John Carter: Vom Tellerwäscher zum Starfotograf

John CarterVom Tellerwäscher zum Starfotograf

von Ingo Meyer
Deine Heimat ist das Vereinigte Königreich, aber du verbringst den Großteil des Jahres auf Reisen. Bist du gerade zuhause oder steckst du Corona-bedingt irgendwo fest?
Im Moment bin ich sicher mit meiner Familie zuhause auf der Isle of Wight. Eigentlich sollte ich gerade für einen großen Shoot auf Hawaii sein, aber wir sind hier wie ganz Europa im Lockdown. Wie die meisten Fotografen und Freelancer ist diese ganze Corona-Situation finanziell gesehen ein absolutes Desaster. Alle meine Aufträge wurden erstmal gestrichen und damit bricht auch mein Einkommen komplett weg. Trotzdem ist es auch schön mal wieder zuhause zu sein und das meiste aus der Zeit zu machen.

Wie gehst du mit der Situation um? Ist dir langweilig, machst du dir Sorgen oder hast du Angst?
Ich setze derzeit einen Fuß vor den anderen. Ich habe meine Steuererklärungen gemacht, mein Büro aufgeräumt und viele alte Bilder aussortiert. Ich habe keine Ahnung, was die Zukunft für mich und andere Fotografen und Sportler bringt, die in der Windsurfbranche arbeiten. Aber man kann ja so oder so nichts dagegen tun, weshalb wir einfach mit dem Flow gehen müssen und gucken was noch passiert, wenn sich der Nebel legt und dass hier alles vorbei ist. Es ist auch eigentlich mal eine ganz nette Abwechslung nicht immer auf dem Sprung zu sein, aber irgendwann demnächst muss ich eben auch mal wieder arbeiten, um meine Rechnungen zu bezahlen, wie alle anderen auch. Leider ist mein Beruf aber immer mit viel Reiserei verbunden und wer weiß, wann das alles wieder losgeht. Ich hoffe, dass wenn ich dieses Jahr schon abschreiben muss, immerhin das nächste wieder ein gewisses Maß an Normalität mit sich bringen wird.
John Carter: Vom Tellerwäscher zum Starfotograf
John Carter: Vom Tellerwäscher zum Starfotograf
John Carter: Vom Tellerwäscher zum Starfotograf
Glaubst du, dass sich nach der Corona-Krise auch manche Sachen zum Positiven wandeln können?
Ich glaube schon, dass die Leute einen anderen Blick auf das Leben haben werden, wenn das hier alles vorbei ist. Wir alle haben mehr Zeit gehabt, um mit Freunden und Familie zu reden. Die Corona-Krise ist so aus dem Nichts gekommen, dass keiner darauf vorbereitet sein konnte und es einfach einen radikalen Umbruch dafür bedeutet, wie wir leben und reisen.

Kommen wir zu deinen Favoriten: Hast du ein zeitloses Lieblingsbild?
Nicht wirklich. Ich habe Millionen Bilder in meinen Archiven, die alle die Geschichte der letzten dreißig Jahre meines Lebens erzählen. Die Challenge ist, immer wenn man mit seiner Kamera unterwegs ist, das bestmögliche Foto zu schießen. Es ist unmöglich aus über 30 Jahren eins auszusuchen!
John Carter: Vom Tellerwäscher zum Starfotograf
John Carter: Vom Tellerwäscher zum Starfotograf
John Carter: Vom Tellerwäscher zum Starfotograf
Welches ist dein Lieblingsobjektiv?
Ich mag mein Canon 85mm F1.2, aber ich benutze es ehrlich gesagt nicht so oft. Mein meistgenutztes Objektiv ist wahrscheinlich das Canon 500mm F4. Ein fantastisches Arbeitstier ist allerdings auch das Canon 70-200mm F2.8. Wenn man sich meins anguckt, dann sieht es auf Anhieb ziemlich runtergerockt aus, aber es schießt immer noch Hammerbilder.

Welches ist deine Lieblingskamera?
Ich hätte gerne die Canon 1dx Mark 3, aber ich hinke selbst leider noch zwei Generationen hinterher mit der 1dx Mark 1. Die hat sich zwar auch als ziemlich solide erwiesen, aber ich werde das hoffentlich bald mal upgraden, wenn es das Budget wieder hergibt.

Welchen Windsurfer fotografierst du am liebsten?
Mark Angulo war immer spannend zu schießen, aber der ist leider von der Bildfläche verschwunden. Brawzinho geht dieser Tage in Ho'okipa ziemlich gut ab, während Typen wie Köster, Jaeger Stone und Campello einfach genial fahren. Es ist schwer sich da jetzt einen auszusuchen. Ich arbeite gerne mit Leuten, die wissen, was man braucht. Mit Balz Müller macht es auch immer viel Spaß zu shooten, wenn er sich mal wieder am Foil austobt. Manche Windsurfer verstehen halt mehr oder weniger, wo sie ihre Manöver fahren müssen, damit ein gutes Foto daraus wird, während andere in die Weite verschwinden und am Horizont einen krassen Sprung machen, weit weg von jeglichen Kameras.

People


News


Neu auf Windsurfers