Balz Müller im Interview: Das einzige Limit ist unsere Vorstellungskraft

Balz Müller im InterviewDas einzige Limit ist unsere Vorstellungskraft

Der Schweizer Ausnahmeathlet Balz Müller ist jedem Wassersportler ein Begriff. Es ist einfach unglaublich, was der 29-Jährige auf dem Wasser zeigt, wie er das Windsurfen, das Wingfoilen, das Windsurffoilen und auch das Pumpfoilen nicht nur zelebriert, sondern auch revolutioniert.

von Mathias Genkel
Balz Müller ist ein moderner Waterman mit Hauptwohnsitz in Biel, französisch Bienne, einer offiziell zweisprachigen Stadt, die direkt am nach ihr benannten Bielersee im Kanton Bern gelegen ist. Das hätte sich vor ein paar Jahren quasi ausgeschlossen - ein Waterman, der nicht am Meer lebt. Doch für Balz scheinen diese althergebrachten Kategorien nicht zu gelten. Mit seinem unverwechselbaren Stil, seiner Kreativität und seiner scheinbar unerschöpflichen Energie zeigt er, dass möglich ist, was Viele für unmöglich halten. Das Tolle an dem Ganzen: er ist total bodenständig, authentisch und echt.

Ich habe Balz nach seinem Besuch auf der Messe Boot in Düsseldorf zum Interview gebeten. Er sagte spontan zu und rief mich direkt auf dem Handy zurück.

Hi Balz, wir kennen uns schon recht lange, unter anderem vom PWA World Cup in Fuerteventura, aber auch durch deine Trips in den Norden Deutschlands. Ich freue mich riesig darüber, dass du dir Zeit für dieses Interview nimmst. Wo bist du gerade?
Ich sitze hier im Zug mit einem Foil, dessen Spannweite mit 1.75m fast so groß ist wie ich.
Balz Müller im Interview: Das einzige Limit ist unsere Vorstellungskraft
Balz Müller im Interview: Das einzige Limit ist unsere Vorstellungskraft
Balz Müller im Interview: Das einzige Limit ist unsere Vorstellungskraft
Als ich Balz im Zug erreiche, bin ich selbst gerade im Fitnessstudio. Also kommen wir direkt, irgendwie ganz natürlich auf das Fitnessthema zu sprechen, das ja für viele Windsurfer ein unbeliebtes aber wichtiges Thema darstellt.

Wie hälst du dich fit, Balz?
Ehrlich gesagt, bin ich zu viel auf dem Wasser, quasi zu aktiv. Da ist bei mir im Moment eher die Physiotherapie wichtig, um das körperliche Gleichgewicht wieder herzustellen.

Ja, ich habe mal gesehen, dass durch das viele Foilpumpen die Muskulatur einer deiner beiden Oberschenkel deutlich stärker ausgeprägt ist als bei dem anderen.
Genau! Diese Asymmetrien muss man ausgleichen, so dass ich jetzt sehr viel auf meiner schlechten Seite (also Goofy Foot) trainiere. Aber das betrifft nicht nur den Oberschenkel, sondern auch den Rücken und die Schulter. Ich finde die Physiotherapie deshalb auch wichtiger als das Fitnessstudio. Außerdem auch das mentale Training, sowie Stretching und Yoga. Vor drei, vier Jahren hätte ich nie gedacht, dass ich einmal so rede, aber zweimal die Woche Physiotherapie ist Gold wert. Das ist auch Prävention. Als Freestyler hat man immer das Gefühl man brauche das nicht, dabei ist das eine körperlich so anspruchsvolle Disziplin.
Balz Müller im Interview: Das einzige Limit ist unsere Vorstellungskraft
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Da kann ich dir nur beipflichten. Ich hatte eine Phase, da tat mir nach fast jeder full power Freestyle Session ein Körperteil weh. Aber das ist irgendwie besser geworden. Ist das Pumpfoilen der perfekte Ausgleich zum Freestyle-Windsurfen? Wie oft kommst du überhaupt mit dem Freestyler mit Finne aufs Wasser?
Ich komme auf ungefähr 300 Wassertage im Jahr. Davon kann ich die Windsurfsessions aber wirklich an zwei Händen abzählen. Ich hatte letztes Jahr 270 Wingsessions, davon viele Pumpsessions. Ich bin also mehr Pumpfoilen als Windsurfen.

Ich finde es echt cool und inspirierend, dass du da so genau Buch führst.
Ja, und ich markiere die Big Days mit Ausrufezeichen. Und, weißt du, es gab 15 Ausrufezeichen letztes Jahr und davon waren die meisten hinter den klassischen Windsurfsessions!

Wahnsinn! Das zeigt irgendwie, was ich genau so empfinde. Es geht nichts über einen fetten Sturm, den man mit kleinem Segel surft. Wenn ich da an deine Clips vom Urnersee denke, wie du mit 3.3er Doppelloops bei 12 Windstärken und fliegendem Wasser springst. Da kann man auf der heimischen Couch nicht mehr ruhig bleiben beim Zuschauen! Doch wie ist denn das allgemeine Bild vom Wassersport in der Schweiz? Wie sieht es beispielsweise mit dem Freestyle-Nachwuchs aus?
Ja, es scheint als spiele die Jugend da nicht mehr mit! Es gibt viele Junge Leute an den Spots. Doch die gehen alle Wingen oder auch Kiten. Windsurfen hat irgendwie so ein bisschen den Ruf einer echten „Männersportart“. Wir haben ja schon über den Kraftaspekt gesprochen. Ich frage mich, wie man Windsurfen attraktiv machen kann. Freestyle-Windsurfen ist einfach schwierig und mit dem Wing ist es eigentlich zu einfach! Ein weiterer Aspekt betrifft die Bedingungen: In einem normalen Jahr kann man 25 Mal Windsurfen in der Schweiz. Mit den anderen Sportarten kommt man deutlich öfters auf Wasser. Pumpfoilen geht jeden Tag. Dann gibt es jetzt noch das SUP-Pumpfoilen, was ein super Workout für den gesamten Körper ist. Das ist Spaßfitness :)

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