GWA World Cup Leucate 2023: Bowien van der Linden siegt im Surf-Freestyle

GWA World Cup Leucate 2023Bowien van der Linden siegt im Surf-Freestyle

Was für ein Auftakt beim Mondial du Vent gleich am ersten Wettkampftag. Nach über 12 Stunden Wettkampf steht die Gewinnerin im Surf-Freestyle fest. Bowien van der Linden gewinnt in Leucate vor Nia Suardíaz und Paula Novotna. Alan Fédit und Xavi Corr stehen im Finale. Im kleinen Finale kämpfen Balz Müller und Axel Gerard um den dritten Platz.

von Sven Block
Skippers' Metting um 7:30, erster Heatbeginn um 8:15 Uhr. Erst um 20 Uhr stehen die Finalisten im Finale und kleinem Finale der Herren fest. Dann hatte das Abendlicht endlich Mitleid mit den Athleten und sorgte dafür, dass der Wind einschlief. Wer glaubt das Profileben auf der GWA Tour sei ein Zuckerschlecken, wurde heute eines Besseren belehrt. Und der Tag hatte es nicht nur wegen der vielen Heats in sich.

Die neue Regelung der GWA, die Innovation im Wettkampf belohnt und für neue Tricks je nachdem ob flat oder invert gezeigt, den Multiplikationsfaktor 1.2 oder 1.3 vergibt, sorgte nicht nur dafür, dass massenweise Combos und innovative Trickkombinationen gezeigt wurden, sondern führte auch dazu, dass die Heats, je nachdem, ob sich die Fahrerinnen und Fahrer auf diesen Risikofaktor einließen, extrem knapp ausfielen. Dass es zudem sowohl bei den Damen wie bei den Herren auch ein Kampf der Generationen wurde, machte den Wettbewerb zusätzlich extrem spannend. Auch wenn es kein Livestream gab, konnte man sich zuverlässig über das Livescoring und die permanenten Updates im Liveticker über den Event informieren.

Die Entscheidung bei den Damen


Bei den Damen waren aufgrund der geringeren Teilnehmerzahl die Viertelfinalistinnen schnell gefunden. Auch hier gab es, wie erwartet, keine Überraschungen. Die Favoritinnen Bowien van der Linden, Paula Novotna und Nia Suardíaz setzten sich in ihren Heats durch. Mar de Arce aus Spanien gewann wie schon in der ersten Runde eher unauffällig gegen die Österreicherin Viola Lippitsch und komplettierte so das Semifinale, wo sie jetzt auf Nia Suardíaz traf. Wer zu dieser Zeit dachte, es würde für Nia Suardíaz ein einfacher Durchmarsch werden, lag allerdings falsch, denn im Semifinale zeigte Mar de Arce, dass sie durchaus das Potential hat, ganz vorne mitzufahren.

Im ersten Heat des Semifinales traf somit Bowien van der Linden auf Paula Novotna. Und die ließ es sich an diesem Tag nicht nehmen der amtierenden Weltmeisterin einen Strich durch die Rechnung zu machen. Frontside 360, Backside 360 Spin, Toeside Frontside 360 Spin, dann am Ende noch ein sauberer Toeside Frontside 540. Paula Novotna kam gleich zu Beginn schlechter in den Heat. Mit einem blitzsauberen Frontside 360 versuchte sie noch dagegenzuhalten, aber der Konstanz, mit der Bowien van der Linden an diesem Tag ihre Tricks zeigen konnte, war sie in diesem Semifinale nicht gewachsen.

Nia Suardíaz erwischte mit Mar de Arce ebenfalls eine äußerst zähe Gegnerin. Erst ein Toeside Frontside 540 verschafft ihr ein kleines Polster in ihrem Heat. Prompt ist dieses Polster wieder weg, als Mar de Arce einen Toeside Frontside 360 Spin landen konnte. Am Ende kann sich Nia Suardíaz mit einem Toeside Frontside 360 Wing Pass knapp mit 19.70 zu 17.94 Punkten absetzen.

Technische Probleme beim Livescoring bei den Herren führten dann dazu, dass auch das Finale und kleine Finale bei den Damen gleich gestartet wurde. Mit einem Frontside 360, der 6.10 Punkte scort, gefolgt von einem soliden Toeside Frontside 540 steigt Nia Suardíaz in den Heat ein, aber gegen die Beständigkeit, mit der Bowien van der Linden ihr Programm wieder abspulte, war heute kein Kraut gewachsen. Ganze neun Tricks landete sie präzise und geht am Ende mit 20.96 zu 16.73 Punkten in Führung. Das kleine, eher unspektakuläre Finale im Anschluss kann Paula Novotna gegen Mar de Arce für sich entscheiden.
GWA World Cup Leucate 2023: Bowien van der Linden siegt im Surf-Freestyle
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Die erste Runde bei den Herren


Neben Balz Müller ließen es sich auch Nicolas Akgazciyan und Sam Esteve als Pros im Freestyle Windsurfen nicht nehmen, beim Event in ihrer Heimat anzutreten. Jose „Gollito“ Estredo, den die GWA im Vorbericht noch angekündigt hatte, nahm hingegen nicht am Wettkampf teil. Dass Nicolas Akgazciyan und Sam Esteve gleich nach dem Seeding auf Christopher Mac Donald und Malo Guénolé trafen, verbesserte ihre Lage allerdings nicht besonders. Aber auch Balz Müller bekam mit Mathis Ghio gleich einen extrem unangenehmen Gegner in der ersten Runde zugewiesen.

Bevor die beiden aufeinandertrafen, war es allerdings Bastien Escofet, der die Messlatte deutlich nach oben legte. Die erste 10 Punkte Wertung mit einer Kombination aus Frontside 720 und Frontside 360 mit extremer Höhe und sauberer Ausführung. Am Ende summierten sich bei ihm 32.64 Punkte auf der Scorekarte. Was für ein Auftakt des Franzosen. Dass es auch Balz Müller in seinem ersten Heat nicht gelassen angehen wird, war vorauszusehen. Gleich zu Beginn setzt der Schweizer voll auf die neue Innovationsregel. Zwei hohe Wertungen bringen ihn sofort in Führung. Der Versuch mit dieser Taktik gleich weiter zu punkten, erwies sich allerdings als brandgefährlich, denn nach vier Crashes, liegt auf einmal Mathis Ghio, der einen grundsoliden Heat fuhr, in Führung. Auch ein höherbewerteter Backflip, als der den Mathis Ghio zeigen konnte, bringt keine Wende im Heat. 24.48 zu 24.46 Punkte steht es für Mathis Ghio, am Ende sehen in die Judges sogar mit 26.21 Punkten vorne. Erst eine Korrektur der Wertung bringt Balz Müller in die zweite Runde. Das hätte auch schief gehen können. Trotzdem ist der Schweizer natürlich begeistert von der neuen Regelung, es sei überwältigt zu sehen, „wie alle die Komfortzone verlassen und kreativ werden“, schreibt er in den sozialen Medien.

Auch Alan Fédit nutzte die neue Regelung schamlos aus. Gleich drei Innovationstricks kann er in seinem ersten Heat, der ihn unglücklicherweise gleich auf Benjamin May, dem zweiten Deutschen im Teilnehmerfeld, treffen ließ, zeigen. 28.27 Punkte sammeln sich auf seiner Scorekarte. Dass für ihn an diesem Tag noch viel mehr drin ist, sollte er später im Event eindrucksvoll beweisen.

Ansonsten barg die erste Runde wenig Überraschungen, zu klar dominierte das Favoritenfeld. Noe Cuyala setzte sich ebenso wie Xavi Corr, Malo Guénolé, Jerome Cloetens, Francesco Cappuzzo und Riccardo Zorzi durch. Für Noe Cuyala ging es in der zweiten Runde damit allerdings gegen Bastien Escofet, der den höchsten Score in der ersten Runde zeigen konnte. Aber es sollte auch hier ein Tag voller Überraschungen bleiben.
GWA World Cup Leucate 2023: Bowien van der Linden siegt im Surf-Freestyle
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Die zweite Runde bei den Herren


Die zweite Runde war zu Beginn ein Triumph der Youngster auf der Tour, die in ihren Heats alles zeigten. Zuerst schickt Axel Gerard mit 27.63 Punkten Titouan Galea aus dem Rennen. Bastien Escofet fand im Heat gegen Noe Cuyala dann überhaupt nicht mehr zu der Form aus der ersten Runde zurück und ließ auch hier einem der jungen Nachwuchsfahrer den Vortritt. Nur eine Wertung kann er einbringen, ganze acht Mal endet sein Versuch, weitere Punkte zu ergattern, mit einem Crash. Auch Malo Guénolé läßt seinen Landsmann Tom Auber mit fast 18 Punkten Vorsprung schlecht dastehen. Front Flip, Frontside 720 eine Combo mit 8.33 Punkten und ein sauberer Backflip summieren sich bei ihm zu satten 30.90 Punkten.

Als nächstes geht es für Alan Fédit gegen Jerome Cloetens aus Spanien weiter. In diesem Heat, der durchaus auf Augenhöhe war - Jerome Cloetens erreicht mit 31 Punkten sogar mehr als der amtierende Weltmeister im Heat zuvor - zeigt Alan Fédit dann sein ganze Potential. Jerome Cloetens startete stark und setzt den Deutschen gleich zu Beginn erheblich unter Druck. Aber wieder sind es die Innovationstricks, die Alan Fédit am Ende eine volle Scorekarte bescheren. Mit unfassbaren 36.20 Punkten setzt er sich gegen Jerome Cloetens durch und zieht ins Viertelfinale ein. Wie weit kann es heute für ihn mit dieser Leistungsform gehen?

Mit Riccardo Zorzi, der sich äußerst knapp gegen Francesco Cappuzzo durchsetzen kann, und Chris Mac Donald im letzten Heat komplettieren zwei weitere Youngster das Viertelfinale. Im vorletzten Heat setzt sich Balz Müller mit einem schönen Radiculo 540, der 7.60 Punkte scort, mit 22.97 zu 17.73 Punkten deutlich gegen Lilian Juppet durch.

Viertelfinale der Herren


Bei den letzten acht verbliebenen Fahrern führte ausgerechnet die ersten beiden Heats jetzt die Youngster zusammen. Im rein französischem Duell traf Axel Gerard auf Noe Cuyala, im zweiten Heat Xavi Corr auf Malo Guénolé. In den beiden letzten Heat ging es für Alan Fédit gegen Riccardo Zorzi und für Balz Müller gegen Chris Mac Donald. Axel Gerard erwies sich weiterhin in Topform und ließ Noe Cuyala in seinem Heat zu keiner Zeit die Chance in Führung zu gehen. Am Ende sind es fast sieben Punkte, die die beiden trennen.

Viel knapper ging es im zweiten Heat mit Xavi Corr und Malo Guénolé vor. Beide kommen gut in den Heat, aber zur Mitte hin zeigt sich Xavi Corr nervös. Vier Crashes in Folge bringen keine Wertung. Auf der anderen Seite spult Malo Guénolé sein Programm runter. Ganze sechs Tricks landet er sauber. Aber statt auf Vielfalt zu setzen, zeigt er den Front Flip und den Frontside 720 nochmal. Beide Male schafft er es, die Bewertung zu erhöhen, aber Xavi Corr hatte sich bei Balz Müller und Alan Fédit inzwischen abgeschaut, wie man hier die ganz hohen Punkte scort. Mit einem mit 9.10 Punkten bewerteten Innovationstrick kann er sich am Ende mit knappen 0.4 Punkten doch noch den nötigen Vorsprung verschaffen und sich einen Platz im Semifinale sichern.

In Heat drei des Viertelfinales setzte dann Alan Fédit seinen Durchmarsch weiter fort. Gleich zu Beginn eine glatte 10.00 Wertung. Ganze vier Innovationstricks zeigte er im Heat gegen Riccardo Zorzi, von denen zwar nicht alle in die Wertung eingingen, aber für ihn und Balz Müller scheint diese neue Möglichkeit sich im Wettkampf kreativ ausleben zu können, wie gemacht zu sein. Am Ende ist es ein Abstand von mehr als sieben Punkten mit dem er Riccardo Zorzi aus dem Wettbewerb drängt.

Dafür, dass es Balz Müller nicht so leicht haben sollte, sorgte dann im letzten Heat des Viertelfinales Chris Mac Donald, der neben dem Heat von Alan Fédit gegen Jerome Cloetens, zu den besten des Tages gehörte. Beide zeigen gleich zu Beginn eine extrem konstante Leistung. Wieder greift Balz Müller mit einem Innovationstrick an. Aber Chris Mac Donald zeigt sich davon unbeeindruckt und spielt seine Basics sauber und lässig runter. Backflip, Frontside 720, Front Flip - alle mit hoher Wertung. Eine schöne Kombination bringt weitere 7.23 Punkte auf das Scoresheet. Mit 30.29 zu 29.90 Punkten liegt Balz Müller nur knapp in Führung. Chris Mac Donald traut sich am Ende immer mehr zu und setzt noch mal einen Innovationstrick und zwei Kombinationen nach, aber seine Punktezahl verbessert sich ebenso wie die von Balz Müller nicht mehr, der damit knapp ins Semifinale einzieht.

Semifinale der Herren


Auch im Semifinale blieben damit die Youngster unter sich, während mit Alan Fédit und Balz Müller zwei routinierte Fahrer aufeinandertrafen, die zudem noch die gleiche Strategie im Wettkampf verfolgten. Doch zunächst ging es für Xavi Corr gegen Axel Gerard. Der Sieg gegen Malo Guénolé schien Xavi Corr beflügelt zu haben, auch wenn nicht alles in diesem Heat klappte. Und wieder ist ein hoher Innovations-Score mit 9.40 Punkten am Ende ausschlaggebend. Mit 29.83 liegt der junge Spanier und Gewinner von Tarifa im letzten Jahr mit fast 3.5 Punkten vorne.

Alan Fédit oder Balz Müller? Wer sollte es an diesem Tag machen? Nachdem, was die beiden in den Vorrunden gezeigt hatten, ein offenes zweites Semifinale. Beide starten solide mit einem Backflip in den Heat. Balz Müller setzt mit einem Radiculo 720 nach, um danach gleich wieder seiner Lieblingsstrategie nachzugehen mit Innovation zu punkten. Drei hohe Bewertungen hintereinander bringen selbst Alan Fédit an diesem Tag aus der Routine. Für den ersten innovativen Trick gibt es nur 3.60 Punkte. Danach dann drei Crashes in Folge. Hatte er in Balz Müller seinen Lehrmeister gefunden? Zu diesem Zeitpunkt sah alles danach aus. Dass sogar der erste Versuch mit 3.60 Punkten einen Innovationstrick zu zeigen, am Ende in Alan Fédits Wertung stehen blieb und zählte, der deutsche Fahrer es am Ende aber doch noch schaffte Balz Müller zu schlagen, zeigt, wie gut das neue Regelement dem Wettbewerb tut. „Inno2“ und „Inno3“, wie sie im Livescoring heißen, bringen Alan Fédit 18.30 Punkte ein und drehen das Endergebnis im letzten Semifinale zu seinen Gunsten.

Der Versuch der Wettkampfleitung, das Finale gleich im Anschluss noch durchzuführen und ggf. die Disziplin Surf-Freestyle sogar noch ganz abzuschließen, erwies sich als nicht mehr möglich. Zwar wurden Alan Fédit und Xavi Corr noch aufs Wasser geschickt und Alan Fédit griff gleich mit einem mit 9.9 Punkten gescorten Trick an, aber die Windverhältnisse ließen es nicht mehr zu, den Wettkampf noch unter fairen Bedingungen zu beenden. Bleibt zu hoffen, dass Alan Fédit nicht nur an diesem Tag sein Pensum in dieser Form abrufen konnte.

Ergebnis Damen Surf-Freestyle Leucate 2023


1. Bowien van der Linden
2. Nia Suardíaz
3. Paula Novotna
4. Mar de Arce

Finale Herren Surf-Freestyle Leucate 2023


Alan Fédit vs. Xavi Corr

Kleines Finale Herren Surf-Freestyle Leucate 2023


Axel Gerard vs. Balz Müller

Fotos: GWA Wingfoil World Tour / Lukas K. Stiller

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