Neopren oder Nadelstreifen, Marco Lufen? - das deutsche Freestyle-Ass im Interview

Das deutsche Freestyle-Ass im InterviewNeopren oder Nadelstreifen, Marco Lufen?

von Fritz Lüders
Auf Sylt findet Freestyle als eine von drei Disziplinen beim Grand Slam statt. Manche befürchten, dass angeblich bei stärkerem Wind auf Welle und bei schwächerem Wind auf Slalom gesetzt wird. Wie siehst du das?
Ich glaube nicht, dass Freestyle dort keine Chance hat. Bei den letzten drei Events auf Sylt hatten wir bis jetzt immer Priorität. Klar, wenn es natürlich nicht ausreicht, dann fährt man eher Slalom und wenn es perfekte Wave-Bedingungen gibt, und die Vorhersage es zulässt, im weiteren Verlauf des Events noch Freestyle zu fahren, dann finde ich es auch völlig legitim, Wave zu starten.

Die neuesten Tricks im Freestyle sind vielleicht das Auffälligste, was der Windsurfsport zu bieten hat. Außerdem ist es ja im Unterschied zum Waveriding auf nahezu allen Gewässern machbar. Warum wird es dennoch von der breiten Masse nicht so angenommen?
Das Stimmt! Es ist einfach unfassbar, was für Manöverkreationen die letzten drei Jahre entstanden sind und es kommen immer weitere dazu. Wenn man nicht oft auf dem Wasser ist,
hat man fast keine Chance, mit dem derzeitigen Level mitzuhalten. Das Problem: Freestyle ist unfassbar anspruchsvoll. Alle, die einen Spock können, wissen wovon ich spreche. Oder wie schon gesagt wurde: Eine Air Jibe dauert ewig. Dann kann man sie erstmal auf einer Seite und dann braucht es wieder einige Zeit um sie auf beiden Seiten zu lernen.

Außerdem müssen alle Newschool-Manöver sowohl bei Leicht- als auch bei Starkwind sitzen. Im Vergleich zum Waveriding gibt es viel mehr Tricks, was die Disziplin höchst Anspruchsvoll macht. Kurz und knapp: Man muss Biss, Talent - inwiefern das zu definieren ist, sei dahingestellt -, Ehrgeiz und Bock haben.
Neopren oder Nadelstreifen, Marco Lufen? - das deutsche Freestyle-Ass im Interview
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Was müsste passieren, damit Freestyle kommerzieller wird?
Es gibt viele Möglichkeiten, wie man die Disziplin wieder interessanter machen könnte. Beispielsweise ein Big-AIR-Contest mit nur einem Move pro Runde wäre spektakulär, geil anzuschauen und man bekommt am laufenden Band Action geboten. Wenn man sich einen kompletten Heat anschaut, ist das anders.

Einige Jungs fordern, Freestyle und Welle zu kombinieren. Macht das Sinn oder will man sich eher bewusst von der anderen Disziplin abgrenzen?
Ja, klar macht das Sinn. Man müsste sich dann nur überlegen, wo man den Schwerpunkt setzt - beim Wellenabreiten oder bei den Sprüngen.

Zweifelst du eigentlich manchmal, ob sich der hohe Trainingsaufwand überhaupt lohnt?
Den einen oder anderen Gedanken macht man sich da schon mal. Aber es ist ein geiler Sport, Leidenschaft pur und deshalb macht man weiter.
Neopren oder Nadelstreifen, Marco Lufen? - das deutsche Freestyle-Ass im Interview
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Da du studierst scheinst du ja auch nicht zu 100 Prozent auf die Profi-Karriere zu setzen. Wie schaffst du es, World Cups, Training, Arbeit und Uni unter einen Hut zu bringen?
Das ist eine Gute Frage! Manchmal ist das alles eine Herausforderung und mit viel Planung im Voraus verbunden. Es ist einfach unmöglich, sich auf alles zu 100 Prozent zu konzentrieren, das geht nicht. Wenn ich auf Surftrips bin, denke ich nicht viel an die Uni, aber wenn ich beispielsweise in der Uni bin, dann hau ich schon rein damit das alles auch läuft. Nur ein Bisschen surfen und einmal Buchaufschlagen hilft da nicht weiter.

Du bist ein World Cup Freestyler, der Business studiert. Sieht man dich in einigen Jahren mit grauem Nadelstreifenanzug in Frankfurt oder mit schwarzem Neoprenanzug auf dem Wasser?
Ich denke in Kombi (lacht). Aktuell möchte ich einfach mein Studium abschließen und dann weiterschauen, in welche Richtung es geht. Ehrlich gesagt gibt es noch keinen Masterplan.

Und wenn es dann mal einen gibt, muss man den bestimmt an gegebener Stelle wieder anpassen, da es durchaus sein kann, dass eine Windsurfsession dazwischen kommt, haha.

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