Neue Basis Hawaii: Ricardo Campello im Interview

Neue Basis HawaiiRicardo Campello im Interview

Ricardo Campello nutze das Corona-Jahr ohne Contests für einen Umzug von Venezuela nach Maui. Wir haben mit dem in Brasilien geborenen Wahl-Hawaiianer unter anderem über die Gründe für seinen Umzug, seine neue Heimat und das Leben als Windsurf-Pro ohne World Tour gesprochen.

von Jan Wildeman
Warum 2020 trotz Pandemie ein sehr gutes Jahr für den 35-jährigen Routinier war, wer für ihn aktuell die größten Talente im Waveriding sind, und was er sich von der Neuauflage des Red Bull Storm Chase erhofft, erfahrt ihr in diesem Interview.

Hi Ricardo, danke dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Wie geht es dir und wo bist du gerade?
Danke der Nachfrage, mir geht es sehr gut. Ich bin tatsächlich gerade am Flughafen Cancun (Mexiko) und auf meinem Weg nach Venezuela, also nach Hause. Dort werde ich meine Familie besuchen.

Wow, klingt sehr spannend. Wie lange warst du nicht mehr dort?
Tatsächlich seit genau einem Jahr auf den Tag genau. Also ziemlich genau seitdem die Pandemie auch uns hier erreicht hat.
Neue Basis Hawaii: Ricardo Campello im Interview
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Wie ist die Situation vor Ort? Deine Landsleute in Venezuela gehen ja auch abgesehen von Covid-19 durch schwere Zeiten, wenn man an die humanitäre Lage und die politische Krise denkt…
Das Land war für acht Monate lang praktisch komplett geschlossen und hat auch glaube ich gerade erst wieder teilweise geöffnet. Diese Schließung hängt natürlich mit der Pandemie zusammen, aber ich denke, dass es, wie du schon sagst, auch viel mit der Politik des Landes zutun hat. Einen Moment im letzten Jahr fand ich sehr prägend und er spricht Bände über die Situation des Landes. Es gab eine Zeit lang kein Benzin, die Leute konnten einfach nicht mehr tanken. Wenn man überlegt, dass wir in Venezuela weltweit mitunter die größten Ölreserven haben, und dann Treibstoff aus dem Iran importieren mussten, ist es wirklich verrückt. Die Leute waren also nicht nur wegen Corona im Lockdown. Aktuell sieht es so aus, als wäre die Situation zumindest ein bisschen entspannter. Allerdings sind die Preise für alles in Venezuela unglaublich stark angestiegen, vor allem für Treibstoff. Früher gab es so viel davon, dass man quasi gratis tanken konnte. Man ging zur Tankstelle und es war völlig normal, nicht zu bezahlen, weil es so extrem billig war.

So oder so hoffe ich jedenfalls, dass sich die Situation im Land bald verbessert und es auch einen Regierungswechsel gibt. Ohne die Diktatur ist Venezuela so ein wundervolles Land mit so einer einzigartigen Natur und netten Menschen. Es ist wirklich wie im Paradies und deshalb um so trauriger, dass die Leute dort so sehr leiden müssen.
Neue Basis Hawaii: Ricardo Campello im Interview
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Der Hawaii-Winter neigt sich langsam dem Ende zu und zuletzt gab nochmal so richtig gute Big-Wave Bedingungen in Jaws auf Maui. Wenn man deinen Social Media Kanälen folgt hat man sehen können, dass du auf jeden Fall gescored hast.
Ja, das stimmt! Wir hatten wirklich eine Menge guter Tage in Jaws und auch Ho'okipa. Wobei Ho'okipa nicht mehr fahrbar ist, wenn es so groß wird. Das war in den letzten ein bis zwei Monaten wirklich sehr häufig der Fall also waren wir öfter als sonst in Jaws auf dem Wasser.

Wie hast du diesen Winter wahrgenommen und vor allem die größeren Swells Anfang des Jahres?
Also generell bin ich froh darüber dass ich mehr und mehr die Angst verliere vor Jaws, wenn es groß wird. Um es besser auszurücken, ich habe auf dieser Welle mittlerweile echt immer mehr Selbstvertrauen. Generell ist Jaws so anders als jede andere Welle, es ist immer etwas Besonderes.

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