Es waren vielleicht nicht dieselben Bedingungen, wie am ersten Tag, aber deutlich bessere als am Vortag, denen die Fahrerinnen und Fahrer beim Wave-Event auf Fidschi von ihren Booten aus entgegensahen. Bei den Herren waren die besten Acht bereits ermittelt, bei den Damen war das Feld von vornherein auf acht Teilnehmerinnen begrenzt und so wurde, wie geplant, mit der Entscheidung der Damen begonnen. Angela Cochran, die ebenfalls als Chefjuroren für die Wertung beim Event verantwortlich war, ging nicht aufs Wasser. Im ersten Semifinale konnte Sarah Hauser sich mit 12,94 Punkten vor Jessica Crisp durchsetzen. Die junge Sol Degrieck musste sich mit nur 0,07 Punkten Abstand auf Jessica Crisp mit dem dritten Platz zufriedengeben. Im zweiten Semifinale konnte sich Sarah-Quita Offringa behaupten.

Das Finale der Damen war nicht nur sehenswert, sondern beinahe unglaublich. Die vier besten Damen vor Fidschi schenkten sich nichts und doch alles, wenn es darauf ankam, das eine oder andere Mal der Mitstreiterin die Welle zu überlassen. Dieses Miteinander bei den Damen, wo sich jede für die andere und ihre Leistung zu freuen vermag, verlangt allen Respekt. Zunächst legt Sarah-Quita mit einem immensen Score von 8,23 Punkten vor, aber insbesondere Sarah Hauser und Coraline Foveau bleiben mit soliden Leistungen dicht dran. Nach gut zwei Drittel des Heats erwischt Sarah Hauser dann erneut eine perfekte Welle und platziert ihre Cutbacks genau in den kritischen Bereichen. Diese zweite Wertung reicht der Bigwave-Spezialistin aus Hawaii, um am Ende den Event mit 15,07 zu 13,40 Punkten vor der amtierenden Weltmeisterin im Waveriding, Sarah-Quita Offringa, zu gewinnen. Coraline Foveau komplettiert mit ihrer guten Leistung das Podium.

Im ersten Heat des Semifinals der Herren ging es für Ricardo Campello gleich gegen drei Franzosen: Baptiste Cloarec, Antoine Albert und Antony Runes. Die beiden Freestyle-Experten Antoine Albert und Antony Runes sind einen guten Event gefahren und hatten bereits den einen oder anderen Favoriten auf dem Gewissen. Auch in diesem Heat machten sie es Ricardo Campello schwer, erst die letzte gewertete Welle mit soliden 6,23 Punkten von ihm ermöglicht ihn den Einzug ins Finale. Damit auch an Baptiste Cloarec vorbeizuziehen erwies sich abermals als schwierig, der 22-Jährige zeigte einmal mehr, dass er es hier auf seinen ersten Sieg bei einem Wave-Event der Tour anlegte. Mit fünf hohen Wertungen zieht er ins Finale ein.

Im zweiten Semifinale ging es mehr als knapp zu. Hier standen sich Robby Swift, Takuma Sugi, Antoine Martin und Marc Paré gegenüber. Zunächst liegen Takuma Sugi, Marc Paré und Antoine mit 10,20 Punkten gleichauf, aber die Judges korrigieren die Wertung der zweiten Welle von Antoine Martin, der nun die Nase mit 0,2 Punkten knapp vorn hat. Robby Swift hat zu diesem Zeitpunkt nur eine Wertung, wenn auch mit 6,70 Punkten die höchste des Semifinales. Während Takuma Sugi, Marc Paré und Antoine Martin einmal in den Vollwaschgang von Cloudbreak geraten, holt sich Robby Swift erneut eine solide Welle und erwischt die Lippe perfekt. Mit zwei soliden Scores liegt er jetzt klar vorne und kann sogar eine bessere Wertung als Baptiste Cloarec erzielen. Der extrem schwache Wind macht es für alle mühselig, sich wieder in Position zu bringen. Aber auch der Jetski-Lift hilft nicht mehr das Ergebnis noch zu ändern. Takuma Sugi hatte vor dem Waschgang extrem viel riskiert und ist auch solide von der Welle weggekommen, bevor das Weißwasser ihn schluckte. Zurecht geben ihn die Judges dafür eine hohe Punktzahl. Er zieht als Letzter in das Finale ein.

Takuma Sugi hatte sich wieder in eine gute Position gebracht und erwischte als Erster einer soliden Brecher im Finale, um einige sehenswerte Turns zu zeigen, während Baptiste Cloarec, Robby Swift und Ricardo Campello draußen auf ihre Chance warteten. Das Set, das dann anrollte erwischte nur einer: Robby Swift, der sich damit vor Takuma Sugi setzen konnte. Robby Swifts Waveriding ist, wie bekannt, extrem flüssig, elegant und präzise. Nur wenige Minuten später rentierte sich das Anpumpen endlich auch für Baptiste Cloarec. Der Franzose kennt wie an den Vortagen kein Gestern und Heute. Mit extrem hoher Geschwindigkeit prescht er die Rampe herunter und kann dabei trotzdem Haken wie ein Hase schlagen, die Lippe attackieren und sich in einen kaum weniger langsam wirkenden Flugmodus stürzen. Die Radikalität, mit der er die Kraft der hohen Welle zu nutzen weiß, hatte selbst Bernd Roediger zu Lobeshymnen verleitet. 8,17 Punkte ist den Judges dieser Ritt wert. Inzwischen wurde zur Verwunderung vieler Antoine Martin mit einem Jetski in die Wettkampfarena hinausgefahren und nur wenige Minuten später taucht sein North Sail tatsächlich mitten unter den anderen Teilnehmern auf. Vermutlich eine Geste der Judges Antoine Martin erneut in das Feld zu lassen, er hatte am wenigsten von dem Jetski-Lift profitiert. Im Scoring trat er aber nicht auf.

Für Ricardo Campello muss es sich wie eine Ewigkeit angefühlt haben. Erst nach der Hälfte der Heat-Zeit erwischte er endlich die erste Welle. Ein langer solider Wellenritt, mit 7,33 Punkten bewertet, brachte ihn so vorerst an Position drei, Baptiste Cloarec und Takuma Sugi hatten bereits eine zweite, kleinere Wertung eingefahren, bevor auch sie von Cloudbreak kräftig gewaschen wurden. Aber Baptiste Cloarec legte gleich nach und erwischt die nächste große Welle gleich hinter Ricardo Campello. Wieder bekommt er einen Score, der über den der Kontrahenten lag und setzte sich in Führung. Dass er am Ende weder diese noch die erste Wertung in seinem Scoresheet einbringen wird, sagt einiges über die Verfassung des jungen Athleten aus, der sich jetzt erst richtig warm fuhr.

Die erste Welle des nächsten Sets sicherte sich wieder Robby Swift, um sich vor Takuma Sugi in Position zu bringen. Direkt darauf ist es wieder Baptiste Cloarec, der die nächste Welle nimmt. Diesmal gelingt es ihm noch sauberere Aerials in seine Performance einzubauen, wieder kommt er seinem Ziel, hier den Sieg zu holen, ein Stück näher. Endlich schafft es auch Ricardo Campello eine zweite Wertung einzubringen, der wie bereits im Semifinale wusste, wie man für möglichst viel Spannung sorgt. Die Judges bewerteten mit 6,57 Punkten, etwas weniger als der Ritt zuvor, aber es reichte am Ende, um sich an zweiter Position zu halten. Baptiste Cloarec war zu diesem Zeitpunkt schon mit zwei Punkten Vorsprung vorne, um sich dann noch eine letzte Welle zu schnappen, die er noch besser zu nutzen wußte. Mit unglaublichen 8,90 Punkten bewertet, holt er sich verdient seinen ersten Sieg in einem Wavecontest der PWA und IWT.

Fiji Surf Pro Live Broadcast - Day 3

Ergebnis Herren PWA/IWT Fiji Surf Pro 2023

1. Baptiste Cloarec
2. Ricardo Campello
3. Robby Swift
4. Takuma Sugi
5. Antoine Albert
5. Antoine Martin
7. Antony Ruenes
7. Marc Paré
9. Bernd Roediger
9. Morgan Noireaux
9. Leon Jamaer
9. Federico Morisio

Ergebnis Damen PWA/IWT Fiji Surf Pro 2023

1. Sarah Hauser
2. Sarah-Quita Offringa
3. Coraline Foveau
4. Jessica Crisp
5. Sol Degrieck
5. María Andrés
7. Jane Seaman

Fotos: IWT / Fish Bowl Diaries @fishbowldiaries