Nicht ohne Gummi: Welcher Neoprenanzug ist der richtige für mich?

Nicht ohne GummiWelcher Neoprenanzug ist der richtige für mich?

von Fabian Grundmann
Wie ging die Entwicklung der Anzüge in den letzten 20 Jahren voran? Was hat sich verändert?
Das Rad wurde keineswegs neu erfunden, denn wir arbeiten nach wie vor meist mit demselben Grundstoff Neopren und dem Laminat Jersey. Nur das drum herum wurde feinjustiert. Mittlerweile wird jedoch mehr auf einen gewissen Grad an Umweltverträglichkeit und auch Unbedenklichkeit für den menschlichen Organismus geachtet. So werden gewisse Färbemittel mittlerweile nicht mehr verarbeitet, da sie die Haut reizen und einfach unverträglich sind. In Bezug auf die Umweltschädlichkeit dürfen wir nicht dem Irrglauben verfallen, dass wir uns mit voll recycelbaren Hüllen bedecken, wenn wir aufs Wasser gehen. Es wird aber versucht den ökologischen Fußabdruck in kleinen Schritten zu verringern. Das geht bei der Verarbeitung von recycelten PET-Flaschen los und endet bei lösungsmittelfreien Klebstoffen. Aber die gesamte Neoprenindustrie steckt hier noch in den Kinderschuhen und nähert sich langsam einer nachhaltigeren Produktion.
Nicht ohne Gummi: Welcher Neoprenanzug ist der richtige für mich?
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Gibt es denn alternative Materialien zum Neopren?
Es gibt eigentlich nur eine erstzunehmende Alternative und das sind Drysuits. Sie bestehen aus Stofflaminaten, die atmungsaktiv oder eben nicht atmungsaktiv sein können. Die atmungsaktive Variante besteht aus sehr hochwertigen und teuren Materialien, was natürlich auch zu einem sehr kostspieligen Endprodukt führt. Zum elastischen Grundstoff Neopren gibt es in der Hinsicht aber keine Alternative, die in großem Umfang verarbeitet wird. Da wird seit Jahrzehnten genau dasselbe Material als Grundlage verwendet.

Worin liegt denn dann der Unterschied zwischen teuren und billigen Anzügen, wenn es schon immer die gleiche materielle Grundlage ist?
Das verarbeitete Material ist hauptverantwortlich für die große Lücke, die zwischen preiswerten und preisintensiven Neos klafft. Allein die Auswahl an unterschiedlichen Materialien, die auf das rohe Neopren laminiert werden, ist enorm und unterscheidet sich in Sachen Stretch, Wärme und Haltbarkeit. Dazu kommen dann noch die unterschiedlichen Nahttechniken, Features wie Zipper, Manschetten etc. und natürlich auch die Innenkaschierungen. Auch beim chemischen Grundgemisch kann gespart werden, wodurch die Wärmeleistung eingeschränkt wird. Grundsätzlich kann man also davon ausgehen, dass teure Anzüge wärmer, elastischer und haltbarer sind, als billige Anzüge. Dennoch muss jeder selbst wissen, was er von einem Wetsuit erwartet und welche Features für einen wirklich relevant sind.
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Sind Anzüge vom Discounter zu empfehlen?
Empfehlungen aussprechen ist immer schwierig. Klar, ein Discounter produziert solche Anzüge in einem unheimlichen Umfang und das senkt natürlich die Kosten pro Produkt. Die Qualität eines hochwertigen Neos erreichen diese Anzüge jedoch nicht, da allein die Zeit und das Know-How für echtes R&D fehlen.

Allerdings haben auch diese Anzüge eine Daseinsberechtigung, denn wer einmal im Jahr im Urlaub bei 20 C Wassertemperatur Windsurfen geht, der muss nicht 300 für einen Neo ausgeben. Wer aber wiederum den norddeutschen Herbst und Winter auf dem Wasser verbringen will, sollte sich schon ernsthaft darüber Gedanken machen, doch etwas tiefer in die Tasche zu greifen und dafür erst später zu frieren.

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