Michele Becker im Interview: Hochmotiviert in die neue Saison

Michele Becker im InterviewHochmotiviert in die neue Saison

Michele Becker kann auf eine äußerst erfolgreiche Saison 2023 zurückblicken und ist zurzeit der beste deutsche Fahrer im Worldcup im Slalom. WINDSURFERS hatte das Glück ihn in El Médano zwischen seinen Trainingseinheiten zu treffen, um mit ihm über seine Ambitionen für die kommende Rennsaison zu sprechen.

von Leo Richter
Hallo Michele, schön, dass es geklappt hat. Wir sitzen hier in El Médano auf Teneriffa. Du bist schon seit Anfang des Jahres zum Trainieren auf der Insel. Wie läuft es?
Ich hatte zum Anfang des Trainings etwas Schwierigkeiten. Mein Plan für den Januar war überwiegend meine Verletzungen von letzter Saison auszukurieren. Ich hatte Rückenschmerzen und Brustschmerzen, die mich sowohl beim Windsurfen wie im Fitnessstudio eingeschränkt haben. Durch Osteopathie und Training im Fitnessstudio war ich daher im Januar wenig auf dem Wasser und wollte dann im Februar durchstarten. Dann hatte ich unglücklicherweise eine Ohrenentzündung, die sich über mehrere Wochen hingezogen hat. Daher konnte ich erst Anfang März so richtig anfangen zu trainieren. Mit dem, was ich seitdem gemacht habe, was ich ausprobiert habe und damit, wie ich mich steigern konnte, bin ich insgesamt sehr zufrieden, auch wenn es nicht nach Plan lief.
Michele Becker im Interview: Hochmotiviert in die neue Saison
Michele Becker im Interview: Hochmotiviert in die neue Saison
Michele Becker im Interview: Hochmotiviert in die neue Saison
Du bist nun schon mehrere Jahre infolge für mehrere Monate auf der Insel. Inwiefern ist das hier zum Alltag geworden? Wie sieht dein Alltag aus und unterscheidet er sich von deinem Alltag zu Hause?
Wenn es um die Jahresplanung geht frage ich mich gar nicht mehr, ob ich nach Teneriffa fahre oder wohin ich fahre, sondern nur wann es hierhin geht. Früher bin ich häufiger mit meinem Vater schon vor Neujahr nach El Médano gekommen. Mittlerweile ist die perfekte Lösung für mich, die Weihnachtsfeiertage noch in Deutschland zu verbringen und dann im Januar loszufahren. Ich komme dann Ende März zurück. Der Tagesablauf ist hier schon etwas anders als zu Hause. Alleine dadurch, dass die Woche durch die Trainingstage des TWS-Trainings bestimmt wird. Das heißt vier Tage die Woche ist Training. Danach richtet sich alles andere, auch das Privatleben natürlich.

Du hast gerade erzählt, dass du häufig mit deinem Vater zusammen nach Teneriffa gekommen bist. Ist er ebenfalls Windsurfer und hat er dich zum Windsurfen gebracht?
Ja, so gesehen schon. Dazu muss man wissen, dass meine Großeltern auch schon gesurft sind. Es liegt also in der Familie. Mein Vater hat mit seiner Familie auch schon früh angefangen. Er hat dann eine fünf oder zehnjährige Pause gemacht und als ich neun Jahre alt war, waren wir mit der Familie auf Föhr. Er hat das Windsurfen dann dort wieder aufgegriffen und ich habe meinen Anfängerkurs gemacht. Dementsprechend sind wir mehr oder weniger zusammen gestartet, beziehungsweise wieder gestartet.
Michele Becker im Interview: Hochmotiviert in die neue Saison
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Du hast vom TWS-Pro-Training berichtet. Das Training ist unter den Profis und ambitionierten Wettkampf-Fahrern allgemein bekannt und sehr geschätzt. Wie läuft dieses Training ab? Und warum fährt man extra zu diesem Training hier hin?
Es gibt hier ein festes Training. Das bedeutet nicht, dass es hier einen Coach gibt, der uns sagt, wie wir besser werden. Es wird uns einfach die Gelegenheit geboten, hier auf einem richtigen Rennkurs zu trainieren. Der Kurs ist genauso, wie er später in der Saison auch sein wird. An vier Trainingstagen die Woche fahren wir dann 10 bis 15 Rennen. Das ist natürlich eine beachtliche Anzahl an Rennen. Man kann dann ganz frei entscheiden, wie man trainieren möchte und wo man seinen Fokus setzt. Es werden uns eben die Rahmenbedingungen geschaffen. Es gibt einen Start, vier Halsentonnen und eine Ziellinie, wie im richtigen Rennen auch.

Das Erste was zählt ist die Quantität der Rennen, die man hier über den Winter verteilt fährt. Ich habe allerdings für mich selbst rausgefunden, dass mir Qualität auch ganz wichtig ist. Ich könnte natürlich jeden Tag alle Rennen mitfahren, aber manchmal merke ich, dass ich mich lieber auf bestimmte Aspekte in einem Rennen fokussiere und es mir dann reicht, wenn ich nur die Hälfte der Rennen an einem Trainingstag mitfahre.

Du hast also dein eigenes Konzept gefunden, das Training zu nutzen. Das scheint für dich auch bestens zu funktionieren. Du hattest eine sehr erfolgreiche letzte Saison. Auf Sylt hast du dein erstes Finale bei einem Worldcup gewonnen. Wie blickst du darauf zurück und merkst du, dass durch deine Leistung ein gewisser Druck auf dir lastet?
Letztes Jahr war auf jeden Fall sehr krass. Ich muss sagen, ich war selbst überrascht, wie gut das Jahr lief. Ich habe einfach über die Saison so viel dazu gelernt. Ich war vorher noch nie in der Situation ein Finale zu führen, wie das auf Fuerte für ungefähr 30 Sekunden zum ersten Mal der Fall war. Beim nächsten Event auf Sylt konnte ich dann tatsächlich die erste Elimination gewinnen. Dadurch lernt man natürlich viel dazu.

Das sind Situationen und Ergebnisse, die habe ich letztes Jahr noch gar nicht für möglich gehalten. Da bin ich immer noch selber beeindruckt und auch bisschen überrascht, dass die Saison so gelaufen ist.

Um auf das Thema mit dem Druck zurück zu kommen. Ich versuche mir aktiv keinen Druck zu machen und die Leichtigkeit beizubehalten. Deswegen habe ich auch kein konkretes Ziel, wie eine Platzierung. Ich möchte möglichst viele Rennen gewinnen. Nach jeder Elimination, die nicht so gut läuft, möchte ich in der nächsten wieder mein Bestes geben und versuchen zu gewinnen. Ich hoffe dadurch entstehen wieder einige Highlights und im besten Fall natürlich auch eine gute Gesamtplatzierung.

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