Meiky Wieczorek im Interview: Bodenständig aus Prinzip

Meiky Wieczorek im InterviewBodenständig aus Prinzip

War das der Durchbruch? Lange Zeit blieb Meiky Wieczorek jeglichen Contests fern. Seine Reels und Kurzclips sprachen für sich. Das Niveau: atemberaubend, schwindelerregend, verdammt hoch! Dann wirbelte er kurzerhand das Feld beim Freestyle Pro Tour-Event auf Naxos durcheinander. Mathias Genkel sprach mit ihm über seine zukünftigen Ambitionen.

von Mathias Genkel
„Das ist Worldcup-Level!", kommentierten selbst die bekannten Freestyler der PWA. Interessanterweise las man in den Kommentarspalten dann auch immer wieder über den Wunsch der Follower und auch potentieller Konkurrenten, dass Meiky doch mit seinem Level an internationalen Contests teilnehmen sollte. Doch er schien davon unbeeindruckt sein Ding durchzuziehen und einfach das Freestyle-Windsurfen zu leben. Karpathos im Sommer, Gardasee in der Off-Season: Das verspricht viel Watertime, obgleich nicht immer ideale Bedingungen.

Und dann doch: Ein Top-10 Ergebnis beim hochkarätigen FPT-Event auf Naxos und damit ein achter Gesamtplatz bei der Freestyle Pro Tour 2024 krönen nun aber ganz überraschend (oder vielleicht gar nicht so überraschend) seine Saison 2024. Grund genug, um mit Meiky ins Gespräch zu kommen.

Hi Meiky, bitte stelle dich einmal kurz vor.
Hallo zusammen, ich bin Meiky. Ursprünglich komme ich aus München und habe dort bis zu meinem 27. Lebensjahr gewohnt. Dann hab ich mich entschieden, an den Gardasee zu ziehen, um mehr Zeit auf dem Wasser verbringen zu können. Ich war immer von den ewig langen Winterpausen in Deutschland genervt und wollte den ganzen Winter regelmäßig surfen, was jetzt endlich möglich ist. Ich bin das ganze Jahr über für Meltemi Windsurfing Karpathos tätig, wo ich auch als stellvertretender Stationsleiter die Sommermonate verbringe und so Arbeit und Surfen ideal miteinander verbinden kann.
Meiky Wieczorek im Interview: Bodenständig aus Prinzip
Meiky Wieczorek im Interview: Bodenständig aus Prinzip
Meiky Wieczorek im Interview: Bodenständig aus Prinzip
Wie wird man so ein guter Freestyler wie du?
Da würden jetzt viele direkt Talent schreien. Allerdings bin ich kein großer Fan von dem Begriff, weil er impliziert, dass manche Leute durch Talent alles einfach ohne Probleme mal so auf die Schnelle lernen und die Arbeit, die dahinter steckt, ignoriert wird.

Ich hatte einfach immer einen großen inneren Antrieb, besser zu werden und neue Moves zu lernen. Ich hab mich nie auf den Moves, die ich schon konnte, ausgeruht, sondern immer an neuen Sachen gearbeitet. Wenn man diese Motivation hat und dann jede mögliche Session mitnimmt, unabhängig von den Bedingungen, dann kann man weit kommen. Man muss es nur wollen und die Zeit auf dem Wasser nutzen.

Was ist dein Lieblingsspot und wo würdest du gerne noch hin?
Gardasee wird für immer mein Lieblingsspot sein. Nicht, weil er die besten Bedingungen der Welt bietet, aber ich hab das meiste hier gelernt und bin einfach emotional mit dem See verbunden. Ich hab auch ehrlich gesagt keine großartigen Ziele, wo ich noch hin will. Klar, wenn man momentan die ganzen Videos aus Brasilien sieht, denke ich mir schon manchmal, dass es sehr cool wäre, solche Bedingungen zu haben. Andererseits reizt es mich aber auch, alles Neue an meinem Homespot unter wirklich schwierigen Bedingungen im Winter zu lernen. Für mich hat das dann noch mal einen höheren Stellenwert. Aber klar gibt es ein paar Orte wie Leucate, die ich schon gerne mal erleben würde und hoffentlich auch werde.
Meiky Wieczorek im Interview: Bodenständig aus Prinzip
Meiky Wieczorek im Interview: Bodenständig aus Prinzip
Meiky Wieczorek im Interview: Bodenständig aus Prinzip
Welche Moves übst du gerade?
Letzten Winter hab ich mich mit dem Double Air Culo abgekämpft. Das war wirklich hart, sich in der Früh bei niedrigen einstelligen Temperaturen zu pushen, all seine Energie in diesen Move zu stecken. Mit 90 % Einsatz lernt man den nicht, man muss echt immer 100 % geben. Den Move will ich einfach sicherer lernen und auch in nicht idealen Bedingungen springen können, was schon ganz gut klappt. Und ich hab mir vorgenommen, ihn in die andere Richtung zu probieren und mal zu schauen, ob das möglich ist. Da wird wieder einiges an Nerven und Energie draufgehen (lacht). Ansonsten will ich hauptsächlich Spaß haben, dann kommt der Lernfortschritt von alleine.

Wie war der Heat gegen Niclas Nebelung? Wie war es, gegen ihn zu gewinnen?
Ja, natürlich fühlt es sich super an, den besten deutschen Freestyler zu schlagen. Niclas hatte aber wirklich eine schwierige Anreise zum Event, wodurch er sicher nicht bei 100 % war. In 7 von 10 Fällen schlägt er mich wahrscheinlich mit seiner Erfahrung und seinem Können, dieses Mal lief es eben besser für mich. Ich bilde mir da nicht allzu viel drauf ein. Ich war einfach froh, dass es mir halbwegs gelungen ist, meine Nervosität in den Griff zu bekommen und mein Scoresheet zu füllen.

Fotos: Freestyle Pro Tour/Miles Taylor (Protography), Michael Berger (www.mitchphoto.de), Boris Ackermann (www.boris-ackermann.com), Fabrizio Prandini, Michael Wieczorek privat. Michael Bergers Artikel zu einem aktuellen Fotoshooting mit Meiky Wieczorek bei uns findet ihr hier: Three Days, three Shots: Fotoshooting mit Meiky Wieczorek.

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