit Slalommaterial mehr riskiert haben, weil sie auf dem Foil nicht so ganz konkurrenzfähig waren. Manchmal haben die es dann bis ins Finale geschafft oder sogar ganz nach vorne. Auf der anderen Seite haben einige Fahrer sich komplett auf das Foil verlassen, wie zum Beispiel Nico Prien. Der war damit am Anfang relativ schnell unterwegs und hat sich dann nur noch aufs Foil konzentriert. Andere Fahrer haben manchmal am Anfang des Tages noch auf Slalommaterial gepokert und sind dann zum Teil an einer Tonne einfach stehen geblieben. Marco Lang hat zum Beispiel in einem Rennen sogar geführt und ist dann einfach in einem Windloch nach der Halse nicht mehr schnell genug geworden und sogar letzter geworden. Alle Fahrer haben also eigentlich auf verschiedene Strategien bei der Materialwahl gesetzt und waren damit meist mit dem Foil erfolgreicher. Was ich persönlich schade fand war die Wahl des Kurses. Wegen der TV-Übertragung war der Kurs relativ nah an der Küste angesetzt, während man 500 Meter weiter draußen wohl perfekte Slalom-Bedingungen für 7,0er Segel gehabt hätte.

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