Sailloft Hamburg: Olaf Hamelmann und Gerrit Maaß haben das Hobby erfolgreich zum Beruf gemacht

Das Hobby (erfolgreich) zum Beruf gemachtSailloft Hamburg

von Frithjof Blaasch
Aber im Hinblick auf die Serienproduktion in Sri Lanka und der Kommunikation mit dem Produzenten scheint die digitale Version des Segelmachens deutliche Vorteile zu bringen.
Gerrit: Genau. Wir schicken "ready-to-cut"-Files, die müssen dann nur noch die Daten einlesen und können direkt das Segel ausschneiden. In der Fabrik werden die Segel auch nicht mehr per Hand ausgeschnitten, sondern ebenfalls seit 2009 mit einem Plotter. Das geht dann natürlich schon schneller und vor allem genauer.
Olaf: Die bekommen die Files und ein Worksheet, wo die Teile nummeriert sind, und können dann das Segel genauso bauen.

Die Prototypen werden aber weiterhin in eurer Loft gebaut?
Olaf: Ja natürlich, wir müssen ja sehen was wir da am Rechner gebaut haben. Wir setzen die Teile hier zusammen und bauen das Segel, welches wir am Computer entworfen haben, um zu überprüfen ob alles passt und um nochmal eventuelle Änderungen vorzunehmen.
Gerrit: Das Programm baut die Segel ja nicht alleine, unsere Erfahrung fließt da natürlich mit rein.
Olaf: Wenn man ein komplett neues Segel baut, müssen wir natürlich erstmal mehrere Prototypen bauen und die testen. Bei vorangegangen Segeln kann man darauf aufbauen und das Feedback von Teamfahrern und Kunden miteinfließen lassen. Da weiß man dann schon, was man wo verändern muss, um eben dies und jenes zu erreichen.
Sailloft Hamburg: Olaf Hamelmann und Gerrit Maaß haben das Hobby erfolgreich zum Beruf gemacht
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Findet ihr es schade, dass ihr jetzt mehr Zeit vor dem Bildschirm, als an der Nähmaschine verbringt?
Gerrit: Also die Zeit an der Nähmaschine vermisse ich nicht unbedingt.
Olaf: Naja, so richtig vermissen tue ich es jetzt auch nicht. Letzten Winter haben wir ein neues Segel entwickelt, welches bald auf den Markt kommt. Da haben wir sieben Prototypen hier gebaut, weil es einfach schneller ging. Das hat schon echt Spaß gemacht mal wieder von "null" ein Segel zu bauen. Aber das ist wirklich sehr arbeitsintensiv, pro Segel stecken dann schon so 30 Arbeitsstunden drin, nur um das zusammenzubauen, wenn nicht noch mehr. Also vermissen tue ich das nicht, wobei das schon Spaß gemacht hat.

Mit Patrik Diethelm habt ihr nun seit einigen Jahren einen Kooperationspartner auf Testveranstaltungen gefunden. Ich habe aber auch Bilder aus der Werkstatt gesehen, wo er mit euch an einem Slalomsegel gearbeitet hat. Was läuft da zwischen euch?
Gerrit: Wir arbeiten schon länger mit Patrik auf Testveranstaltungen zusammen und als 2015 unser erstes Slalomsegel Ultimate rauskam, war Karin Jaggi sehr interessiert und bekam einen Satz zum Ausprobieren.

Karin Jaggi hat dann direkt den neuen Speed Weltrekord der Frauen (46, 31kts) mit den Segeln aufgestellt.
Gerrit: Ja, das hat ganz gut gepasst. Patrik hat die Segel dann auch ausprobiert und hat direkt den alten Weltrekord der Männer mit 52,33 Knoten verbessert. Leider war Antoine Albeau auch nicht faul und hat in Namibia dann den Rekord von Patrik überboten. Deshalb ist das Ultimate derzeit bei den Männern nur das zweitschnellste Segel. Aber damit muss man sich absolut nicht verstecken.
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Hand aufs Herz? Kann man als kleine Windsurf-Segelschmiede sinnvoll Geld verdienen?
Gerrit: Nein (lacht)! Na, ja das stimmt so nicht ganz. Aber es ist natürlich schwierig. Ein Beispiel: derzeit ist es noch super kalt, das bedeutet die Saison beginnt deutlich später und wir verkaufen erst mal weniger Segel. So etwas über das Jahr wieder aufzuholen, ist kaum möglich. Der Windsurf-Markt ist in den vergangenen knapp 20 Jahren deutlich geschrumpft, das merkt jeder der hier seine Brötchen verdienen muss. Aber durch gute Produkte erkämpfen wir uns Jahr für Jahr ein Stück vom Kuchen.

Bereust du, dass du jetzt Segel statt Zahnfleisch nähst ?
(Lacht) Nein! Segel zu machen bringt uns Spaß, darum machen wir das. Dafür bin ich gerne bereit auf einen dicken Wagen und ein fette Hütte zu verzichten.

Blicken wir noch in die Zukunft. Wo seht ihr euch selbst in 5-10 Jahren oder schaut ihr nicht soweit?
Olaf: Doch auf jeden Fall planen wir langfristig! Das Problem ist, dass der Markt nicht wirklich wächst, wie gesagt, im Gegenteil er schrumpft. Wir möchten uns auch auf dem internationalen Markt etablieren, dabei helfen uns die internationalen Teamfahrer, um eine Akzeptanz zu schaffen und die Bekanntheit nach vorne zu bringen. Außerdem haben wir derzeit noch das Problem, dass wir noch nicht in allen Ländern vertreten sind. Wir brauchen also auch ein größeres Netzwerk an Importeuren. Daran werden wir neben der Segelentwicklung weiterhin arbeiten.

Vielen Dank für das Interview und den Blick hinter die Kulissen in eurer Segelloft.

Fotos: Sailloft, Privat, John Carter

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