Michele Becker im Interview: Hochmotiviert in die neue Saison

Michele Becker im InterviewHochmotiviert in die neue Saison

von Leo Richter
In der letzten Saison war es sehr spannend im Worldcup Foil Slalom zu verfolgen. Es konnten viele unterschiedliche Fahrer auf unterschiedlichem Material Rennen gewinnen. Wie schätzt du in Relation die Wichtigkeit von Equipment und Fahrerskills ein?
Das ist auf jeden Fall eine sehr gute Frage. Definitiv muss man beides haben. Wenn man der beste Windsurfer ist, aber kein gutes Material hat, dann wird man im Zweifel nicht viel gewinnen. Wenn es anders herum ist kommt da auch nichts bei rum. Es ist schwer eine Relation in Zahlen festzulegen. Aber wie du gesagt hast, es haben neun oder zehn verschiedene Leute im Laufe der Saison Rennen gewonnen und das auf unterschiedlichstem Material. Das zeigt, dass wenn man einen guten Lauf erwischt, mit fast allen Marken gewinnen kann. Es kommt dann einfach darauf an, worauf man seinen Fokus legt. Zum Beispiel im Thema Topspeed und Kontrolle, oder ob man eher konstant fährt oder immer alles riskiert. Da splitten sich dann gute Fahrer und gutes Material und jeder muss für sich die passende Lösung finden.

Johan Søe wäre 2023 fast Weltmeister geworden, wurde allerdings in Japan aufgrund einer unerlaubten Veränderung an einem Segel disqualifiziert. Was denkst du darüber?
Ich finde es ist gerechtfertigt, dass er disqualifiziert wurde. Es gibt nun einmal die Regeln und sein Material hat nachweislich nicht den Regeln entsprochen. Da muss auf jeden Fall hart durchgegriffen werden. Man kann nicht kulant sein, nur weil er jung ist und gut gefahren ist.

Es gibt eine Sache, die ich an dem Thema etwas schwierig finde. Ich respektiere Johan für seine Leistung, aber ich finde es blöd wie er auf Social Media mit der Situation umgegangen ist. Er hat zum Teil gelogen, da er behauptet hat, er sei mit dem Segel keine Rennen gefahren. Er hat das Segel auf jeden Fall auf Sylt benutzt und auch in Japan ist er damit in einem Rennen gestartet, welches dann abgebrochen wurde. Das ist ein Punkt, den ich an der ganzen Situation am meisten kritisieren würde.
Michele Becker im Interview: Hochmotiviert in die neue Saison
Michele Becker im Interview: Hochmotiviert in die neue Saison
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Der heißeste Shit momentan ist die neue Fin-Slalom Disziplin im Worldcup: Slalom X. Die Windsurfwelt ist gespannt, was die Änderung im Worldcup mit sich bringt. Wie stehst du dazu? Wirst du mitfahren?
Ich persönlich werde Slalom X nicht mitfahren. Ich habe momentan, mal sehen wie langfristig, Finne für mich abgehakt. Ich merke halt, dass es mir guttut, mich zu spezialisieren. Das ist nun schon seit mehreren Jahren das Foil-Racing. Ich freue mich aber umso mehr darauf, die Rennen live oder im Livestream anzusehen. Ich denke die Rennen werden sehr spektakulär. Gerade weil die Disziplin nur an windigen Tourstopps stattfindet. Das verspricht viel Action. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Fahrerfeld überraschend groß sein wird, so wie früher. Ich denke auch nicht, dass damit die Disziplin Slalom im großen Stil wiederbelebt wird. Ich glaube aber, dass sich ein paar Finnenspezialisten dabei ordentlich ausleben können.
Michele Becker im Interview: Hochmotiviert in die neue Saison
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Wie kann denn so ein Kurs aussehen und wer fährt mit? Werden es nur Slalomfahrer sein oder werden sich auch einige Waver und Freestyler daran wagen?
Aktuell glaube ich profitieren ehemalige und aktive Slalomfahrer am meisten davon, weil die Abweichungen zu einem klassischen Slalom nicht allzu groß sind. Vielleicht gibt es ein paar mehr Halsen, einen Beachstart oder man muss mal springen. Es ist damit noch deutlich entschärft im Vergleich zum Super X, das es damals gab. Man muss keine Duck Jibes und Frontloops machen. Dementsprechend geht das mehr in die Richtung der Racer, was die Teilnehmer betrifft.

Wir bleiben beim Worldcup. Wer sind die Favoriten im Foil-Slalom? Du selbst?
Das ist natürlich schwierig zu beantworten (lacht). Ich denke, dass Amado Vrieswijk und Johan Søe die beiden Jungs sind, die man nächste Saison schlagen muss. Einfach weil sie vom Speed und von der Performance letzte Saison krasse Sachen gezeigt haben. Amado ist im Endeffekt nur auf dem zweiten Platz gelandet, aber man muss sehen, dass er mit schlechten Events gestartet ist und dann immer besser geworden ist. Und Johan war die ganze Saison lang konstant, hat sogar ein Event verpasst. Die beiden schätze ich als größte Titelfavoriten ein. Wo ich mich dann da einreihe, muss man mal schauen. Grundsätzlich denke ich schon, dass ich auch die beiden konstant schlagen kann. Wie häufig sich das dann umsetzen lässt, werden wir sehen.

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