Entlang der Küste beginnen wir zu verstehen, warum der Wild Atlantic Way als einer der Top 50 Road Trips weltweit ausgezeichnet wurde. Hier reiht sich ein Traumstrand an den nächsten, über teils abenteuerliche Straßen - die Iren scheinen beim Straßenbau davon ausgegangen zu sein, dass die Automobilindustrie die Größe eines Fiat 500s nicht überschreiten wird - gelangt man an die spektakulärsten Steilküsten, die die portugiesische Algarve weit in den Schatten stellen. Eine Scenic Route jagt die nächste und wenn man nun denkt, bei diesen wahnsinnigen Naturschönheiten würden sich die Touristen stapeln - Fehlanzeige. Hier genießt man die Natur meist allein oder teilt sie sich mit den überaus freundlichen und sehr zuvorkommenden Iren.

Als uns ein älteres irisches Ehepaar fragte, ob wir nicht den einzigen ebenen Parkplatz mit Blick auf eine Bilderbuch-Bucht haben möchten, da wir ja bestimmt länger bleiben und auch eine weite Anreise hatten - mussten wir kurz überlegen, ob sie uns auf den Arm nehmen wollen. Die Iren sind ausgesprochen nette und aufgeschlossene Menschen, die einen sehr herzlichen Umgang miteinander pflegen. Lässt man im Supermarke beispielsweise jemanden vor, wird man fast überschüttet von mehrfachen tänks a million (Irische Aussprache, die durchaus gewöhnungsbedürftig ist).

Auch die gegenseitige Rücksichtnahme beim Autofahren scheint grenzenlos. Ob in Eile oder nicht, hier wartet man gut und allem Anschein nach sogar gerne bis der Bauer seine Kühe über die Straße getrieben hat oder der LKW-Fahrer erst nach dem sechsten Manövrierversuch die Straße wieder frei gibt. Gehupt wird hier nicht, denn das würde als wirklich unfreundlich gelten.

So reisen wir gemütlich gen Brandon Bay. Eine sichelförmige Bucht im Südwesten, auf der Dingle-Halbinsel, die als DIE Anlaufstelle für Windsurfer in Irland gilt. Wave-Windsurfer finden hier bei nahezu jeder Windrichtung side-offshore Bedingungen aber auch Freestyler und Freerider werden mit perfekten Flachwasser-Spots bedacht. Auch hier bleiben die Touristen aus, wir sind mit maximal einer Handvoll Locals auf dem Wasser. Damit in der Bucht jedoch eine vernünftige Welle läuft, sollte die Swell-Richtung wenigstens nördlich angehaucht sein. Bei westlichen Windrichtungen werden die Wellen größer, je näher man Castle Gregory kommt, der Wind jedoch auch auflandiger. Die genaue Spotsuche gestaltet sich jedoch als sehr einfach, da die Strände mit dem Auto befahrbar sind.