Werner Kosellek - der heimliche Pionier des Windsurf-Foils

Der heimliche Pionier des Windsurf-FoilsWerner Kosellek

von Meike Jacobsen
Was hast du eigentlich gelernt? Woher kommt dein ganzes Know-How?
Also gelernt hab' ich Werkzeugmacher, das ist einer der genausten Berufe in der metallverarbeitenden Industrie und dann war ich beim Bund und anschließend bei Hell. Das ist die Firma überhaupt, da hab' ich auch meine Ausbildung gemacht. Und mein Berufsschullehrer war richtig streng, der hat kein Auge bei mir zugedrückt, aber ich brauchte das auch. Diese Strenge hat natürlich eine ganze Menge bei mir bewirkt!

Und dann?
Später war ich dann in der Uni im technischen Bereich, in der Werkstatt, dort haben wir Sachen für die Labore hergestellt. Das war kein Massenpfusch, alles Einzelanfertigungen. Als alle anderen schon Computer und CNC-Maschinen bekommen haben, haben wir immer noch alles mit der Hand unterm Mikroskop gemacht. Und so hat mich das mein ganzes Leben immer so verfolgt, das genaue Arbeiten.
Werner Kosellek - der heimliche Pionier des Windsurf-Foils
Werner Kosellek - der heimliche Pionier des Windsurf-Foils
Werner Kosellek - der heimliche Pionier des Windsurf-Foils
Was sagst du denn zu dem aktuellen Foil-Hype? Du hast ja vor vielen Jahren schon die ersten Foils gebaut - wieso kommt dieser Trend erst jetzt?
Mein Hydro Foil ist keine Erfindung, ich sag manchmal „Ich hab das erfunden“, aber es gibt heutzutage keine Erfindungen mehr. Das ist das Aneinanderreihen von Entwicklungen, das Rad ist ja schon erfunden worden. Ich bin nur der, der es irgendwann mal angefangen hat. Als ich 1977 das erste Foil gebaut habe ging es um was völlig Anderes: Es ging um Speed, darum, das Brett rauszuheben, um schneller zu werden, aber doch nicht einen halben Meter über der Wasseroberfläche zu sein. Das ist nicht mein Ziel gewesen. Seit 2006 hab' ich mein Quartier in Grönwohld, davor hab' ich die am Wulfener Hals entwickelt und getestet. Und 2005 hab' ich jemanden von einer der großen Marken in Strande getroffen, der sofort Interesse hatte und wir haben uns dann in Grönwohld zum Testen verabredet. Er ist dann mit dem Foil gefahren und nach dem hochkommen leider zu hart eingetaucht, wobei dann was abgebrochen ist. Ich hatte die damals nur geklebt, das war ganz klar ein Konstruktionsfehler. Ich habe das dann schnell repariert und salopp gesagt „Jetzt ist das wieder heil - jetzt kannst du es wieder kaputt machen“, was nur ein Scherz war, aber das kam nicht so gut an ... und dann ist es irgendwie im Sande verlaufen.
Werner Kosellek - der heimliche Pionier des Windsurf-Foils
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Mittlerweile gibt es viele Hersteller auf dem Markt. Kannst du da noch mithalten?
Vor der Qualität, die sie heute fertigen, zieh' ich den Hut, das könnte ich nicht in meiner kleinen Werkstatt. Ich hab' gar nicht die Maschinen und ich muss 16 Formen gießen um eine Foil zu bauen, oben, unten, rechts, links und dann die verschiedenen Teile zusammenfügen. Die Arbeit ist ja im Grunde nicht zu bezahlen, aber um Geld geht es ja auch nicht. Ich mache das so wie ich das mache und bin mit einer Entwicklung vielleicht schneller als jemand am Computer, weil ich es direkt umsetzen kann. Aber für die Massenproduktion ist meine Art nicht geeignet. Und alles, was ich mache, mach' ich nur für mich, für keine Firma, keine Kunden. Das alles könnte ich mir überhaupt nicht leisten, wenn ich damit zum Beispiel selbstständig wäre. Trotzdem arbeite ich nach wie vor viel genauer als die Industrie.

Du arbeitest immer noch in deiner kleinen Hinterhofwerkstatt. Erzähl' doch mal, wie du das machst!
Die Werkstatt habe ich ja erst seit 1996, davor habe ich in meinem alten Keller auf 1,3m x 4,5m gearbeitet. Der Platz ist das Problem für das Arbeiten an meinen Foils, Platz für eine Finne ist überall. Die Flügel kann ich nicht in einem Stück fertigen, und kann nicht erst eine Hälfte und dann die andere machen, weil die zusammenkommen müssen solange das Harz feucht ist, also muss ich das ganze an einem Tag machen. Ich arbeite ganz sauber, das muss man auch bei der Art wie ich das mache. Wenn man mit Epoxidharz arbeitet und irgendwo hängen bleibt, zieht das zum Beispiel Fäden und das kriegt man nicht wieder reingedrückt. Die Kohlefaser schneide ich anhand meiner handgezeichneten Schablonen mit einem Skalpell auf einer Matte aus. Meine Formen mach' ich aus Gips. Das ist der genauste und billigste Werkstoff der Welt, der bleibt so wie er ist und verzieht sich nicht, man muss nur die Vorarbeit sauber und gründlich machen. Das Positiv mach' ich aus Schaum, dessen Oberfläche mit Epoxidharz versiegelt ist, und die ist in einem Alurahmen und da drinnen gieße ich meine Gipsformen. Die Schablonen wiederum mache ich aus Papier und zeichne alles per Hand, ganz genau, das hab ich ja gelernt.

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