EFPT Brouwersdam 2023: Neubauer und Huvermann sind Europameister

Lennart Neubauer und Maaike Huvermann werden am letzten Tag des EFPT-Finales am Brouwersdam Freestyle-Europameister. Yentel Caers gewinnt den letzten großen Stopp auf der EFPT Tour in den Niederlanden vor Steven van Broeckhoven und dem neuen Europameister.

15.10.2023 von Sven Block

Im frühen Morgengrauen stand der letzte Wettkampftag der EFPT-Finales 2023 in Brouwersdam kurz davor, Geschichte zu schreiben. Steven van Broeckhoven hatte die Möglichkeit im Alter von 38 Jahren seinen sechsten Titel und Lennart Neubauer mit nur 19 Jahren seinen ersten Titel zu holen. Bei den Damen hatte Maaike Huvermann die Möglichkeit mit Steven van Broeckhoven gleichzuziehen und ihren fünften Titel zu holen.

Sowohl bei den Herren wie bei den Damen waren die besten vier der Single Elimination bereits ermittelt. Der Südwestwind baute sich stetig auf, bis die erste grüne Flagge gehisst wurde und der Showdown begann.

Die Finalläufe der Single Elimination

Bei den Frauen hatte es Arrianne Aukes bereits ins Finale geschafft und traf dort schon bald auf Maaike Huvermann, die ohne Probleme gegen Local und Nachwuchsstar Maud de Bruijn gewann. Maaike Huvermann stellte ihr Wettkampf-Know-how auch im Finale unter Beweis und füllte ihre Score-Karte mit einigen sicheren Manövern unter den immer noch recht schwierigen Bedingungen zu Tagesanfang. Arrianne Aukes hatte Mühe, das Gleiche zu zeigen und musste sich in der Single Elimination mit dem zweiten Platz begnügen.

Im Halbfinale der Single Elimination der Herren hatte Lennart Neubauer ein klares Ziel. Sollte es ihm gelingen, ins Finale zu kommen und Steven van Broeckhoven nicht, wäre ihm die Europameisterschaft sicher. Yentel Caers erwies sich jedoch als gewohnt hartnäckiger Gegner. Mit Air Funnel Burner, Double Culo, Air Flaka Shaka und weiteren kraftvollen Moves erzielte er den zunächst höchsten Score des Tages. Mit einem Vorsprung von sage und schreibe vier Punkten setzte sich der PWA Weltmeister gegen Lennart Neubauer durch.

Im zweiten Halbfinale trug Steven van Broeckhoven dann dazu bei, dass Lennart Neubauer seine Felle erst einmal davon schwimmen sah. Obwohl Niclas Nebelung eine äußerst beeindruckende Leistung zeigen konnte, setzt sich Steven van Broeckhoven unter anderem mit Shove it Spock Spock und Double Culo durch und sorgte so für ein rein belgisches Finale in der Single Elimination, bei dem es Yentel Caers wieder gelang sich mit gut vier Punkten abzusetzen, womit er Schützenhilfe für Lennart Neubauers Titelambitionen leistete, der jetzt die bessere Chance bekam sich in der Double Elimination zu behaupten.

Double Elimination

Ohne Zeit zu verlieren, ging es direkt in die Rückrunde. Alle Fahrer wurden basierend auf ihren Einzelausscheidungsergebnissen neu gesetzt und hatten die Chance, sich wieder nach oben zu kämpfen. Vor allem von jungen Fahrern wie Tim Gerdes oder dem deutschen Freestyler Leander Halm wurde diese Chance prompt genutzt. Tim Gerdes setzte sich überraschend gegen den Freestyle-Veteranen Nick van Ingen durch. Leander Halm konnte sich mit seinen 14 Jahren mit einem ersten Sieg in einer Vorrunde gegen den Niederländer Mick Visser behaupten. Beide wurden aber in der nächsten Begegnung von den deutschen Startern Foivos Tsoupras und Sebastian Gux gestoppt.

Besonders beeindruckte aber der Italiener Eugenio Marconi, der sich in zwei starken Heats erst gegen Maarten Molenaar, im Anschluss auch gegen George Grisley durchsetzen konnte und dann sogar gegen den gesetzten Franzosen Sam Esteve mit 26,81 zu 26,21 Punkten glücklich gewann. Sam Esteve hatte versäumt seine Wertung auf der Port-Seite zu vervollständigen und rutschte so auf Rang 9 zurück. Zuvor waren Bodhi Kempen gegen Foivos Tsoupras und Tigo Kort gegen Tim Ruyssenaars weitergekommen, der zuvor Sebastian Gux aus dem Weg geräumt hatte. Auch Felix Volkhardt musste seine Hoffnung begraben, noch Platzierungen gut zu machen. Mit fast sieben Punkten Vorsprung setzt sich Jacopo Testa in diesem Heat souverän durch. Aus deutscher Sicht war damit nur noch Niclas Nebelung im Rennen, der seinen vierten Platz aus der Hinrunde verteidigen musste und sogar noch Chancen hatte mit einer Podiumsplatzierung zu enden.

Schon bald näherte sich die Double dem Ende und nur noch zwei Heats standen aus, bevor die Eins-gegen-eins Konfrontation über die ersten sechs Plätze im Wettbewerb entschied. Eine dicke Sturmfront die aufzog verschärfte die Bedingungen zum Ende des Wettkampfs. Die brachte zunächst viel Wind von deutlich über 40 Knoten und am Ende auch noch Starkregen, was bei Südwestwinden nicht immer gutes bedeutet.

Sowohl Tigo Kort und Bodhi Kempen, die als erstes bei diesen Bedingungen gegeneinander antraten, als auch Eugenio Marconi, der jetzt auf seinen Landsmann Jacopo Testa traf, waren schon jetzt die Gewinner des Wettbewerbs und zeigten eindrucksvoll, dass sie in den Startlöchern zur Wachablösung stehen, wenn es um internationale Titel geht. Bodhi Kempen holte sich bei diesem Schlagabtausch den Sieg und der 19-Jährige beendet die Saison damit bereits hinter Jacopo Testa auf dem fünften Gesamtrang in der European Freestyle Pro Tour Wertung.

Im direkten italienischen Duell gab es für Eugenio Marconi trotz eines hochbewerteten Kabikuchi und Burner gegen Jacopo Testa noch nichts auszurichten. Mit 35,84 zu 28,92 Punkten setzt sich der amtierende Europameister durch. Auch für Bodhi Kempen war gegen Jacopo Testa Schluss, der jetzt auf Niclas Nebelung traf.

Bei diesem Heat wurden die Zuschauer mit einer einmaligen, finalwürdigen Show verwöhnt. Beide Fahrer zeigten Freestyle auf höchstem Niveau. Jacopo Testa baut seinen Heat wie gewohnt souverän auf. Burner, Skopu, Kabikuchi auf der Port-Seite und Spock Culo, Kabikuchi und Shove it Spock Spock auf der Starboard-Seite addierten sich zu 37,75 Punkten. Aber Niclas Nebelung ließ sich nicht lumpen und verteidigte seinen vierten Platz erbittert. Mit Doppel Air Culo und Air Funnel Burner scort er am Ende 41,07 Punkte zusammen. Lennart Neubauer konnte sich im anschließenden Heat glücklich schätzen, dass Niclas Nebelung an diese Leistung nicht mehr anknöpfen konnte.

Beim Kampf um den dritten Platz ließ der Wind etwas nach und die Erfahrung des jungen Griechen mit größeren Segeln zahlte sich aus. Niclas Nebelung zeigte sich aber mit der Rückrunde zufrieden. In seinem Heat gegen den Europameister Jacopo Testa hatte er gezeigt, dass er immer für einen Platz ganz oben in der Spitze gut ist. Mit seinem Sieg gegen Niclas Nebelung hatte Lennart Neubauer noch etwas anderes erreicht. Unabhängig davon, wie sich die Veranstaltung weiter entwickeln würde, hatte er sich nun seinen ersten Freestyle-Europameistertitel gesichert.

Zur Beendigung der Double Elimination reichte es dann nicht mehr. Die vorüberziehende Front hatte dafür gesorgt, dass der Wind nachließ und der Versuch, den Heat zwischen Steven van Broeckhoven und Lennart Neubauer noch zu starten, erwies sich nach mehreren Versuchen als nicht mehr möglich. Dank seines Sieges in der Single Elimination gewinnt Yentel Caers das EFPT-Finale 2023 am Brouwersdam.

Auch bei den Damen konnte das Finale nicht beendet werden, nachdem Arrianne Aukes sich erneut gegen Lisa Kloster durchsetzen konnte. Maaike Huvermann gewinnt ohne, dass sie ihren ersten Platz aus der Single Elimination zu verteidigen braucht.

Lennart Neubauer hat auf der European Freestyle Pro Tour 2023 einen perfekten Einstand nach seiner Verletzung. Zu Saisonbeginn holte er sich beim FTP King & Queen of the Caribbean 2023 den zweiten Platz hinter Youp Schmit. Beim EFPT Austria am Neusiedler See wehrt er den unglaublichen Durchmarsch von Steven van Broeckhoven in der Double Elimination souverän ab. Nachdem der EFPT Vieste wegen mangelndem Wind ohne Ergebnis im Freestyle endete, war der letzte Tourstopp hier in den Niederlanden entscheidend. Mit einer Gesamtpunktzahl von 393 Punkten ist er der neue Europameister vor Steven van Broeckhoven (361,5 Punkte) und Yentel Caers (348 Punkte), der mit seinem ersten Platz am Brouwersdam das Podium komplettiert.

Maaike Huvermann holt sich ihren fünften Titel bei der European Freestyle Pro Tour vor Lisa Kloster und Oda Johanne Br�dholt, die in Brouwersdam nicht angetreten ist.