Der zweite Tag des Fuerteventura PWA Grand Slam 2023 hatte von allem etwas zu bieten. Bei zunächst leichteren Winden von 14 bis 18 Knoten und relativ flachem Wasser wurden die ersten Rennen gestartet. Als die Sonne im Laufe des Nachmittags durchkam setzte die Windmaschine von Fuerte wieder ein. Böen von über 30 Knoten und die aufkommende Dünung sorgten erneut für viele spannende Rennen und spektakuläre Szenen.

Für eine dieser Szenen sorgte ausgerechnet Sarah-Quita Offringa in der sechsten Elimination. An Position zwei hinter Justine Lemeteyer liegend, die zu diesem Zeitpunkt auf dem Foil noch leicht im Vorteil war, überquerte sie nicht wie geplant die Ziellinie, sondern kämpfte mit einem schweren Spin-out, der sie einige Meter links von der Boje verschlug und zu Fall brachte. Aber die Position 11 in diesem Finale kann sie leicht verschmerzen. Als der Wind im Laufe des Nachmittags zunahm, dominierte Sarah-Quita Offringa erneut das Renngeschehen und mit drei Siegen infolge gelingt ihr wieder ein beeindruckender Hattrick wie am Vortag. Mit sechs Siegen in bislang neun Eliminations hat sie einen soliden Vorsprung von 12,5 Punkten und dürfte nicht mehr zu stoppen sein. Die Herren, die ausschliesslich auf Finne fuhren, wie Jordy Vonk oder Taty Frans, haben in der Arubanerin ihren unnachahmlichen Meister gefunden.

Die amtierende Weltmeisterin Marion Mortefon konnte zuvor die fünfte Elimination für sich entscheiden. Mit den guten Platzierungen von Vortag und zwei Streichern liegt sie zurzeit an der zweiten Position. Nur jeweils einen Punkt dahinter lauern Justine Lemeteyer und die aktuelle World Tour-Führende Blanca Alabau auf den dritten und vierten Rang. Für Blanca Alabau begann der Tag alles andere als optimal. Gleich in der ersten Elimination des Tages wurde sie wegen gefährlichen Fahrens disqualifiziert als sie Jenna Gibson in einer Halse zusetzte. Trotzdem kann sich die Spanierin an diesem Tag über gute Platzierungen freuen. Mit zwei zweiten und zwei dritten Plätzen bringt sie sich wieder in Position.

Nach einem alles andere als idealen Start gestern legte Nicolas Goyard am zweiten Tag einen Gang zu. Mit drei Siegen infolge setzt er sich eindrucksvoll an die Spitze der Gesamtwertung. Der Franzose, der noch am Tag vor der Veranstaltung einen neuen Foil-GPS-Rekord aufstellte, war sichtlich schneller als der Rest des Felds und konnte sogar dann noch aufholen, wenn er einen nicht so guten Start erwischte oder wenn einer der Fahrer ihn auf Downwindkurs attackierte. Das Segel von Nicolas Goyard ist sichtbar kleiner als das der Konkurrenten und es wird sein Geheimnis bleiben, wie er diese Performance mit seinem Material zu erzielen weiß.

Dafür dass sich Nicolas Goyard am letzten Tag nicht wie Sarah-Quita Offringa bereits auf diesen Lorbeeren ausruhen kann, sorgt zurzeit vor allen Johan Søe, der erneut mit Spitzenleistungen zu glänzen weiß. Mit zwei vierten und einem zweiten Platz im letzten Rennen liegt er nur 0,9 Punkte hinter Nicolas Goyard und ist jetzt auf den besten Weg zu seinem ersten Podiumsplatz ist.

Amado Vrieswijk startete als Zweiter in den Tag. Allerdings schied Vrieswijk dann im Halbfinale der fünften Ausscheidung aus und verpasste zum ersten Mal in dieser Woche einen Platz im Siegerfinale, wodurch er trotz des Gewinns des B-Finales auf den dritten Platz zurückfiel. Aber wie Johan Søe bleibt auch Vrieswijk fest im Rennen, sollte Nicolas Goyard am letzen Tag Fehler machen.

Der amtierende Weltmeister Maciek Rutkowski crashte im Viertelfinale der ersten Elimination ausgerechnet bei der Zieleinfahrt. Sein Foil geriet an das Ankerseil der Boje, was seiner Aussage nach dazu führte, dass ihm sein schnellstes Segel und sein schnellster Mast brachen. Dennoch konnte er die erste Elimination des Tages mit einem dritten Platz beenden. In der zweiten Elimination wurde er dann im Semifinale von Matteo Iachino, Amado Vrieswijk, Nico Prien und Michele Becker ins B-Finale verwiesen. Das letzte Rennen beendete er im Finale an Position vier, wo der Pole zurzeit auch im Gesamtergebnis liegt.

Matteo Iachino qualifizierte sich für alle drei Siegerfinalläufen, wird aber mit den Ergebnissen auf den Plätzen sechs, fünf und sieben für seine Ansprüche kaum zufrieden sein.

Sein Landsmann Bruno Martini liegt in der Gesamtwertung an Position sechs. Wenn jemand der Preis für die besten Entertainment-Einlagen gebührt, dann ihm. Ob es eine Alles-oder-nichts-Einstellung, ein leichter Konzentrationsmangel ist, der ihn, wie Ben Proffitt kommentiert, immer wieder auf Downwind-Mission bringt, kann man von der Ferne schwer entscheiden. Plötzlich fällt er leicht ab, scheint dem Sturz schon beträchtlich nahe zu sein, bekommt mit seiner enormen Kraft das Material wieder in den Griff und fährt wie von Sinnen auf Raumwindkurs aus den Sichtfeld der Kamera. Eine zeitlang musste man dann Ben Proffitts Kommentar vertrauen, dass er noch steht, bis er auf einmal wieder im Teilnehmerfeld auftauchte.

Michele Becker konnte wieder zeigen, dass er das ganze Potential hat, bei den besten Fahrern der Welt mitzuhalten. Die Attacke auf Nicolas Goyard an der letzten Boje, die ihn in der zweiten Elimination kurzzeitig die Führung einbrachte, hielt zwar nur kurz, aber als Zweiter in diesem Rennen läßt er viele große Namen bereits hinter sich. Sollte er einen soliden dritten Wettkampftag hinlegen, kann es für ihn mit dem zweiten Streichergebnis ganz nach oben gehen. Zurzeit liegt er an Position acht zwei Ränge vor Nico Prien, der ebenfalls in zwei Finalläufe einziehen konnte.

Heute soll es etwas schwächere Winde geben, was erneut den Foil-Spezialisten zuspielen dürfte.

PWA Fuerteventura Grand Slam 2023

Zwischenergebnis Slalom Damen (9 Eliminations)
1. Sarah-Quita Offringa
2. Marion Mortefon
3. Justine Lemeteyer
4. Blanca Alabau
5. Jenna Gibson

Zwischenergebnis Slalom Herren (5 Eliminations)
1. Nicolas Goyard
2. Johan Søe
3. Amado Vrieswijk
4. Maciek Rutkowski
5. Matteo Iachino
6. Bruno Martini
7. Pierre Mortefon
8. Michele Becker
9. William Huppert
10. Nicolas Prien

Fotos: PWA / John Carter