Twin-Cam vs. Race-Segel - Welches Segel macht mehr Sinn?

Welches Segel macht mehr Sinn?Twin-Cam vs. Race-Segel

von Ingo Meyer
Top Speed - Sieger Race-Segel
An diesem Punkt wurde der Test interessant, da niemand wirklich daran zweifelte, dass das Race-Segel schneller ist. Überrascht hat uns dennoch, wie viel Druck (deutlich mehr als wir erwartet hatten!) das Segel benötigt, um den Geschwindigkeitsbonus zu bekommen. Erst bei direkten Tausch vom Hornet auf das Evo merkt man, wie viel Wind das Race-Segel eigentlich braucht. Wenn das Hornet maximal angepowert war, fühlte sich das Evo immer noch etwas unterpowert an. Als das Race-Segel dann begann sich wohl zu fühlen, war das Twin-Cam schon weit über das Top-End hinaus und Surfen wurde mehr zu einem Kampf um Kontrolle als um Speed. Für dieselbe Windrange sollte man das Race-Segel also immer ungefähr einen Quadratmeter größer Fahren als das Twin-Cam.

Das Race-Segel fühlte sich in den Händen auch ganz anders an. Während das Twin-Cam in Böen arbeitete, um dem Fahrer die Möglichkeit zu geben den Anstellwinkel anzupassen und die Power so auszubalancieren, reagierte das Evo kaum. Das Race-Segel fühlte sich viel schwerer an, steifer und das Profil wirkt festgenagelt. Um das Evo in seiner richtigen Position festzuhalten war richtig Kraft nötig! Kann man diese aufbringen, wirkte das Segel auf der Geraden extrem ausbalanciert und smooth. Wie man es von einer reinrassigen Rennmaschine erwartet.

Robert Stroj definiert den Einsatzbereich: "Ich würde behaupten, dass du ein sehr guter Windsurfer in körperlicher Top-Form sein musst, um die Vorteile eines richtigen Race-Segels voll ausnutzen zu können. Die Segel sind designed um einen Quadratmeter größer gefahren zu werden und dann muss man sich schon gut reinhängen können."
Twin-Cam vs. Race-Segel - Welches Segel macht mehr Sinn?
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Twin-Cam vs. Race-Segel - Welches Segel macht mehr Sinn?
Der Effekt auf das Board war ebenfalls enorm. Das Race-Segel presst das Board auf die Wasseroberfläche, sodass es viel ruhiger fährt als mit dem Twin-Cam. Der erfahrene Racer kann dann nur noch über die Finne fahren. Beim Twin-Cam ist aufgrund des stärker twistenden Designs viel mehr Input nötig, um beim Fahren über die Finne die Balance zu behalten. Das Hornet brachte nicht genug Druck auf's Deck, sodass sich das Board deutlich lebhafter anfühlte.

Andererseits brauchte man beim Twin-Cam deutlich weniger Kraft zum Ändern des Anstellwinkels. Passiert etwas unvorhergesehenes, kann man sich sofort retten. Beim Race-Segel sah das deutlich anders aus. Ohne massiv Kraft aufzuwenden konnte man kaum etwas machen, um Fehler auszubügeln und das Segel wieder zurück in seine angestammte Position zu bringen. Fehlt diese Kraft detoniert man in einer brutalen Bruchlandung. Fehlerverzeihend kann man das nicht nennen! Aber das ist auch nicht der Anspruch eines reinrassigen Racesegels.

Wäre unser Race-Segel einen Quadratmeter größer gewesen als das Twin-Cam, wäre das Race-Segel in derselben Windrange beim Topspeed davongeprescht. Gerade auf kürzeren Schlägen würde sich die extra Stabilität und Effizienz des Worldcup-Segels auszahlen. Das Hornet wäre auf jeden Fall unterlegen - auch wenn es schneller beschleunigt und es leichter zu kontrollieren ist.
Twin-Cam vs. Race-Segel - Welches Segel macht mehr Sinn?
Twin-Cam vs. Race-Segel - Welches Segel macht mehr Sinn?
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Halsen und Handling - Sieger Twin-Cam
Die größten Faktoren in der schlechten Halsen-Performance des Race-Segels sind das Extra-Gewicht und die Steifheit in der Rotation. Beim Shiften nach der Halse braucht man viel mehr Kraft als beim Twin-Cam. Es ist brutal: Wenn du kein korrektes Timing hast und nicht genug Kraft aufwendest, geht der Board-Speed komplett flöten. Mit dem Twin-Cam hat man deutlich mehr Spaß beim Halsen und man kann sogar problemlos Wenden fahren. Eindeutiger Sieg für das Hornet.

Ergebnis
Wir waren überrascht davon, wie gut das Hornet in der All-Round Performance beim RS:EVO mithalten konnte. Natürlich ist ein voll angepowertes Race-Segel in den Händen eines kräftigen Fahrers (was den Top-Speed angeht) unschlagbar. In allen anderen Disziplinen hatte das Twin-Cam die Nase vorne. Der größte Unterschied bestand in der Benutzerfreundlichkeit: Das Hornet ist leichter, beweglicher, bringt dich schneller ins Gleiten, hat ein weicheres, fehlerverzeihenderes Handling und zieht bei Leichtwind sogar besser Höhe. Auch die Boardwahl ist weniger kritisch: Das Hornet ist mit genug Performance ausgestattet, um auf kompromisslosen Speed- und Slalom-Boards gefahren zu werden, gleichzeitig ist es aber auch fehlerverzeihend genug, um auf einem Freerideboard ausgeführt zu werden.

Das Race-Segel dagegen ist einzig und alleine für den Zweck gebaut worden, dass Board auf der Finne fliegend auf Top-Speed zu bringen. Um den Performance-Vorteil überhaupt erahnen zu können, braucht man aber auch mehr Wind, mehr Kraft und on Top ein passendes Slalom-Board.

Letztendlich liegt die Entscheidung, welches Segel das Beste ist an den Präferenzen des Käufers. Bevor man jedoch ein Race-Segel kauft, sollte man sich darüber im Klaren sein, dass für die Top-End Performance in angepowerten Bedingungen einiges an Komfort geopfert werden muss.

NeilPryde Hornet
Größe: 6.2 qm
Vorliek: 432 cm
Gabelbaum: 194 cm
Latten: 7
Camber: 2
Gewicht: 4.7 kg

NeilPryde RS:Racing Evo 7
Größe: 6.4 qm
Vorliek: 451 cm
Gabelbaum: 196 cm
Latten: 8
Camber: 4
Gewicht: 5.58 kg

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