Der WINDSURFERS Jahresrückblick 2018 Teil I: Back to the Roots & Foil Freestyle

Der WINDSURFERS Jahresrückblick 2018 Teil IBack to the Roots & Foil Freestyle

von Loris Vietoris
April: Frauen-Windsurfen ist cool
Ohne direkt die Sexismus-Keule schwingen zu wollen im quasi reinen Männer-Sport Windsurfen wurden Frauen in den letzten zehn Jahren immer stiefmütterlich behandelt. Dabei geht es nicht um das klassische Hookipa-im-Bikini-Foto auf Instagram, sondern nur um den Profisport. Es gibt keine Windsurferin, die nur von ihrem Sport leben kann. Die Morenos sind SUP-Profis und Physiotherapeuten, Sarah-Quita, das wahrscheinlich größte Windsurf-Allround-Talent der letzten Jahre, fuhr ohne Segel-Sponsor und hat neben der Tour noch studiert. Der Rest des Feldes im Worldcup der Damen wird von ihren Sponsoren mit Rabatt auf den Materialeinkauf abgespeist. Klar, dass dann auch sportlich das Niveau nicht steigt! Mit dem Einstieg von unglaublich ambitionierten Windsurferinnen wie Justyna Sniady, Deutschlands Lina Erpenstein, Maaike Huvermann, Amanda Beenen und einigen mehr hat sich das geändert. Einen Damen-Heat ohne Stalled Forward, Push- und Backloop zu gewinnen ist inzwischen quasi unmöglich. Und endlich ändert sich auch die Einstellung der Industrie. Dieses Jahr gab es mit Pozo das erste mal einen Worldcup, bei dem die Siegerin der Damen genauso viel Preisgeld gewonnen hat wie der Sieger der Herren. Das erste mal! In 2018! Damit ist Windsurfen den meisten Sportarten sogar noch voraus. Super für die windsurfenden Damen war auch der reine Damen-Worldcup in Marokko. Abseits von den immer im Fokus stehenden, männlichen Windsurf-Superstars (Ok, wir lieben Philip Köster auch!) zeigten die Waveriderinnen, dass mit ihnen auch in masthohen Wellen absolut zu rechnen ist. So langsam wurde es auch Zeit, dass das jeder bemerkt.
Der WINDSURFERS Jahresrückblick 2018 Teil I: Back to the Roots & Foil Freestyle
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Mai: Niclas Nebelung - die neue Nummer 1
Im Binnenland aufgewachsen und seit zwei Jahren an der Küste zuhause. Niclas Nebelung hat sich gemacht und sitzt auf dem Thron der deutschen Flachwasser Ballerinas. Früher bestand die Tagesaufgabe für ihn häufig darin mit der Bahn zum Lieblingsimbiss zu fahren um eine große Friko, Pommes Mayo zu bestellen. Seit dem hat sich einiges im Leben des Wirtschaftsinformatik Studenten geändert, die Liebe für frittierte Kartoffeln ist aber geblieben. Das Jahr verlief für den gebürtigen Duisburger besser als erwartet, er geht aus der Saison als GFB Pokalsieger hervor. Mit zwei von zwei möglichen Siegen setzte er sich an die Spitze. Dieses Jahr fanden sich die German Freestyle Battler zwei mal auf der Sonneninsel Fehmarn zusammen, um ihren Sieger zu küren. Grundvoraussetzung um Freestyle größen wie Tilo Eber oder Valentin Böckler hinter sich zu lassen sind ganz klar doppelte Powermoves, Nebelung springt viele davon knöcheltrocken. Im Windsurfers Interview verriet Niclas, dass er lieber Cola anstatt Bier trinkt aber ob das 2019 auch so bleibt, steht in den Sternen. Fest steht allerdings, dass es für die anderen Top Freestyler schwer wird ihn auf seinem Durchmarsch zu stoppen.

Niclas Nebelung triumphiert
Der WINDSURFERS Jahresrückblick 2018 Teil I: Back to the Roots & Foil Freestyle
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Juni: Foil Freestyle und die Eigendynamik der Schweizer Trickmaschinen
Die Müller Geschwister Clemens, Jakob und Balthasar sind so etwas wie Tick, Trick und Track. Der Bieler See in der Schweiz ist ihr Spielplatz.
Foilen ist schon bei unfassbar wenig Wind möglich und das Berner Kanton wird derzeit noch nicht vom Südost-Passat belüftet. Die Zutatenliste zum Freestylen auf dem Carbonflügel ist Simpel, man nehme: Wenig Wind und kreative Köpfe. Balz und sein Bruder Jakob sind wirkliche Pioniere in diesem Bereich. Dass Foilen sich so rasant entwickelt, haben die wenigsten für möglich gehalten. Foilen bietet gerade im Inland gefangenen Surfern die Möglichkeit die Time on Board maximal zu steigern. Die PWA sieht Foil-Windsurfen als Option Kursrennen in eigentlich widrigen Bedingungen abzuhalten, doch Foilen ist wie sich gerade zeigt viel mehr. Anfang des Jahres sahen die Versuche der Müller Brüder ehrlich gesagt eher nach gewolltem Suizid aus. Heute flattert fast jeden Tag ein neues Freestyle Manöver durch die Sozialen Netze. Kreativität und Innovation scheinen die schweizer Geschwister auf dem Foil für sich gepachtet zu haben. Culos, Burner, Skopus, Airfunnels, Airflakas und sogar Shiftys gehören mittlerweile zum Repertoire. Wenn man Weltmeistertitel in der Disziplin vergeben würde, dann wären die Müllers sicherlich die neuen Moreno Twins.

Foilkommener Wahnsinn unter rot-weißer Flagge!
August: Victor Fernandez vs. Philip Köster
Dieses Jahr ging es in den Wave-Worldcups richtig wild zu. Während für unseren Lieblings-Windsurfer Philip Köster beim Saisonauftakt in Pozo Izquierdo alles nach Plan lief ein dominanter Sieg mit massiven Stalled Doubles, Pushloop-Forwards und Triple-Versuch im Finale lief bei seinem ärgsten Konkurrenten Victor Fernandez so gar nichts. Der Spanier verpasste wegen drei anstatt zwei gewerteten Sprüngen das erste mal seit 10 Jahren das Podium an diesem Spot. Eine Katastrophe! Fernandez springt keine Push-Forwards und konnte in der Top-Gruppe so einfach nicht mithalten. Hinter den Kulissen wurde schon schadenfroh gemunkelt, dass nach 17 Jahren Profi-Dasein bei Fernandez jetzt die Luft raus ist. Selten sollte sich jemand so geirrt haben. Auf Teneriffa katapultierte sich Victor Fernandez mit einem Sieg in eher schwachen Cabezo-Bedingungen zurück ins Titelrennen und Philip In-it-to-win-it Köster holte ohne Druck im Segel nur Platz 5. Die Entscheidung im Kampf um die Weltmeister-Krone sollte wie so häufig beim Saison-Finale auf Sylt fallen. Auf Deutschlands nördlichster Insel schied Köster erneut überraschend und komplett unterpowert gegen den Freestyler Anthony Ruenes aus. Währenddessen hatte sich aber der überragend fahrende Ricardo Campello zum neuen Titel-Favoriten aufgeschwungen. Drama pur! Am Ende gewann Thomas Traversa den Worldcup, Ricardo wurde zweiter und damit Vize-Weltmeister. Und der Titel? Der ging erneut an Victor Fernandez. Von wegen die Luft ist raus!

Wir melden uns nächste Woche mit dem zweiten Teil unseres Jahresrückblicks zurück. Bis dahin wünschen wir euch frohe Weihnachten.

Text: Loris Vietoris, Lars Niggemeyer
Fotos: Max Droege, Calle Schmidt, PWA/John Carter

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