Michele Becker im Interview: Hochmotiviert in die neue Saison

Michele Becker im InterviewHochmotiviert in die neue Saison

von Leo Richter
Zurück zu dir. Der Windsurfsport und die Industrie sind nicht mehr so groß wie sie es mal waren. Wie realisierst du das professionelle Windsurfen?
Das ist eine gute Frage. Ich habe auf jeden Fall mit Patrik einen sehr guten Partner. Wir haben auch damals schon eine langfristige Zusammenarbeit angestrebt. Das gibt mir halt eine gewisse Sicherheit. Ich werde von denen unterstützt und je besser ich fahre, desto mehr werde ich vergütet. Ich habe darüber hinaus noch weitere Partner, wie zum Beispiel „Windlounge“ und „North Shore Management“, die mir die finanzielle Möglichkeit geben, an mehreren Events teilzunehmen. Wenn ich bei den Events dann gut fahre, gibt es Preisgeld. Dementsprechend ist es momentan für mich gut möglich das Leben so zu führen. Ich bin aber konsequent darin bestrebt weitere langfristige Partner zu suchen.
Michele Becker im Interview: Hochmotiviert in die neue Saison
Michele Becker im Interview: Hochmotiviert in die neue Saison
Michele Becker im Interview: Hochmotiviert in die neue Saison
Patrik ist dein Hauptpartner im Moment. Wie sieht die langfristige Zusammenarbeit aus und inwiefern hat deine überraschend gute Saison dein Standing und deine Zusammenarbeit mit der Firma verändert.
Ich hatte letztes Jahr im April schon die Möglichkeit eine Woche für Patrik nach Frankreich zu fahren. Dort habe ich dann Nico Warembourg und Alex Cousin kennengelernt, die zusammen das gesamte Foil Material, heißt Segel, Bretter und auch das Foil, entwickelt haben. Ich konnte dort zum ersten Mal das Patrik Aeon-Foil ausprobieren. Es wurde von mir auch Feedback erwartet. Das wurde zunächst angenommen und etwas bei Seite gelegt, weil da noch niemand wusste, wie gut ich tatsächlich bin. Auch Patrik Diethelm selbst hat damit nicht gerechnet.

Im Laufe der Saison und mit jedem Event, bei dem ich nochmal mein Können unter Beweis stellen konnte, wurde ich weiter in den Entwicklungsprozess eingebunden. Ich durfte dann mehr Feedback geben, Prototypen ausprobieren und Entscheidungen treffen. Das ist für mich eine große Ehre und tolle Möglichkeit weiter ins Team zu wachsen.

Mir macht das extrem viel Spaß, das Material zu entwickeln. Gerade die technischen Aspekte des Foils bieten eine super Möglichkeit zu fachsimplen und sich Gedanken über mögliche Verbesserungen zu machen. Mir liegt das auch gut, mich damit auseinanderzusetzen. Mir bringt es einfach total Spaß stundenlang Kleinigkeiten am Material zu ändern und Sachen auszuprobieren, um noch die letzten Nuancen rauszuholen.
Michele Becker im Interview: Hochmotiviert in die neue Saison
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Du erzählst gerade begeistert vom Tunen und ständigen Schrauben an dem Material. Gehst du auch noch einfach zum Spaß Windsurfen? Heißt: Sieht man dich auch mal außerhalb der Trainings- und Test-Sessions cruisen oder auf Wave- und Freestyle-Material auf dem Wasser?
Grundsätzlich sind die zwei Sachen, die mir am meisten Spaß am Windsurfen machen, Trainieren und Material testen. Also wirklich Stunden investieren, bei denen man am Ende merkt, entweder das Material und Setup wird besser oder ich werde besser. Beides belohnt mich sehr.

Bis ich 18 oder 19 war, wollte ich Profi-Freestyler werden, weil mir das im Jugendalter sehr viel Spaß gemacht hat und ich auch schnell Fortschritte verbuchen konnte. Irgendwann musste ich dann realisieren, selbst wenn man ein riesiges Talent hat, wie zum Beispiel Niclas Nebelung, kann man das mit der Karriere im Freestyle in Deutschland vergessen. So habe ich mich dann für Slalom entschieden. Mittlerweile habe ich aus Zeitgründen und Vernunftgründen, was das Verletzungsrisiko angeht, gar kein Wave- oder Freestyle-Material mehr. Ich mache dann stattdessen andere Sachen und trainiere zum Beispiel bei Welle Slalom, oder schaue halt den Profis in der Welle zu.

Momentan ist das Profileben für dich gut realisierbar und wird das wahrscheinlich auch noch ein paar Jahre bleiben. Auf Dauer mit Windsurfen sein Geld zu verdienen ist schwer möglich. Hast du Zukunftspläne abseits des Windsurfens?
Es ist wirklich schwer zu sagen, wie lange man das Profidasein tatsächlich durchzieht. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich der Typ bin, der noch mit Mitte 40 im Worldcup mitfährt. Ich möchte auf jeden Fall noch besser werden und schauen, wo mein persönliches Maximum in puncto Performance liegt. Ich plane nicht damit mein komplettes Leben zu füllen. Ich habe eine Ausbildung zum Industriekaufmann in der Firma von meinem Vater gemacht. Ganz langfristig gesehen ist es eine attraktive Option, dass ich in die Firma einsteige.

Danke, dass du dir die Zeit für uns genommen hast. Wir drücken dir für die kommende Saison natürlich fest die Daumen.

Fotos: PWA/John Carter, Multivan Windsurf Cup/Henning von Jagow (@hanok_upnorth), Privat

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