FPT Kapstadt 2023: Die Wave-Spezialisten nutzen ihre Chance

FPT Kapstadt 2023: Die Wave-Spezialisten nutzen ihre Chance

Beim ersten Tourstopp der FPT in Südafrika, setzen die anwesenden Top-Wavefahrer die Freestyle-Elite nicht nur in der Welle erheblich unter Druck.

von Sven Block
Zwei Ausscheidungen am Rietvlei-See und am Wavespot in Doodles sollten beim FPT in Kapstadt eigentlich für faire Chancen für Freestyler und Waver gleichermaßen sorgen, aber Marc Paré und Alessio Stillrich überraschen mit ihren erstaunlichen Freestyle-Skills. Der junge Franzose Mathis Mollard komplettiert das Podium beim ersten FTP Event. Pauline Katz gewinnt bei den Damen.

Der Wind setzt in Kapstadt normalerweise erst gegen Mittag ein, aber als die Fahrer um 9 Uhr morgens zur Registrierung kamen, wurden sie gleich freudig und stürmisch vom sogenannten Black South Easter begrüßt. Starker Wind von Anfang an war ein gutes Zeichen für den Rest des Tages. Nachdem Headjudge Florian Ragossnig beim Skipper's Meeting das geänderte Bewertungsformat erläuterte, lag der Wind bereits deutlich im 30 Knoten-Bereich. Bei einer Mischung aus Wellen- und Freestyle-Bedingungen sowie unter Anwesenheit vieler traditionell waveorientierter Fahrer wurde die Punktzahl auf der Grundlage nur eines Moves auf jeder Seite entschieden. Den ganzen Tag über hielten die Judges Ausschau nach dem besten Forward Loop, Pushloop oder kreativsten Freestyle-Moves.

Erste Runde in Rietvlei


Als sich die Teilnehmer darauf vorbereiteten, aufs Wasser zu gehen, wurde viel darüber geredet, dass einige prominente Wave-Spezialisten am Wettbewerb teilnehmen. Wie würden sie sich hier in Rietvlei bei flachen Wasser mit ihrem begrenzten Freestyle-Repertoire und ihren Wave-Equipment schlagen können? Nicht nur Marc Paré, Alessio Stillrich und Florian Jung hatten sich für den Event angemeldet. Auch Baptiste Cloarec, Arthur Arutkin und Miguel Chapuis liessen es sich nicht nehmen, im fremden Terrain fischen zu gehen.
FPT Kapstadt 2023: Die Wave-Spezialisten nutzen ihre Chance
Marc Paré überrascht beim FPT in Kapstadt mit seinen Freestyle-Künsten.

Der heftige Wind richtete dabei einiges Chaos an und bereitete dem Teilnehmerfeld zum Teil erhebliche Probleme ihr Programm einfach runterzuspielen. Abtauchen und ducken gerieten zum Drahtseilakt oder führten zumindest dazu, dass wenn etwas schiefging, das Material oft meterweit wegflog. Dudu Levi beeindruckte trotz der rauen Bedingungen und hatte sein Equipment fest im Griff, aber im Heat gegen den aktuellen Weltmeister Adrien Bosson, der wieder in einer eigenen Liga fuhr, wurde auch er ausgeschaltet. Maarten Molenaar setzte sich im teaminternen Gunsails-Duell gegen David Jeschke durch. Beide Fahrer nahmen zum ersten Mal überhaupt an der Freestyle Pro Tour teil. Marco Lufen, Dieter Van der Eyken und George Grisley konnten sich ebenfalls durchsetzen, als der Wind bereits anfing, die 40 Knoten-Marke zu überschreiten.

Überraschend für die Wettkampfrichter waren aber vor allen die Leistungen von Marc Paré, Florian Jung und Alessio Stillrich, die alle einen soliden Lauf hinlegen konnten. Sie zeigten Ponches, Flakas und Spocks in Kombination mit einigen stilvollen Old-School-Manövern und signalisierten so, dass sie es in diesem für sie ungewohnten Teilnehmerfeld mehr als ernst meinten.

Der junge Franzose Mathis Mollard zog alle Blicke auf sich, als er Adam Sims im Viertelfinale besiegen konnte. Unter starker Unterstützung seiner Landsleute am Ufer setze der 21-Jährige seine Skopus und Burner so nahe am Richterturm hin, dass scherzhaft Bedenken geäußert wurde, er wolle auf den Judges landen. Auf der anderen Seite begann Marc Paré mit seinem Wave-Equipment seine Freestyle-Künste zu zeigen und beeindruckte die Jury mit Culos und Konos. Zu den letzten vier gesellten sich Dieter Van der Eyken und Adrien Bosson, die auch in Finale gegeneinander antraten. Im Kampf um den dritten Platz spielte Mathis Mollard dann eine leichte Schulterverletzung von Marc Paré zu, die sich der Spanier in der Vorrunde zugezogen hatte, sonst wäre es auch um den dritten Platz knapp gewesen.
FPT Kapstadt 2023: Die Wave-Spezialisten nutzen ihre Chance
Gegen Adrien Bosson war am Rietvlei-See kein Kraut gewachsen, aber unter Wave-Bedingungen musste er sich geschlagen geben.

Bei den beiden Freestyle-Spezialisten Adrien Bosson und Dieter Van der Eyken setzte sich der amtierende Weltmeister gegen den Routinier aus Belgien durch. Dieter Van der Eyken hatte etwas Pech und war beim Versuch sein Segel zu ducken gestürzt. Das Material wieder einzufangen, dauerte bei bei den Windverhältnissen eine gefühlte Ewigkeit und kostete zu viel Zeit, um noch etwas entgegenzusetzen.

Sowohl Adrien Bosson als auch Dieter Van der Eyken sind für ihre Fähigkeiten in der Welle bekannt, aber Marc Paré hatte seine Allround-Qualitäten ebenfalls bereits eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Wie sollten sich die Verhältnisse ändern, wenn jetzt an einen Wavespot gewechselt wird?

Zweite Runde: Doodles


Bereits bei der Ankunft war der allgemeine Konsens unter den Freestylern, dass es eine ziemlich dumme Idee wäre, hier noch mit der Freestyle-Ausrüstung loszuziehen. Segel in unterem 3er Bereich waren jetzt die richtige Wahl. Nur George Grisley vertraute bei diesen Bedingungen noch seinem Freestyle-Equipment und zeigte noch gekonnt seine Burner und Skopus auf dem Wasser. Auch wenn sich Dieter Van der Eyken und Adrien Bosson mit unglaublichen Spock Culos und Spock Konos zur Wehr setzten, dominierten jetzt die Waver den Luftraum. Baptiste Cloarec, Arthur Arutkin und Miguel Chapuis liessen es sich nicht nehmen an einem Tag, der Bedingungen wie an einem guten Tag in Pozo bot, Plätze gutzumachen.

Auch Mathis Mollard wurde nicht müde seine gute Hinrunde in Rietvlei zu verteidigen, aber am Ende war es Adam Sims, der es unter den traditionellen Freestylern am weitesten schaffte. Einige massive Backloops in Kombination mit Konos, Culos und Spocks brachten bei diesen Bedingungen die beste Wertung.

Alessio Stillrich und Marc Paré konnten die Angriffsversuche von Baptiste Cloarec, Arthur Arutkin und Miguel Chapuis abwehren und zogen ins Finale ein. Mit einem der höchsten Pushloops in to Forward der jemals in einem Freestyle-Wettbewerb gezeigt wurde, setzt sich Marc Paré gegen Alessio Stillrich, der bei einigen verrückten Double Forwards zu oft zu Boden ging, durch. Auf dem dritten Platz landete Miguel Chapuis, dem es gelang, Adam Sims im kleinen Finale am Wavespot zu besiegen.

Zurück im Milnerton Aquatic Club dann die Bekanntgabe der Ergebnisse. Marc Paré, der mit seinem unerwartet hohen Freestyle-Niveau alle Anwesenden beeindruckte, gewinnt den Event und war den Anwesenden jetzt eine Erklärung schuldig. „Immer wenn der Wind in Pozo schwach wird, versuche ich einfach, das Segel zu ducken. Auf diese Weise habe ich einige der grundlegenden Powermoves auf meiner Wellenausrüstung gelernt“, verriet der Spanier, als er gefragt wurde, wo er das alles gelernt habe.

Auf dem zweiten Platz landete Alessio Stillrich, der ebenfalls seinen Allround-Qualitäten eindrucksvoll unter Beweis stellen konnte. Das Podest wurde zur Überraschung aller von Mathis Mollard komplettiert. Zwei gute Ergebnisse bei ganz verschiedenen Bedingungen, summierten sich zu einem verdienten dritten Gesamtrang.

Gesamtergebnis Herren:
1. Marc Paré
2. Alessio Stillrich
3. Mathis Mollard
4. Adam Sims
5. Adrien Bosson
6. Dieter van der Eyken
7. Florian Jung
7. Baptiste Cloarec
9. Arthur Aurtkin
9. Victor Landau

Gesamtergebnis Damen:
1. Pauline Katz
2. Aurore Bous

Gesamtergebnis Amateure Herren:
1. Victor Landau
2. Sietse de Jager
3. Clement Auger

Fotos: FPT Tour / Miles Taylor