Flo Jung Wave Camp Dänemark: Philipp Grzybowski berichtet

Flo Jung Wave Camp DänemarkPhilipp Grzybowski berichtet

von Philipp Grzybowski
Am Mittwoch ist dann die bereits geforderte Flexibilität gefragt. Der Däne meldet Druck mit bis zu zwei Meter Welle an der Dänischen Ostküste. Windsurfen ist bekanntlich Motorsport und somit satteln wir die Bullis und reiten los. Nach einer guten dreistündigen Fahrt ist der erste Eindruck allerdings ernüchternd. Wind ist eher noch keiner zu finden und die Wellen auf dem Fjord sahen auch irgendwie größer aus als die auf der Ostsee. „Lasst mal erstmal einen Campingplatz suchen, der Forecast für morgen scheint eh besser zu sein.“ Ermutigt uns Flo und wir schlagen unser Camp in Fornæs bei Grenaa auf. Unser Camp liegt direkt an einer Bucht an der Ostsee und einige Wellen laufen tatsächlich auch schon. Die meisten von uns zieht es aufs Wasser. Flo ist erstmal mit dem Wingfoil draußen, während Nick und Daniel sich in die kleinen Ostseewellen Pumpen. Alex sucht sein Glück sogar mit dem Wellenreiter. Kurz vor Sonnenuntergang tauscht Flo dann Wingfoil gegen Windsurfstuff und auch ich lege die Kamera zur Seite und krame das Wavematerial aus dem Bulli. Endlich Wellen und Wind fürs 4,5er. Aus der falschen Richtung, am falschen Meer und fast komplett onshore. Aber alles ganz egal, denn die Session macht richtig Laune. Ich schnappe mir eine Welle nach der nächsten, bis ich fast nichts mehr sehen kann. Zurück im Camp bekomme ich zu meiner Verblüffung Komplimente für meine Turns: „Der letzte, der war nice! Den haben wir am Strand gefeiert.“ Ja? Weiß ich gar nicht mehr. Welchen Turn meinen die? Kann mich nicht erinnern. Ist das der Flow von dem Flo immer spricht, wenn der Kopf aus ist und die Session einfach Spaß macht?
Flo Jung Wave Camp Dänemark: Philipp Grzybowski berichtet Philipp beim Flaka
Flo Jung Wave Camp Dänemark: Philipp Grzybowski berichtet Daniel
Flo Jung Wave Camp Dänemark: Philipp Grzybowski berichtet Dänische Welle
Am nächsten Morgen geht's mit der getankten Euphorie und den ersten Sonnenstrahlen wieder aufs Wasser. Die Wellen haben über Nacht noch ordentlich an Kraft und Größe gewonnen. Der Wind ist jetzt allerdings so richtig onshore und somit gleicht die Session am ehesten einem Survivalabenteuer. Unsere Reisegruppe büßt in zwei Stunden vier Finnen und ein Fußschlaufenplug ein. Nach dem Frühstück geht's auf die Suche nach einem besseren Spot. In Bønnerup finden wir Sideshorewind mit dafür aber auch kleineren Wellen. Flo schnappt sich jeden von uns nacheinander. Wir fahren gemeinsam raus, suchen eine Welle und reiten diese ab. Zurück am Strand gibt es dann Feedback bevor es wieder raus geht. Nach weiteren zwei Stunden auf dem Wasser lässt der Wind nach und wir fahren zurück nach Klitmøller. Pizza essen und ab ins Bett, denn am nächsten Morgen müssen wir früh in Hanstholm sein um noch mal aufs Wasser zukommen.

Am Freitagmorgen fällt mir das Aufstehen extrem schwer. Mir stecken so langsam die vergangenen Sessions in den Knochen und zu allem Überfluss ist es kalt und regnerisch. Ich würge mein Müsli runter und breche auf. Treffpunkt: Hanstholm Middels. An der Mole kommen mir die ersten bekannten Bullis aber schon wieder entgegen. Kurzer Blick aufs Handy: „Erster Parkplatz, links der Mole!“. Oha, da war ich noch nie. Spannend! Hört es bitte mal auf zu regnen?!
Flo Jung Wave Camp Dänemark: Philipp Grzybowski berichtet Dinnertime bei den Möwen
Flo Jung Wave Camp Dänemark: Philipp Grzybowski berichtet Nick Spangenberg rotiert beim PWA Junioren World Cup
Flo Jung Wave Camp Dänemark: Philipp Grzybowski berichtet Nick Spangenberg beim PWA Junioren World Cup
Ich stelle den Motor ab, schalte die Standheizung an und pule mich in meinen Regenmantel. Nick kommt schon wieder die kleine Düne heruntergeklettert. „Sieht gut aus!“, ruft er mir zu. Ich mache mir selbst ein Bild und bin sofort hellwach. Da laufen Sets, mindestens zwei, vielleicht drei Meter Wellen. Unten fliegt Sand den Strand entlang. Hansi wie ich es kenne. Naja von rechts und nicht wie gewohnt von links, aber das ist mir mittlerweile auch egal. Ich zieh das 4,0er auf und warte auf den Rest der Gruppe. Gleiches Spiel wie an der Ostsee. Ich fahre mit Flo zusammen raus, er zeigt mir eine Welle und signalisiert mir, wo ich mich zu positionieren habe, bevor ich im richtigen Moment in die Tiefe sause und mich in den Bottomturn lege. Zurück am Strand dann sofort wieder Feedback: „Länger warten! Guck was in Lee passiert! Such die Powerzonen!“ Mit dem passenden Mindset kann ich die Wellen mehr und mehr genießen. Kurz ärgere ich mich, dass wir diese Bedingungen nicht von Anfang bis Ende des Camps hatten. Doch dann kommt mir in den Sinn, dass ich selten so sicher und so zufrieden in Hanstholm gesurft bin. Und das, ohne in den letzten Tagen hier trainiert zu haben. Danke Flo(w)!

Fotos: PWA/John Carter, Philipp Grzybowski, Nick Spangenberg

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