PWA World Cup Sylt 2022: Elf Stunden Action, vier Resultate

PWA World Cup Sylt 2022Elf Stunden Action, vier Resultate

Adrien Bosson gewinnt die Single Elimination im Freestyle. Sarah-Quita Offringa dominiert das Waveriding bei den Damen. Philip Köster setzt sich in der Single Elimination der Herren im Waveriding an die Spitze. Und der Weltmeistertitel in dieser Disziplin geht in diesem Jahr an Marcilio Browne. Alles zum dritten Tag beim Mercedes-Benz World Cup Sylt 2022 hier.

von Sven Block
Der frühe Vogel fängt den Sturm. So hatte es zumindest das Wettkampfkomitee geplant und das Skippers' Meeting bereits für 7.00 Uhr morgens angesetzt und die Aktiven einbestellt. Nach den ersten Entscheidungen im Slalom gestern waren heute die Freestyler, Waveriderinnen und Waverider an der Reihe. Die Wetterdienste hatten zunächst nur ein knappes Zeitfenster bis zum frühen Nachmittag mit hervorragenden Bedingungen gesehen, später sollte der Wind wieder auf Nordwest wegdrehen. Zum Leid der frühaufgestandenen Aktiven war diese Prognose inzwischen revidiert und der Wind sollte auch bis zum Abend noch mit Böen von bis zu 31 Knoten aus Südwest halten. So stand ein langer, ereignisreicher Tag mit vielen Entscheidungen an.

Freestyle Single Elimination


Zunächst ging es für die Freestyler aufs Wasser. In der Vorrunde trafen dabei die beiden deutschen Fahrer Niclas und Lucas Nebelung auf die beiden Top-Waverider Antoine Martin und Thomas Traversa, die es sich wieder einmal nicht nehmen ließen auch in dieser Disziplin ihre Chance zu suchen. Dass sie dabei natürlich nicht nur mit Back- und Frontloop-Varianten punkten können, musste Lucas Nebelung im Heat gegen Thomas Traversa leidvoll erfahren. Mit vier guten Bewertungen auch auf der Starboardseite kann der Franzose sich hauchdünn gegen ihn durchsetzten. Niclas Nebelung hingegen spielte seine Wettkampfroutine aus. Auch wenn die Sprungwertung etwas knapper ausfiel, setzt er sich mit klaren 104,2 Punkten gegen Antoine Martin durch. Doch bereits im Achtelfinale ging es für ihn mit Adrien Bosson gegen einen der Favoriten im Fahrerfeld. Trotz eines immensen Punkte-Scores von 130,7 kann Niclas Nebelung sich leider nicht gegen den Franzosen durchsetzen, der es in seinem ersten Heat gleich auch auf 147,3 Punkte bringt und damit den höchsten Score im Achtelfinale holt. Schade für Niclas Nebelung, in einer anderen Paarung hätte er zu diesem Zeitpunkt eventuell bessere Chancen gehabt unter die Top 8 vorzufahren. Hoffentlich kann er in der Rückrunde noch einmal angreifen.
PWA World Cup Sylt 2022: Elf Stunden Action, vier Resultate Adrien Bosson gewinnt die Single Elimination
PWA World Cup Sylt 2022: Elf Stunden Action, vier Resultate Steven van Broekenhoven
PWA World Cup Sylt 2022: Elf Stunden Action, vier Resultate Jacopo Testa
Überhaupt gehörte das Achtelfinale zumeist dem etablierten Freestyle-Fahrerfeld. Lediglich in Heat 12a, in dem Antoine Albert auf Jacopo Testa traf, ging es knapp zu. Aber am Ende konnte sich auch hier der Favorit Jacopo Testa durchsetzen. Sam Esteve, Yentel Caers, Dieter van der Eyken, Youp Schmit, Steven van Broeckhoven, Jacopo Testa und Amado Vrieswijk zogen ins Viertelfinale ein und trafen jetzt aufeinander.

Schaut man auf die Scoresheets dieser Entscheidungen wird einem Angst und bange. Yentel Caers setzt sich mit 139,4 Punkten gegen Sam Esteve, Adrien Bosson mit 139,2 Punkten gegen Dieter van der Eyken, Steven van Broeckhoven mit 144,3 Punkten gegen Youp Schmit und Jacopo Testa mit unglaublichen 157 Punkten gegen den amtierenden Weltmeister Amado Vrieswijk durch. So waren die Top 4 Fahrer, die sich zuletzt auch auf der EFPT Tour in Vieste gegenüberstanden, bereits wieder unter sich. Auch in diesem kleinen Fahrerfeld gibt es ähnlich wie zurzeit unter den besten Fahrern im Slalom keinen Favoriten. Je nach Tagesform kann jeder dieser Fahrer sich gegen den anderen durchsetzen. Auch wenn Jacopo Testa mit seinen 157 Punkten sichtlich gezeigt hatte, in diesem Jahr nicht nur auf der EFPT Tour ganz weit nach vorne zu kommen, reichte es im Anschluss-Heat gegen Steven van Broeckhoven für den Italiener nicht. Er kann seinen Shifty nicht stehen und van Broeckhoven zieht mit einer ausgeglicheneren Port- und Starboard-Wertung ins Finale ein. Auch der amtierende Vizeweltmeister Adrien Bosson kann sich diesmal im Parallelheat gegen Yentel Caers mit knapp zehn Punkten Vorsprung durchsetzen.

Auch im Finale ließ Adrien Bosson keinen Zweifel, dass er heute in guter Form war. Ganze 164,1 Punkte kann er in seinem Heat scoren und spielt auf der Starboardseite mit Skopu 360, Funnel Air into Burner, Spock into Culo ein ganzes Feuerwerk an Trickkombos ab. Im kleinen Finale setzt Jacopo Testa dem noch einen drauf und beendet seinen Heat am Ende mit 165,1 Punkten. Port- und Starboardseite ist die Punktzahl bei ihm fast ausgeglichen. Starke Leistung in diesem Heat mit der er zurecht das Podium komplettiert.

Single Elimination der Damen im Waveriding


Während Maria Behrens und Caro Weber es in ihren ersten Heats gegen Maria Morales Navarro und Justyna Sniady erwartungsgemäß schwer hatten, konnten sich Steffi Wahl und Lina Erpenstein gegen die beiden Nachwuchsfahrerinnen Sol Degrieck und Line Bang Wittrup durchsetzen. Auch in der nächsten Runde ließen die beiden keinen Zweifel daran, dass sie unter diesen Bedingungen ganz nach vorne fahren können. Mit einem Wavescore von immensen 7,2 Punkten zeigt Steffi Wahl ihre Dominanz auf der Sylter Welle gegen die gesetzte Niederländerin Maaike Huvermann. Tolle Leistung der Schönbergerin, die damit zu diesem Zeitpunkt schon sicher auf dem vierten Platz lag.
PWA World Cup Sylt 2022: Elf Stunden Action, vier Resultate Marcilio Browne
PWA World Cup Sylt 2022: Elf Stunden Action, vier Resultate Philip Köster, Goiter
PWA World Cup Sylt 2022: Elf Stunden Action, vier Resultate Starker Auftritt von Steffi Wahl
Auch Justyna Sniady und Sarah-Quita Offringa setzten sich in ihren Heats klar durch. Leider beendeten die beiden dann das Weiterkommen der beiden deutschen Fahrerinnen. Immerhin musste Sarah-Quita Offringa schon Top-Leistungen zeigen, um Lina Erpenstein ins kleine Finale zu verweisen, was sie dann im Finale gegen Justyna Sniady nicht mehr musste. Das lässt für die Rückrunde hoffen. Steffi Wahl musste sich diesmal der besseren Sprungwertung von Justyna Sniady geschlagen gegeben. Lina Erpenstein und Steffi Wahl lieferten sich dann im kleinen Finale noch einmal ein tolles Duell auf Augenhöhe. Wieder gelingt Steffi ein immenser Wavescore von 7,38 Punkten, da kann sich so mancher in der Herrenwertung etwas abschauen. Ein hoher und sauberer Pushloop am Ende des Heats sichert aber Lina Erpenstein am Ende doch noch mit knapp 2,5 Punkten Vorsprung den Sieg und setzt sie in eine gute Ausgangsposition für die Rückrunde. Klasse Vorstellung der beiden Athletinnen.

Single Elimination der Herren im Waveriding


Die deutschen Fahrer hatten in der Auslosung bereits in der ersten Runde einige schwere Paarungen zu bestehen. Julian Salmonn verlor denkbar knapp gegen den Japaner Takuma Sugi, der sich gleich zu Beginn mit einem Doubleloop in gute Position brachte. Auch Flo Jung, Laurin Schmuth und Henri Kolberg wurden mit Marc Paré, Víctor Fernández und Antoine Martin Gegner zugewiesen, gegen die schwer etwas auszurichten war. Besser gelang es Klaas Voget bei seiner letzten World Cup Teilnahme. Souverän kann er sich gegen Liam Dunkerbeck behaupten, im Anschlussheat gegen Antoine Martin war dann aber leider auch für ihn erstmal Schluss, wie bei einigen Athleten hielt sein Mast dem Shorebreak nicht stand. Leon Jamaer ließ in seinen Heats keine Zweifel aufkommen, wer der Herr im Ring ist. Zunächst schickte er Baptiste Cloarec an den Strand zurück und im Anschluss mit einem fast perfekten Wavescore auch seinen Neilpryde-Teamkollegen Robby Swift, der vergeblich versuchte mit einem sauberen Doubleloop dagegen zu halten. Im Viertelfinale trifft Leon Jamaer somit bereits auf Philip Köster.

Auch Ricardo Campello, Marcilio Browne, Marc Paré, Thomas Traversa, Víctor Fernández und Antoine Martin wurden ihrer Favoritenrolle gerecht. Sollte es überhaupt noch eine Möglichkeit geben, Marcilio Browne den Weltmeistertitel zu nehmen, hätte Ricardo Campello ihn in diesem Heat bereits schlagen müssen. Doch davon war der Venezolaner heute mehr als weit entfernt. Marcilio Browne lief vielmehr zur Bestform auf: Double Forward, Tabletop Double Forward, zwei exzellente Wavescores bringen ihm die Höchstwertung des Tages. Marcilio Browne ist neuer PWA World Champion im Waveriding, daran kann auch die Double Elimination nichts mehr ändern.

Marc Paré kann sich im seinen Heat mit einem späten hohen Wavescore gegen Thomas Traversa und Víctor Fernández äußerst knapp gegen Antoine Martin durchsetzen. Gegen Philip Köster findet Leon Jamaer dann leider nicht mehr die richtige Welle. Hoffentlich erhält er in der Rückrunde noch mal die Möglichkeit, sein ganzes Potential zu zeigen.

Im anschließenden ersten Halbfinale verbiss sich Marcilio Browne dann an seinem Tabletop Double Forward, den er unbedingt zusätzlich auf seiner Scorekarte haben wollte. Ganze viermal steigt der Brasilianer zum Doubleloop in den Himmel auf, erhält jedes Mal eine Top-Wertung, aber erst beim fünften Versuch, fällt die Bewegung so aus, dass die Judges ihn als zweite Wertung einfließen lassen. Marc Paré lag bis kurz vor dem Schluss noch hinten, aber dann zeigt er einen blitzsauberen Wave 360 und scort 9,38 Punkte und setzt sich in Führung. Tageshöchstwertung in der Welle für ihn. Ob Taktikfehler oder nicht, Marcilio Browne hätte sich hier auch für den Sieg auf Sylt in eine passablere Position bringen können. Auch zwischen Philip Köster und Víctor Fernández ging es knapper zu als erwartet. Philip Köster war an diesem Tag durchaus schlagbar und dominierte den Wettkampf nicht so stark, wie erwartet. Am Ende schafft er es aber, sich mit seinem saubereren Doubleloop gegen Fernández durchzusetzen.

Im kleinen Finale zeigte Marcilio Browne dann keine Schwächen. Mit über sechs Punkten kann er sich klar gegen Víctor Fernández behaupten. Knapper ging es im Finale zwischen Philip Köster und Marc Paré zu, hätte der Spanier noch mal so eine Welle gescort wie im Heat zuvor, wäre Philip Köster durchaus in Bedrängnis gekommen, aber der macht auf der Zielgeraden mit einer besseren Wavewertung den Sack zu und kann in der Rückrunde nur noch im Superfinale bezwungen werden.

Resultat Freestyle (Single Elimination)
1. Adrien Bosson
2. Steven van Broekenhoven
3. Jacopo Testa
4. Yentel Caers
5. Sam Esteve
5. Dieter van der Eyken
5. Youp Schmit
5. Amado Vrieswijk

Resultat Waveriding Damen (Single Elimination)
1. Sarah-Quita Offringa
2. Justyna Sniady
3. Lina Erpenstein
4. Steffi Wahl
5. Maria Morales Navarro
5. Maaike Huvermann
5. Marine Hunter
5. Isabel Trivino Delgado

Resultat Waveriding Herren (Single Elimination)
1. Philip Köster
2. Marc Paré
3. Marcilio Browne
4. Víctor Fernández
5. Ricardo Campello
5. Thomas Traversa
5. Antoine Martin
5. Leon Jamaer

Fotos: PWA/John Carter, Act Agency

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