Werner Kosellek - der heimliche Pionier des Windsurf-Foils

Der heimliche Pionier des Windsurf-FoilsWerner Kosellek

von Meike Jacobsen
Du hast keine CAD-Programme oder 3D Drucker, trotzdem arbeitest du sehr genau. Wie geht das?
Wenn ich Harz anmische, habe ich hier eine aussortierte Waage aus dem Institut, die weggeschmissen werden sollte, weil wohl irgendwas kaputt war. Die kann auf ein Tausendstel genau messen. Wenn ich dann also einen unebenen Körper habe, dessen Fläche man so nicht berechnen kann, z.B eine Finne, kann ich dir genau die Fläche in cm² bis auf die zweite oder dritte Kommastelle angeben. Ich schneide mir dann von dem Papier, aus dem ich die Schablone gemacht habe, genau 10cm x 10cm ab und wiege das. Wenn ich dann das Papier der Schablone, sei es eine Finne oder ein Flügel vom Foil, wiege, kann ich anhand dessen die cm² berechnen. Ich weiß nicht, wie schnell die Computer heute sind, aber ich konnte das früher schneller berechnen.

Und woher kommen deine ganzen Ideen und Innovationen?
Manchmal muss man auch pragmatisch sein und vorhandenes nutzen oder umdenken. Meine Formen von den Spitzen von den Foils etwa habe ich aus den Kappen von Silvesterraketen entwickelt. Das Profil für meinen großen Flügel z.B. habe ich aus dem Internet. Das hat auch einen ganz bestimmten Namen, Eppler 818, daraus mach' ich kein Geheimnis, das sind spezielle Hydro-Foil Profile. Die können sich die Leute, die selbst sowas bauen wollen, einfach downloaden.
Werner Kosellek - der heimliche Pionier des Windsurf-Foils
Werner Kosellek - der heimliche Pionier des Windsurf-Foils
Werner Kosellek - der heimliche Pionier des Windsurf-Foils
Ist es für dich denn traurig, dass das Windsurf-Foil erst jetzt seinen Durchbruch hat, nachdem du jahrelang belächelt wurdest?
Nein, gar nicht. Ich glaube, an erster Linie liegt das an mir selbst. Ich bin eine zu schwierige Person, um mit Leuten zusammenzuarbeiten. Daran liegt es auch, dass mein Foil früher nicht schon öffentlich wurde. Ich persönlich freue mich über jeden neuen Foiler, den ich sehe, das ist fast so als ob ich das selbst bin. Ich versetze mich in seine Lage und dieses Gefühl, wenn man das erste Mal hochkommt, das ist so ein Wahnsinnsgefühl. So geräuschlos, als ob man über einen Friedhof surft, du hörst Nichts! Das ist irre, das muss man selbst erleben. Das geht an der Stelle gar nicht mehr um mich, sondern nur um die anderen, weil die das auch richtig vermarkten. Vor ein paar Jahren haben die meisten das Foilen noch abgetan. Vincent Langer hat gesagt „Das ist doch kein richtiger Sport“ und ich hab gesagt „Ich werd' das noch miterleben, dass du foilst!“ Dass jetzt alle Foilen und begeistert sind hat Nichts mehr mit mir und meinen Foils zu tun, irgendwann ging das ja auch irgendwo weiter, parallel gab es ähnliche Entwicklungen von Hydro-Foils.
Werner Kosellek - der heimliche Pionier des Windsurf-Foils
Werner Kosellek - der heimliche Pionier des Windsurf-Foils
Werner Kosellek - der heimliche Pionier des Windsurf-Foils
Wie siehst du die Zukunft des Foilens?
Ich hoffe, dass die Entwicklung weiter vorangeht. Da ist noch viel Verbesserungsbedarf. Letztens ist jemand mit einem Foil dicht an mir vorbeigefahren und ich hab' es nur vibrieren gehört, das darf nicht sein. Es gibt viele Foils, die funktionieren, aber da ist noch Luft nach oben und ich hoffe, dass die genutzt wird und das Ganze nicht an diesem Punkt stehen bleibt. Man muss die Kritik der Kunden annehmen und weiter daran arbeiten. Auch wenn viele gute Leute daran gearbeitet haben und arbeiten, gibt es immer wieder Verbesserungsbedarf. Es wird wohl noch 20 Jahre dauern, bis es ein ausgereiftes Foil gibt: Das ist reine Techniksache und wirklich kompliziert, hier braucht man keine Handwerker mehr, die das abschätzen. Das ist jetzt eine Wissenschaft. Das hängt mit der Fläche zusammen, mit dem Winkel, mit dem Profil und der Profilbiegung überhaupt.

Vielen Dank für das Interview.

Fotos: Privat, John Carter, Fanatic, Starboard, Tabou

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