Lisa Kloster blickt auf ihre bislang erfolgreichste Saison zurück. Mathias Genkel hat das sympathische Multitalent für WINDSURFERS zum Interview gebeten.
von Mathias GenkelNeben einem zweiten Gesamtplatz auf der EFPT-Tour 2024, einem Sieg beim FPT-Tour-Stopp in Kapstadt sowie einem vierten Gesamtplatz im PWA-Freestyle hat Lisa Kloster in der Saison 2024 auch das erste Mal an Wave-Contests teilgenommen. Gleichzeitig lebt sie den Mythos des Windsurf-Abenteuer-Lifestyles in vollen Zügen und scheint immer voller Leidenschaft und Begeisterung bei der Sache zu sein. Die Kieler Studentin nimmt gerade am Erasmus-Programm teil und kann somit den Winter in Tarifa verbringen.
Hallo Lisa, danke, dass du dir Zeit für dieses Interview nimmst. Für die Leute, die dich noch nicht kennen, stelle dich bitte einmal kurz vor.
Moin, Mathias! Ich bin Lisa, 25 Jahre alt und Wassersport ist mein Leben. Ich liebe es auf dem Wasser zu sein und das Beste aus allen Bedingungen rauszuholen. Deswegen habe ich auch nie so richtig einen festen Wohnsitz… Ich bin am liebsten da, wo der Wind oder die Wellen gerade am besten sind und wo ich meine Energie rauslassen kann - natürlich nach dem Abarbeiten meiner To-dos.
Cool. Das klingt ja schon fast nach dem sehr erwachsenen Konzept der Work-Life-Balance, wobei die Grenzen sich da wahrscheinlich auch vermischen. Denn du hast dieses Jahr neben dem Studium immerhin an einigen internationalen Contests teilgenommen. Wie war die Saison 2024 rückblickend? Welche Events waren Highlights? Was waren vielleicht Tiefpunkte?
Supergut! Das war meine beste Saison bisher: „4th in the world“ (Vierte in der Welt im PWA Freestyle, Anm. der Red.), European Vice-Champ und einen FPT-Tourstopp (mit dem Sieg in Kapstadt, Anm. d. Red.) habe ich sogar gewonnen. Mein persönliches Highlight war es, das erste Mal gegen Maaike Huvermann in der Single Elimination auf Fuerte zu gewinnen. Fuerte ist für mich als reiner Goofy-Fahrer leider immer sehr anspruchsvoll. Switch rausfahren erinnert mich immer ans Bullenreiten. Aber als ich dann am Strand gehört habe, dass ich den dritten Platz in der Single geholt habe, habe ich mich natürlich riesig gefreut. Jetzt bin ich richtig motiviert für mehr.
Ein Tiefpunkt war es, dass ich dieses Jahr wieder nicht nach Brasilien konnte, wegen der Anwesenheitspflicht im Studium… da bekommt man schnell FOMO (Fear of missing out, Anm. d. Red.). Außerdem bin ich 25 Jahre geworden. Mit einem Schlag kein Kindergeld mehr und Krankenkasse zahlen ist als Student leider nicht so einfach. Glücklicherweise habe ich aber ab genau dem Monat Erasmus-Geld bekommen. Meinen Minijob musste ich in der Klausurenphase im Frühjahr auf Pause setzen, weil es zu viel wurde. Ich hab im Wintersemester 35 ECTS und im Sommer 41 ECTS (European Credit Transfer System, macht Seminarleistungen auf europäischer Ebene vergleichbar; 30 entsprächen einem Vollzeitstudium, Anm. der Red.) gemacht.
Mit dem Geld ist es in unserem Sport leider immer etwas schwierig, aber mit ganz viel Organisation versuche ich es immer möglich zu machen, zu den Tourstopps oder Trainingtrips zu kommen. Und man stellt immer fest, dass man gar nicht so viel braucht zum Leben… Hauptsache ich kann aufs Wasser, das ist für mich eigentlich immer die Lösung, besonders, wenn im Kopf Chaos ist.
Hallo Lisa, danke, dass du dir Zeit für dieses Interview nimmst. Für die Leute, die dich noch nicht kennen, stelle dich bitte einmal kurz vor.
Moin, Mathias! Ich bin Lisa, 25 Jahre alt und Wassersport ist mein Leben. Ich liebe es auf dem Wasser zu sein und das Beste aus allen Bedingungen rauszuholen. Deswegen habe ich auch nie so richtig einen festen Wohnsitz… Ich bin am liebsten da, wo der Wind oder die Wellen gerade am besten sind und wo ich meine Energie rauslassen kann - natürlich nach dem Abarbeiten meiner To-dos.
Cool. Das klingt ja schon fast nach dem sehr erwachsenen Konzept der Work-Life-Balance, wobei die Grenzen sich da wahrscheinlich auch vermischen. Denn du hast dieses Jahr neben dem Studium immerhin an einigen internationalen Contests teilgenommen. Wie war die Saison 2024 rückblickend? Welche Events waren Highlights? Was waren vielleicht Tiefpunkte?
Supergut! Das war meine beste Saison bisher: „4th in the world“ (Vierte in der Welt im PWA Freestyle, Anm. der Red.), European Vice-Champ und einen FPT-Tourstopp (mit dem Sieg in Kapstadt, Anm. d. Red.) habe ich sogar gewonnen. Mein persönliches Highlight war es, das erste Mal gegen Maaike Huvermann in der Single Elimination auf Fuerte zu gewinnen. Fuerte ist für mich als reiner Goofy-Fahrer leider immer sehr anspruchsvoll. Switch rausfahren erinnert mich immer ans Bullenreiten. Aber als ich dann am Strand gehört habe, dass ich den dritten Platz in der Single geholt habe, habe ich mich natürlich riesig gefreut. Jetzt bin ich richtig motiviert für mehr.
Ein Tiefpunkt war es, dass ich dieses Jahr wieder nicht nach Brasilien konnte, wegen der Anwesenheitspflicht im Studium… da bekommt man schnell FOMO (Fear of missing out, Anm. d. Red.). Außerdem bin ich 25 Jahre geworden. Mit einem Schlag kein Kindergeld mehr und Krankenkasse zahlen ist als Student leider nicht so einfach. Glücklicherweise habe ich aber ab genau dem Monat Erasmus-Geld bekommen. Meinen Minijob musste ich in der Klausurenphase im Frühjahr auf Pause setzen, weil es zu viel wurde. Ich hab im Wintersemester 35 ECTS und im Sommer 41 ECTS (European Credit Transfer System, macht Seminarleistungen auf europäischer Ebene vergleichbar; 30 entsprächen einem Vollzeitstudium, Anm. der Red.) gemacht.
Mit dem Geld ist es in unserem Sport leider immer etwas schwierig, aber mit ganz viel Organisation versuche ich es immer möglich zu machen, zu den Tourstopps oder Trainingtrips zu kommen. Und man stellt immer fest, dass man gar nicht so viel braucht zum Leben… Hauptsache ich kann aufs Wasser, das ist für mich eigentlich immer die Lösung, besonders, wenn im Kopf Chaos ist.
Das klingt für mich aber so, als hättest du alles ganz gut im Griff. Aber erklär uns doch mal, was du in Südspanien täglich so machst. Sehe ich das richtig, dass du im Bulli wohnst?
Ich mache hier gerade mein Erasmus-Jahr. Genau deswegen habe ich im ersten und zweiten Semester meines Masters so viele Punkte schon gesammelt: jetzt brauche ich hier nur 15 ECTS holen, damit ich alles zusammen habe, um „nur noch” die Masterarbeit zu schreiben. Darüber bin ich auch sehr froh, denn ich muss sagen ein Kurs auf Andaluz ist schon anspruchsvoll gewesen, denn ich bin wirklich kein Sprachgenie und hatte nur einen Spanischkurs vorher. Hier gab es ein paar coole Kurse aus so einem Küstenmanagement-Master, die ich machen wollte, aber vor allem sind hier Wind und Wellen, die ich im Detail studieren will. Ist natürlich mega für mich hier, weil total viel Abwechslung dabei ist. Windsurfen: Wave und Freestyle, Kiten bei weniger Wind und Wellenreiten natürlich. Trotzdem bin ich jeden Tag am Laptop und schreibe meine Uni-Paper oder schneide ein Video. Und ja, das mache ich alles aus meinem T4 - vor allem aus Geldspargründen. Die letzen Tage war es aber schon echt frisch: bei 7 Grad ist das Metallgehäuse meines Laptops nicht ganz so angenehm zum Arbeiten. Aber ich will mich keinesfalls beschweren: ich habe mir das genau so ausgesucht und bin glücklich, dass mein Plan bislang so gut aufgeht.
Wie findest du das Konzept „Waterwoman“? Oder siehst du dich eher als Freestylerin oder als freestylende Waterwoman?
Nach den Definitionen, die ich so kenne, ist eine Waterwoman jemand, der in verschiedenen Wassersportarten rippt und sich richtig mit dem Ozean auskennt, z. B. Wetter- und Gezeiteninformationen gut interpretieren kann, um den besten Spot und die geeignetste Disziplin für die Bedingungen zu wählen. Ich meine, mich zu erinnern auch mal etwas gelesen zu haben, wie: “People who push their limits beyond the average-athletes who are open-minded, courageous and thriving by the ocean.“ Insgesamt würde ich sagen, dass ich mich ziemlich gut mit dem Begriff identifizieren kann, besonders mit den verschiedenen Sportarten, den tausenden Forecasts die man checkt, und dass der Ozean einem Antrieb und Energie gibt. Als ich mit dem Kiten angefangen habe, habe ich mich auch oft als Freestylerin gesehen, weil ich beim Kiten direkt ins Unhooked Freestyle gegangen bin. Bei dieser Disziplin braucht man auch diesen Biss, weil man erstmal tausendmal auf die Fresse bekommt, bevor man einen neuen Trick landet. Das erinnert schon sehr ans Freestyle-Windsurfen. Aber da ich auch super gerne Surfen gehe oder mit dem Strapless-Board kiten, fällt das nicht mehr ganz ins reine Freestyle-Konzept. Meine Priorität liegt auch klar beim Windsurfen. Aber wenn die Bedingungen einfach nicht passen und es zu wenig Wind hat, finde ich es umso cooler, auch in anderen Sportarten meine Portion Action zu bekommen. Manchmal, wenn man bei einem Move hängt, dann ist es auch mal gut, in der anderen Disziplin einen neuen Trick zu lernen und sich an dem Erfolgserlebnis zu erfreuen. Das lockert es dann auch richtig auf und bringt neue Frische, um mit dem schwierigen Move weiter voranzukommen.
Ich mache hier gerade mein Erasmus-Jahr. Genau deswegen habe ich im ersten und zweiten Semester meines Masters so viele Punkte schon gesammelt: jetzt brauche ich hier nur 15 ECTS holen, damit ich alles zusammen habe, um „nur noch” die Masterarbeit zu schreiben. Darüber bin ich auch sehr froh, denn ich muss sagen ein Kurs auf Andaluz ist schon anspruchsvoll gewesen, denn ich bin wirklich kein Sprachgenie und hatte nur einen Spanischkurs vorher. Hier gab es ein paar coole Kurse aus so einem Küstenmanagement-Master, die ich machen wollte, aber vor allem sind hier Wind und Wellen, die ich im Detail studieren will. Ist natürlich mega für mich hier, weil total viel Abwechslung dabei ist. Windsurfen: Wave und Freestyle, Kiten bei weniger Wind und Wellenreiten natürlich. Trotzdem bin ich jeden Tag am Laptop und schreibe meine Uni-Paper oder schneide ein Video. Und ja, das mache ich alles aus meinem T4 - vor allem aus Geldspargründen. Die letzen Tage war es aber schon echt frisch: bei 7 Grad ist das Metallgehäuse meines Laptops nicht ganz so angenehm zum Arbeiten. Aber ich will mich keinesfalls beschweren: ich habe mir das genau so ausgesucht und bin glücklich, dass mein Plan bislang so gut aufgeht.
Wie findest du das Konzept „Waterwoman“? Oder siehst du dich eher als Freestylerin oder als freestylende Waterwoman?
Nach den Definitionen, die ich so kenne, ist eine Waterwoman jemand, der in verschiedenen Wassersportarten rippt und sich richtig mit dem Ozean auskennt, z. B. Wetter- und Gezeiteninformationen gut interpretieren kann, um den besten Spot und die geeignetste Disziplin für die Bedingungen zu wählen. Ich meine, mich zu erinnern auch mal etwas gelesen zu haben, wie: “People who push their limits beyond the average-athletes who are open-minded, courageous and thriving by the ocean.“ Insgesamt würde ich sagen, dass ich mich ziemlich gut mit dem Begriff identifizieren kann, besonders mit den verschiedenen Sportarten, den tausenden Forecasts die man checkt, und dass der Ozean einem Antrieb und Energie gibt. Als ich mit dem Kiten angefangen habe, habe ich mich auch oft als Freestylerin gesehen, weil ich beim Kiten direkt ins Unhooked Freestyle gegangen bin. Bei dieser Disziplin braucht man auch diesen Biss, weil man erstmal tausendmal auf die Fresse bekommt, bevor man einen neuen Trick landet. Das erinnert schon sehr ans Freestyle-Windsurfen. Aber da ich auch super gerne Surfen gehe oder mit dem Strapless-Board kiten, fällt das nicht mehr ganz ins reine Freestyle-Konzept. Meine Priorität liegt auch klar beim Windsurfen. Aber wenn die Bedingungen einfach nicht passen und es zu wenig Wind hat, finde ich es umso cooler, auch in anderen Sportarten meine Portion Action zu bekommen. Manchmal, wenn man bei einem Move hängt, dann ist es auch mal gut, in der anderen Disziplin einen neuen Trick zu lernen und sich an dem Erfolgserlebnis zu erfreuen. Das lockert es dann auch richtig auf und bringt neue Frische, um mit dem schwierigen Move weiter voranzukommen.
Was ist die Faszination beim Strapless-Kiten?
Ich finde es einfach super, dass es schon bei echt wenig Wind geht. So ab circa 13 Knoten… Da würde ich noch keinen Spaß auf meinem Windsurfboard haben. Ich könnte natürlich auch Wingfoilen gehen, aber für noch ein Board ist mein T4 dann doch zu klein. Ich habe ja jetzt schon sieben Boards dabei und lebe im Auto - Chaos ist also immer dabei. Außerdem ist Strapless-Kiten in Tarifa perfekt bei Poniente, der meistens eher schwach und Side-on kommt. Raus springe ich gerne und übe Sachen wie: Double Backroll Rodeo und rein kann ich die Wellen schlitzen. Es verbindet das Surfen und Kiten ganz gut. Aber in allen Disziplinen, gibt es Überschneidungen mit anderen Sportarten und -disziplinen. To-blind ist zum Beispiel genau die gleiche Drehung wie beim Spock.
Hört sich nach krassen Moves an! Inwiefern unterscheiden sich die Mentalitäten bei Kitern, Surfern und Windsurfern?
Zwischen Kitern und Windsurfern gibt es natürlich diese Spaßrivalität. Ich glaube von der Windsurfseite aus ist es so, weil es mehr „Idioten“ beim Kiten gibt, die nicht genau wissen was sie tun. Es ist viel einfacher und geht deutlich schneller beim Kiten das erste mal zu Springen als beim Windsurfen. Als ich aber das erste Mal mit reinen Freestyle-Kitern abgehangen habe, hab ich schon festgestellt, dass das Mindset sehr ähnlich ist. Zum Surfen hin gibt es diese Rivalität nicht, aber dafür ist Localism deutlich stärker ausgeprägt. Surfen wird immer als „cool“ angesehen, und es ist auch mega cool. Aber weil auf einer Welle nur einer Spaß haben kann und es daher ein bisschen mehr dieses „Durchbox-“ und Konkurrenzverhalten im Wasser gibt, finde ich etwas nervig. Deswegen sind meine Lieblings-Surfspots auch eher die unbekannteren Breaks (auch wenn sie nicht so häufig funktionieren).
Ich finde es einfach super, dass es schon bei echt wenig Wind geht. So ab circa 13 Knoten… Da würde ich noch keinen Spaß auf meinem Windsurfboard haben. Ich könnte natürlich auch Wingfoilen gehen, aber für noch ein Board ist mein T4 dann doch zu klein. Ich habe ja jetzt schon sieben Boards dabei und lebe im Auto - Chaos ist also immer dabei. Außerdem ist Strapless-Kiten in Tarifa perfekt bei Poniente, der meistens eher schwach und Side-on kommt. Raus springe ich gerne und übe Sachen wie: Double Backroll Rodeo und rein kann ich die Wellen schlitzen. Es verbindet das Surfen und Kiten ganz gut. Aber in allen Disziplinen, gibt es Überschneidungen mit anderen Sportarten und -disziplinen. To-blind ist zum Beispiel genau die gleiche Drehung wie beim Spock.
Hört sich nach krassen Moves an! Inwiefern unterscheiden sich die Mentalitäten bei Kitern, Surfern und Windsurfern?
Zwischen Kitern und Windsurfern gibt es natürlich diese Spaßrivalität. Ich glaube von der Windsurfseite aus ist es so, weil es mehr „Idioten“ beim Kiten gibt, die nicht genau wissen was sie tun. Es ist viel einfacher und geht deutlich schneller beim Kiten das erste mal zu Springen als beim Windsurfen. Als ich aber das erste Mal mit reinen Freestyle-Kitern abgehangen habe, hab ich schon festgestellt, dass das Mindset sehr ähnlich ist. Zum Surfen hin gibt es diese Rivalität nicht, aber dafür ist Localism deutlich stärker ausgeprägt. Surfen wird immer als „cool“ angesehen, und es ist auch mega cool. Aber weil auf einer Welle nur einer Spaß haben kann und es daher ein bisschen mehr dieses „Durchbox-“ und Konkurrenzverhalten im Wasser gibt, finde ich etwas nervig. Deswegen sind meine Lieblings-Surfspots auch eher die unbekannteren Breaks (auch wenn sie nicht so häufig funktionieren).