Brutale Realität im Medal-Race. Im spektakulären Olympia-Finale verpasst die überragend gestartete Emma Wilson Gold.
von Lars NiggemeyerMarta Maggetti aus Italien und der Israeli Tom Reuveny sind die ersten Goldmedaillisten auf dem iQFoiL.
In der Bucht von Marseille endete heute die Olympia-Premiere des modernen Foil-Boards zwischen den malerischen Frioul-Inseln und dem Mont Rose. Nach Abschluss der Spiele für die Windsurferinnen und Windsurfer zeigt sich, dass die Einführung des iQFoiL ein echter Gewinn für die Sportart Windsurfen ist. Wirklich jedem, egal ob Laie oder Segel-Experte, war auf den ersten Blick sofort klar: Windsurfen war dieses Olympia definitiv die spektakulärste „Bootsklasse“. Das war in der Zeit des RS:X eher nicht der Fall. Eine tolle Werbung für unseren Sport.
48 Athletinnen und Athleten (24 Damen und 24 Herren) waren dabei, darunter Theresa Marie Steinlein und Sebastian Kördel für Deutschland. Die Olympischen Spiele endeten für Sebastian Kördel vom Bodensee mit dem 12. Rang - trotz der Siege in zwei von insgesamt 13 Vorrunden-Races. Unglücklich, dass ausgerechnet ein Race, bei dem er auf dem ersten Rang lag, mittendrin wegen Windmangels abgebrochen wurde.
Die Sportsoldatin Theresa Marie Steinlein lag dank konstanter Leistungen am Ende der Vorrunde in den Top-10 und zog so ins Viertelfinale ein - sie war also am Finaltag am Start.
Wie funktioniert ein Medal-Race?
Nach der Vorrunde ändert sich im olympischen Windsurfen das Format. Statt wie in der Vorrunde jeden Lauf gleichwertig zusammenzurechnen, geht es für die Top-10 jetzt in ein brutales Knock-Out-Verfahren, die Medal-Series. Nur die jeweiligen Siegerinnen und Sieger der Vorrunde sind direkt für das große Finale qualifiziert. Die Viert- bis Zehntplatzierten treten in einem Viertelfinale gegeneinander an, wobei nur die beiden Erstplatzierten das Halbfinale erreichen. Dort treffen sie auf die Athleten, die in der Eröffnungsserie den zweiten und dritten Platz belegt haben. Wieder nur zwei von ihnen kommen aus dem Halbfinale weiter und treffen im Finale auf die Besten der Vorrunde. Den drei Athleten im Finale ist eine Medaille sicher, so dass die Reihenfolge des Zieleinlaufs im Finale darüber entscheidet, wer welche Medaille gewinnt.
In der Bucht von Marseille endete heute die Olympia-Premiere des modernen Foil-Boards zwischen den malerischen Frioul-Inseln und dem Mont Rose. Nach Abschluss der Spiele für die Windsurferinnen und Windsurfer zeigt sich, dass die Einführung des iQFoiL ein echter Gewinn für die Sportart Windsurfen ist. Wirklich jedem, egal ob Laie oder Segel-Experte, war auf den ersten Blick sofort klar: Windsurfen war dieses Olympia definitiv die spektakulärste „Bootsklasse“. Das war in der Zeit des RS:X eher nicht der Fall. Eine tolle Werbung für unseren Sport.
48 Athletinnen und Athleten (24 Damen und 24 Herren) waren dabei, darunter Theresa Marie Steinlein und Sebastian Kördel für Deutschland. Die Olympischen Spiele endeten für Sebastian Kördel vom Bodensee mit dem 12. Rang - trotz der Siege in zwei von insgesamt 13 Vorrunden-Races. Unglücklich, dass ausgerechnet ein Race, bei dem er auf dem ersten Rang lag, mittendrin wegen Windmangels abgebrochen wurde.
Die Sportsoldatin Theresa Marie Steinlein lag dank konstanter Leistungen am Ende der Vorrunde in den Top-10 und zog so ins Viertelfinale ein - sie war also am Finaltag am Start.
Wie funktioniert ein Medal-Race?
Nach der Vorrunde ändert sich im olympischen Windsurfen das Format. Statt wie in der Vorrunde jeden Lauf gleichwertig zusammenzurechnen, geht es für die Top-10 jetzt in ein brutales Knock-Out-Verfahren, die Medal-Series. Nur die jeweiligen Siegerinnen und Sieger der Vorrunde sind direkt für das große Finale qualifiziert. Die Viert- bis Zehntplatzierten treten in einem Viertelfinale gegeneinander an, wobei nur die beiden Erstplatzierten das Halbfinale erreichen. Dort treffen sie auf die Athleten, die in der Eröffnungsserie den zweiten und dritten Platz belegt haben. Wieder nur zwei von ihnen kommen aus dem Halbfinale weiter und treffen im Finale auf die Besten der Vorrunde. Den drei Athleten im Finale ist eine Medaille sicher, so dass die Reihenfolge des Zieleinlaufs im Finale darüber entscheidet, wer welche Medaille gewinnt.
Damen
Die Medal-Series startete mit dem Viertelfinale. Hier schoss Theresa Marie Steinlein mit einem perfekten Start mit Vollgas als erstes am Start-Boot vorbei. Der Kurs beinhaltete einen schnellen Down-Winder mit Bojentor in Lee und danach eine taktisch anspruchsvolle Kreuz. Leider konnte Theresa Marie Steinlein ihre Pole-Position nicht über den Kurs halten. Die Peruanerin Maria Belen Bazo und die Chinesin Zheng Yan waren die beiden Erstplatzierten des Viertelfinales und zogen ins Halbfinale ein, wo sie auf Maggetti und Sharon Kantor aus Israel trafen. Die amtierende Weltmeisterin Kantor gewann das Rennen, dicht gefolgt von Maggetti, so dass die beiden ins Finale einzogen, wo sie auf die Britin Emma Wilson trafen.
Emma Wilson war bisher überragend gesurft. Die Britin hatte in den vierzehn Vorrunden-Rennen acht Siege geholt, nur einmal landete sie außerhalb der Top-3. Sie startete als absolute Favoritin in das finale Medal-Race. Auch wenn ihre Top-Platzierungen hier nicht zählen - alles andere außer der Goldmedaille wäre eine herbe Enttäuschung nach einer solch dominanten Performance.
Am Ende der ersten beiden Schläge auf dem Downwindkurs lag die Italienerin Maggetti im Finale der drei Teilnehmerinnen auf dem dritten Platz. Emma Wilson aus Großbritannien führte vor der Israelin Sharon Kantor, die ihr dicht auf den Fersen war. Alle drei surften bei guten 14 bis 15 Knoten Wind und rollenden Wellen auf der linken Seite der Regattabahn. Nun galt es zu entscheiden, wann die Wende zur Layline erfolgen sollte. Überraschenderweise war Maggetti, bis hierhin Schlusslicht, die erste, die ausbrach und zur nächsten Luvtonne wendete. Ein absolutes Glücksspiel! Hätte die Italienerin zu früh gewendet, hätte sie näher an der Luvtonne eine zusätzliche Doppelwende machen müssen. Die Chance auf den Sieg wäre weg. In der Zwischenzeit wendete Kantor als nächste, und Wilson folgte kurz darauf. Als sie sich der Luvtonne näherten, wurde es immer wahrscheinlicher, dass sich Maggettis frühe Wende auszahlen würde. Die Italienerin hatte die Führung übernommen, Kantor lag immer noch auf dem zweiten Platz und Wilson mit einer zu späten Wende war auf einen entfernten dritten Platz zurückgefallen. Marta Maggetti sicherte Italien mit einer guten Leistung in der Medal Series eine denkwürdige Goldmedaille im Windsurfen der Frauen.
Hat die falsche Surferin die Goldmedaille bekommen?
Obwohl sie in der Eröffnungsserie kein einziges Rennen gewinnen konnte, wuchs Maggetti über sich hinaus, pokerte hoch und stand schließlich ganz oben auf dem Podium. Emma Wilson schien nach dem Zieleinlauf zu recht verzweifelt, und die Bronzemedaille ist nur ein schwacher Trost für den Verlust der eigentlich verdienten Goldmedaille.
Das "Winner-takes-all"-Format des iQFOiL-Rennens ist ein großer Bruch mit der Tradition, bei der die Ergebnisse einer ganzen Regatta zusammengezählt werden. Das neue Format passt vielleicht besser zu anderen olympischen „Sudden Death"-Formaten, die für den Fernseh-Zuschauer gemacht sind. Bei allen, die das ganze Regatta-Geschehen verfolgt haben, hinterlässt dieser Ausgang des Events einen bitteren Beigeschmack.
Die Medal-Series startete mit dem Viertelfinale. Hier schoss Theresa Marie Steinlein mit einem perfekten Start mit Vollgas als erstes am Start-Boot vorbei. Der Kurs beinhaltete einen schnellen Down-Winder mit Bojentor in Lee und danach eine taktisch anspruchsvolle Kreuz. Leider konnte Theresa Marie Steinlein ihre Pole-Position nicht über den Kurs halten. Die Peruanerin Maria Belen Bazo und die Chinesin Zheng Yan waren die beiden Erstplatzierten des Viertelfinales und zogen ins Halbfinale ein, wo sie auf Maggetti und Sharon Kantor aus Israel trafen. Die amtierende Weltmeisterin Kantor gewann das Rennen, dicht gefolgt von Maggetti, so dass die beiden ins Finale einzogen, wo sie auf die Britin Emma Wilson trafen.
Emma Wilson war bisher überragend gesurft. Die Britin hatte in den vierzehn Vorrunden-Rennen acht Siege geholt, nur einmal landete sie außerhalb der Top-3. Sie startete als absolute Favoritin in das finale Medal-Race. Auch wenn ihre Top-Platzierungen hier nicht zählen - alles andere außer der Goldmedaille wäre eine herbe Enttäuschung nach einer solch dominanten Performance.
Am Ende der ersten beiden Schläge auf dem Downwindkurs lag die Italienerin Maggetti im Finale der drei Teilnehmerinnen auf dem dritten Platz. Emma Wilson aus Großbritannien führte vor der Israelin Sharon Kantor, die ihr dicht auf den Fersen war. Alle drei surften bei guten 14 bis 15 Knoten Wind und rollenden Wellen auf der linken Seite der Regattabahn. Nun galt es zu entscheiden, wann die Wende zur Layline erfolgen sollte. Überraschenderweise war Maggetti, bis hierhin Schlusslicht, die erste, die ausbrach und zur nächsten Luvtonne wendete. Ein absolutes Glücksspiel! Hätte die Italienerin zu früh gewendet, hätte sie näher an der Luvtonne eine zusätzliche Doppelwende machen müssen. Die Chance auf den Sieg wäre weg. In der Zwischenzeit wendete Kantor als nächste, und Wilson folgte kurz darauf. Als sie sich der Luvtonne näherten, wurde es immer wahrscheinlicher, dass sich Maggettis frühe Wende auszahlen würde. Die Italienerin hatte die Führung übernommen, Kantor lag immer noch auf dem zweiten Platz und Wilson mit einer zu späten Wende war auf einen entfernten dritten Platz zurückgefallen. Marta Maggetti sicherte Italien mit einer guten Leistung in der Medal Series eine denkwürdige Goldmedaille im Windsurfen der Frauen.
Hat die falsche Surferin die Goldmedaille bekommen?
Obwohl sie in der Eröffnungsserie kein einziges Rennen gewinnen konnte, wuchs Maggetti über sich hinaus, pokerte hoch und stand schließlich ganz oben auf dem Podium. Emma Wilson schien nach dem Zieleinlauf zu recht verzweifelt, und die Bronzemedaille ist nur ein schwacher Trost für den Verlust der eigentlich verdienten Goldmedaille.
Das "Winner-takes-all"-Format des iQFOiL-Rennens ist ein großer Bruch mit der Tradition, bei der die Ergebnisse einer ganzen Regatta zusammengezählt werden. Das neue Format passt vielleicht besser zu anderen olympischen „Sudden Death"-Formaten, die für den Fernseh-Zuschauer gemacht sind. Bei allen, die das ganze Regatta-Geschehen verfolgt haben, hinterlässt dieser Ausgang des Events einen bitteren Beigeschmack.
Herren
Bei den Herren gewann Grae Morris aus Australien die Vorrunde und zog sofort ins Finale ein. Der Niederländer Luuc van Opzeeland und der Brite Sam Sills qualifizierten sich mit guten Platzierungen im Viertelfinale für das Halbfinale. Van Opzeeland ließ im Halbfinale eine weitere Glanzleistung folgen und gewann das Rennen, um sich für das Finale zu qualifizieren. Der Israeli Reuveny wurde knapp Zweiter und sicherte sich damit einen Platz im großen Finale. Gemeinsam mit dem Australier Grae Morris bestritt das Duo das "Winner takes all"-Rennen. Hier gab es keinen klaren Favoriten, im Gegensatz zum Medal-Race der Damen lagen die Surfer viel näher beieinander.
Luuc van Opzeeland startete mit Topspeed ins Rennen und fuhr lange vorweg - bis zum letzten Schlag auf der Kreuz. Wie zuvor Emma Wilson fuhr Luuc van Opzeeland zu weit und wendete zu spät. Jetzt schlug die Stunde von Tom Reuveny, der alleine auf der anderen Seite des Kurses Höhe gelaufen war. Er arbeitete sich mit massiven Pump-Bewegungen an Grae Morris vorbei und rundete die Tonne als Erster. Auch wenn Reuveny in der Vorrunde kein Rennen gewonnen hatte, konnte er unter maximalem Druck seine Bestleistung abrufen und überquerte die Ziellinie als Erster. Mit einer phänomenalen Leistung im Finale holt er die Goldmedaille für Israel im Windsurfen der Männer.
"Ich habe so viele Emotionen. Ich habe so viele Jahre hart gearbeitet, und ich hatte das perfekte Medal Race. Ich musste in diesem Wettkampf nur ein Rennen gewinnen, und ich habe das wichtigste gewonnen. Ich wusste, dass ich einen guten Start hinlegen musste, denn Luuc und Grae sind superschnell.“ - Tom Reuveny
"Das war ein episches Rennen, ein Riesenspaß.“ - Grae Morris
"Ich denke, die Niederlande haben ein sehr starkes Team und wir haben Surfer zu Hause sitzen, die hier fantastisch abgeschnitten hätten." - Luuc van Opzeeland
Das gesamte Drama gibt es im aufgezeichneten Live-Stream zum Nachschauen in der ARD-Mediathek.
1. Marta Maggetti (ITA)
2. Sharon Kantor (ISR)
3. Emma Wilson (GBR)
-
6. Theresa Marie Steinlein (GER)
1. Tom Reuveny (ISR)
2. Grae Morris (AUS)
3. Luuc van Opzeeland (NED)
-
12. Sebastian Kördel (GER)
Fotos: © iQFOiL Class/Sailing Energy
Bei den Herren gewann Grae Morris aus Australien die Vorrunde und zog sofort ins Finale ein. Der Niederländer Luuc van Opzeeland und der Brite Sam Sills qualifizierten sich mit guten Platzierungen im Viertelfinale für das Halbfinale. Van Opzeeland ließ im Halbfinale eine weitere Glanzleistung folgen und gewann das Rennen, um sich für das Finale zu qualifizieren. Der Israeli Reuveny wurde knapp Zweiter und sicherte sich damit einen Platz im großen Finale. Gemeinsam mit dem Australier Grae Morris bestritt das Duo das "Winner takes all"-Rennen. Hier gab es keinen klaren Favoriten, im Gegensatz zum Medal-Race der Damen lagen die Surfer viel näher beieinander.
Luuc van Opzeeland startete mit Topspeed ins Rennen und fuhr lange vorweg - bis zum letzten Schlag auf der Kreuz. Wie zuvor Emma Wilson fuhr Luuc van Opzeeland zu weit und wendete zu spät. Jetzt schlug die Stunde von Tom Reuveny, der alleine auf der anderen Seite des Kurses Höhe gelaufen war. Er arbeitete sich mit massiven Pump-Bewegungen an Grae Morris vorbei und rundete die Tonne als Erster. Auch wenn Reuveny in der Vorrunde kein Rennen gewonnen hatte, konnte er unter maximalem Druck seine Bestleistung abrufen und überquerte die Ziellinie als Erster. Mit einer phänomenalen Leistung im Finale holt er die Goldmedaille für Israel im Windsurfen der Männer.
"Ich habe so viele Emotionen. Ich habe so viele Jahre hart gearbeitet, und ich hatte das perfekte Medal Race. Ich musste in diesem Wettkampf nur ein Rennen gewinnen, und ich habe das wichtigste gewonnen. Ich wusste, dass ich einen guten Start hinlegen musste, denn Luuc und Grae sind superschnell.“ - Tom Reuveny
"Das war ein episches Rennen, ein Riesenspaß.“ - Grae Morris
"Ich denke, die Niederlande haben ein sehr starkes Team und wir haben Surfer zu Hause sitzen, die hier fantastisch abgeschnitten hätten." - Luuc van Opzeeland
Das gesamte Drama gibt es im aufgezeichneten Live-Stream zum Nachschauen in der ARD-Mediathek.
Paris 2024 Olympic Games Damen
1. Marta Maggetti (ITA)
2. Sharon Kantor (ISR)
3. Emma Wilson (GBR)
-
6. Theresa Marie Steinlein (GER)
Paris 2024 Olympic Games Herren
1. Tom Reuveny (ISR)
2. Grae Morris (AUS)
3. Luuc van Opzeeland (NED)
-
12. Sebastian Kördel (GER)
Fotos: © iQFOiL Class/Sailing Energy