Leon Jamaer berichtet aus Marokko

Leon Jamaer berichtet aus MarokkoZwischen Al Qaida und Aladdin

von Leon Jamaer
Schon wieder bewundere ich den Dacia um seine tapferen Reifen. Wenig später wünsche ich mir meine Fußsohlen hätten ähnliche unplattbar Eigenschaften, während ich auf eine Setpause zum Starten warte - schon bohrt sich der erste Seeigel in meine Ferse. Nach kurzer Fuß-OP im Wasser geht es zunächst einige Kilometer auf Vorwindkurs durch den Atlantik bis man den eigentlichen Spot erreicht. Die Wellen machen alles wieder gut! Nach Stunden in traumhaften down-the-line Bedingungen bin ich plötzlich alleine auf dem Wasser. Ich sehe Boujmaa mit gebrochenem Mast die kantigen Felsen hochkrakzeln und entscheide mein Anfängerglück für heute nicht noch mehr zu strapazieren und beende die Session - in einem Stück!

Den Abend verbringen wir in dem malerisch schönen Küstenort Tarhazoute. Zwischen bunten Gassen, an deren Mauern sich Rosengeflechte hochziehen, versteckten sich gemütliche Restaurants und Läden in denen von Stoffen bis Stoff alles angeboten wird. Sesam öffne dich, jetzt geht's los! Fast fühlt man sich wie Alladin im Abenteuer aus Tausend und einer Nacht. Wir übernachten in einem Hostel, das ein Freund von Boujmaa führt. Er gibt uns das beste Zimmer. Erst bei Sonnenaufgang realisieren wir den eindrucksvollen Ausblick.
Leon Jamaer berichtet aus Marokko
Leon Jamaer berichtet aus Marokko
Leon Jamaer berichtet aus Marokko
Da sich das Windgebiet nach Norden zurückgezogen hat, fahren meine Freundin und ich die Küste langsam wieder hinauf. Die Straße führt uns durch kleine Orte wie Tamri, Imessouanne und SidiKaoki. Hier und da halten wir, um einen Tee zu trinken, Tajine zu essen oder das Leben im Dorf zu bestaunen. Gelassen sitzen die Marokkaner am Straßenrand, verkaufen Olivenöl und Kräuter, hüten ein Dutzend Ziegen oder Schafe oder warten einfach nur auf ein Auto, das sie zum nächsten Ort mitnimmt. Wie genügsam diese Menschen wirken. Obwohl sie kein Smartphone in der Hand halten, scheinen sie noch nicht einmal gelangweilt zu sein. Als Dank für Beförderungen gibt es ein ehrliches Lächeln oder auch eine Hand voll Thymian. Je näher wir der Hafenstadt Essaouira kommen, desto bewusster werden sich die Menschen, welchen Nutzen sie aus Touristen ziehen können.
Leon Jamaer berichtet aus Marokko
Leon Jamaer berichtet aus Marokko
Leon Jamaer berichtet aus Marokko
Für ein paar Dirham gibt es auf Bäume kletternde Ziegen. In der Stadt selbst werden einem die Waren dann direkt zum „Kartoffel - oder Arme-Schlucker-Preis“ angeboten. Die verwinkelt schöne aber auch von Touristen überschwemmte Medina von Essaouira ist eine Attraktion die uns nicht lange reizen kann.

Schnell raus hier und weiter nach Moulay, wo sich laut Boujmaa in den letzten 25 Jahren weder Land noch Leute verändert haben. Die letzten paar Tage verbringen wir in seinem gerade erst fertig gewordenen Haus, erkunden die Gegend, surfen vor seiner Haustür und lassen uns zeigen, wie Marokkaner leben und speisen. Nach sieben Tagen und Nächten in Marokko kann ich dem Auswärtigen Amt nur raten im Reisehinweis Marokko zukünftig Aladin zu zitieren:

Trau dich nur, komm vorbei,
geh zum Teppichverleih,
und flieg hin zur Arabischen Nacht!

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