Wahnsinn! Hast du jetzt nicht Lust, nochmal so richtig anzugreifen?
Nein, nicht wirklich. Ich habe definitiv Lust, vereinzelt Events mitzufahren, falls sie günstig gelegen sind. Aber um eine komplette Tour mitzufahren inklusive PWA und FPT, dafür fehlen einfach die finanziellen und zeitlichen Ressourcen. Mein Job bei Meltemi Windsurfing Karpathos bietet mir viele Vorteile, ich kann perfekt Windsurfen mit Arbeit verbinden und daher hat das auch immer höchste Priorität. Wenn die PWA-Events sind, haben wir nun mal Hochsaison auf Karpathos und das muss laufen. Generell bietet das professionelle Windsurfen recht wenig Perspektive, denke ich, und auf großartige finanzielle Unterstützung kann man auch nicht hoffen, da es der Windsurfbranche generell nicht besonders gut geht und kaum Budget vorhanden ist. Ich hoffe, dass nächstes Jahr vielleicht ein paar Events dabei sind, die ich besuchen kann. Wir werden sehen ...

Also geht alles so weiter wie gehabt, was ja irgendwie auch eine solide Ausgangslage ist. Wir freuen uns schon auf deine Actionclips! Wer filmt dich eigentlich am Gardasee und wie harmoniert das Windsurfen mit anderen Bereichen im Leben?
Meine Freundin Linda ist für die Videos zuständig, wenn sie ausnahmsweise mal nicht selbst am Wasser ist. Da hab ich ihr viel zu verdanken, weil das Filmen im Winter wirklich nicht immer angenehm ist. Wir harmonieren sehr gut miteinander, weil wir beide den Fokus aufs Surfen legen. Ich muss mich nie dafür rechtfertigen, warum ich wieder zum Surfen geh, weil Linda immer dabei ist und sogar alleine geht, falls ich mal krank bin. Dass deine Partnerin den Lifestyle teilt, ist auf jeden Fall ein Vorteil, wenn regelmäßig sonntags um 6 der Wecker klingelt, weil's Wind hat (lacht).

Mit der Arbeit harmoniert das Windsurfen prima, sowohl im Sommer als auch im Winter. Im Sommer bin ich auf Karpathos und komme viel auf Wasser. Und im Winter bin ich zeitlich flexibel und kann so gut wie jeden Wind am Gardasee abgreifen.

Deine Freundin filmt dich also nicht nur, sondern ist selbst ambitionierte Windsurferin. Hört sich an wie in einem Traum. Sehen wir Linda auch bald bei weiteren Contests? Gebt ihr euch gegenseitig Tipps für Moves oder wie muss man sich das vorstellen?
Linda war auch auf Naxos am Start und hat sich gut geschlagen in den doch sehr, sehr anspruchsvollen Bedingungen. Sie hat relativ spät mit dem Freestylen angefangen, daher sind ihre zukünftigen Ambitionen hinsichtlich Wettkämpfen gering. Der Spaß steht im Vordergrund. Ihre Lust, Neues zu lernen, ist tatsächlich sehr hoch und sie ist fast immer motiviert! Klar geb ich ihr hin und wieder Tipps, was nicht immer auf offene Ohren stößt (lacht).

Anderes Thema: Moves wie der Double Air Culo sind teils schon recht gefährlich. Hast du Angst vor Verletzungen?
Ja, sehr. Ich hab bereits einige schwerere Verletzungen durchgestanden, die unter anderem beim Windsurfen passiert sind. Das beeinträchtigt einen natürlich, weil man sich mehr Gedanken darüber macht, was möglicherweise passieren könnte. Gerade beim Lernen der heutzutage doch sehr radikalen Manöver ist das sicherlich nicht von Vorteil. Vor allem, weil ich einige der Verletzungen nach wie vor täglich spüre und das so nie ganz aus dem Kopf verschwindet.

Letztes Stichwort: Lennart Neubauer. Kannst du ihn schlagen? Was macht ihn so stark?
Nein, kann ich nicht, weil er besser ist. Was ihn so stark macht? Hohe Motivation, Begabung, gute Trainingsmöglichkeiten, guter Homespot, die Kombination aus all dem in jungen Jahren.

Danke für das Interview und einen windigen Winter wünsche ich dir!

Fotos: Freestyle Pro Tour/Miles Taylor (Protography), Michael Berger (www.mitchphoto.de), Boris Ackermann (www.boris-ackermann.com), Fabrizio Prandini, Michael Wieczorek privat. Michael Bergers Artikel zu einem aktuellen Fotoshooting mit Meiky Wieczorek bei uns findet ihr hier: Three Days, three Shots: Fotoshooting mit Meiky Wieczorek.