Michele Becker: Noch lange nicht am Ziel

Noch lange nicht am ZielMichele Becker

Manchmal verliert man, manchmal gewinnen die anderen. Michele Becker im WINDSURFERS Interview über sein Wintertraining, kleinere Rückschläge und warum er trotzdem noch lange nicht am Ziel ist.

von Loris Vietoris
Sucht man einen Vergleich für Michele Becker, wird es schwierig. Am ehesten würde sich vielleicht Amado Vrieswijk anbieten, der viel trainiert und zurzeit im Slalom, Foil und Freestyle mitfährt. Dennoch geht dieser Vergleich nicht ganz auf, denn Michele kommt weder aus Bonaire noch hat er Traumbedingungen direkt vor der Haustür und die Möglichkeit das ganze Jahr zu Reisen. Trotz all dem, ist er ein Kerl mit ernsten Ambitionen und einem Ziel, welches er trotz einiger Rückschläge nicht aus den Augen verliert. Sieht man seine Platzierungen der letzten Jahre ist eine klare Tendenz zu erkennen und die geht steil nach oben. Als verkappter Statistiker ist er sich dem bewusst und nutzt jede Lücke um den Traum als Windsurfprofi zu leben und zu verwirklichen.

Michele deine Saison verläuft nicht ganz nach Plan, der Arzt hat dir vor kurzem eine nicht ganz so schöne Nachricht zum Saisonstart übermittelt, was ist da los?
Ich habe vom Arzt die Nachricht bekommen, dass ich Pfeifferisches Drüsenfieber habe.

Wie fühlst du dich generell?
Von Tag zu Tag mal schwächer mal stärker. Die Ärztin meinte, dass wir in 2 Wochen nochmal schauen. Es sollte in 2-3 Wochen weg sein, hoffentlich.
Michele Becker: Noch lange nicht am Ziel
Michele Becker: Noch lange nicht am Ziel
Michele Becker: Noch lange nicht am Ziel
Die Symptome sind häufig sehr unterschwellig und werden oftmals als Tagesmüdigkeit gedeutet, wie war es bei dir?
Bei mir war es super schade, ich führe ein Heft über meine Trainingseinheiten und seit Ende März Anfang April kamen dort eigentlich schon die ersten Warnzeichen. Aber ich hab es einfach als normale Erkältungssymptome gedeutet. Ich hab mich oftmals dagegen entschieden aufs Wasser zu gehen, weil ich mich einfach schwach gefühlt hab. Nachdem es nicht deutlich besser wurde, entschied ich mich dann für einen Bluttest, weil es mir auf den Sack ging halbfertig durchs Leben zu schlendern.

Haut dich das aus deiner Saisonplanung?
Ja! eigentlich komplett. So gesehen fing es im Winter schon an. Seit dem letzten Worldcup auf Sylt hatte ich schon Fußprobleme, dementsprechend ist mein Wintertraining ausgefallen und ich hab alle meine Hoffnungen aufs Frühjahr gesetzt. Es macht halt keine Lust, wenn man nur einmal die Woche aufs Wasser kommt. Es fing eigentlich schon damit an, dass ich das erste German Freestyle Battle verpasst hab, weil ich da komplett krank war. Dann bin ich auf Sylt die Slalom WM mitgefahren, da fühlte ich mich eigentlich ganz gut bis auf, dass die Woche wirklich sehr anstrengend war. Danach dachte ich halt, dass es so richtig los geht und ich war motiviert. Aber ich konnte seitdem, also 3 Wochen, nicht mehr so wirklich trainieren.
Michele Becker: Noch lange nicht am Ziel
Michele Becker: Noch lange nicht am Ziel
Michele Becker: Noch lange nicht am Ziel
Was war im Winter mit deinem Fuß?
Ich hatte eine Sehnenscheidenentzündung auf dem Spann. Die gleichen Symptome hatte ich letztes Jahr während der Saison schon mal, allerdings war das alles nur tageweise und dann war es weg. Zu diesem Zeitpunkt war mir noch gar nicht bewusst, was es ausmacht auf seinen Körper zu achten und vor allem zu hören. Es fühlte sich teilweise so an als wäre mein Spann gebrochen. Ich hatte Sessions, da bin ich eine halbe Stunde gefahren und musste abbrechen, weil es gar nicht mehr ging. Im Endeffekt war es Philip Richter, der mir auf Teneriffa sagte, dass ich eine Schockwellen-Therapie machen sollte. Ich hatte die Probleme mit meinem Spann für knapp sechs Monate und nach drei Behandlungen waren sie auf einmal weg.

Trotzdem sind deine Platzierungen über die Jahre besser geworden, hast du dein Training angepasst?
Auf jeden Fall, dennoch habe ich die letzten Jahre gar nicht so viel auf dem Wasser trainiert. Vor Achtzehn bin ich unter der Woche nie aufs Wasser gekommen. Insgesamt kann man schon sagen, dass ich mich von 60 Surftagen im Jahr auf knapp 200 hochgearbeitet habe. Ich habe von Vincent Langer super viel gelernt, gerade weil wir auch die letzten zwei Sommer immer in Kiel zusammengewohnt haben. Es geht nicht um die reine Kraft, Bankdrücken 5x5 bringt fürs Surfen relativ wenig, wenn man nicht die nötigen koordinatorischen Fähigkeiten mitbringt. Wir haben viel für Kraft und Ausdauer getan, auch Stabilitätsübungen und wir wollten effektiv trainieren.

Wenn man das Wasser als Slalomfahrer nicht direkt vor der Haustür hat, was macht man dann? Verbringst du einfach mehr Zeit im Fitnessstudio?
(lacht) Ja. Im Winter als ich noch zur Schule gegangen bin, habe ich nie frei bekommen um zu Reisen. Da wollte ich im Fitnessstudio einfach nur Masse aufbauen.

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