Balz Müller im Interview: Das einzige Limit ist unsere Vorstellungskraft

Balz Müller im InterviewDas einzige Limit ist unsere Vorstellungskraft

von Mathias Genkel
Ich finde es total witzig, dass wir immer wieder auf das Thema Fitness zu sprechen komme, während ich hier im Fitnessstudio telefoniere und den anderen beim Hanteln stemmen zuschaue.
Ja, also das SUP-Pumpfoilen hilft ungemein, die Muskulatur zu erhalten. Aber beim Freestyle-Windsurfen muss man auch schnell reagieren können. Die Schnellkraft ist entscheidend. Deshalb fährt auch Sarah-Quita (Sarah-Quita Offringa, Anm. d. Redaktion) so stark, weil sie eine Schnellkraft hat wie ein Mann.

Während Balz so spricht, überlege ich meine Mitgliedschaft im Fitnessstudio zu kündigen und stattdessen jeden Tag Pumpfoilen zu gehen. Er fährt fort:

Wir müssen auch über das Thema Vorstellungskraft reden. Das ist so viel wichtiger als das Fitnessstudio. Der Traum vom neuen Manöver, die Imagination - es gibt dort keine Grenzen. Ich habe mir neue Manöver wie den Shifty vorgestellt und dann, als ich noch als Landschaftsgärtner arbeitete, mit der Schaufel als Gabelbaum geübt, oder auch mit einem Besenstiel. Man stellt sich den Move aus allen Perspektiven vor, mit geschlossenen Augen. Das nimmt die Angst. Man muss den nötigen Mut haben, um neue Manöver zu lernen.
Balz Müller im Interview: Das einzige Limit ist unsere Vorstellungskraft
Balz Müller im Interview: Das einzige Limit ist unsere Vorstellungskraft
Balz Müller im Interview: Das einzige Limit ist unsere Vorstellungskraft
Es ist bemerkenswert, dass das Gespräch nun in eine sportpsychologisch so wichtige Richtung geht. Dabei hätte ich nicht gedacht, dass das Thema Angst überhaupt eine Rolle bei dir spielt.
Vor sechs Monaten hat ein Coach bei mir angefragt. Er wollte mich mental coachen. Es gab ein Manöver beim Wingen, vor dem ich Angst hatte: und das war der Frontflip. Der Coach begann, den Move in seine Einzelteile zu zerlegen. Aber das war zu kompliziert! Er fragte immer wieder: Was ist deine Angst? Ich antwortete, dass ich Angst davor hatte, mir das Genick zu brechen. Wir haben die Angst thematisiert und sie damit groß gemacht. Alles wurde noch schlimmer. Man sollte lieber den Kopf ausschalten und einfach probieren. Der Shifty ist das beste Beispiel. Viele Windsurfer, die den Shaka lernen, rotieren irgendwann über und das ist ja dann quasi die Shifty-Bewegung. Aber je mehr man über den Move nachdenkt, und darüber, was alles schief laufen könnte, desto größer wird die Angst.

Man muss also seine Komfortzone verlassen, sich dabei aber wohlfühlen und keine Angst haben. Wenn man von einem Trick träumt, hat man keine Angst mehr. Man muss sich die Landung vorstellen. Ich habe das dann so mit dem Frontflip gemacht und keine Blockade mehr gehabt und ich habe übrigens auch die Arbeit mit dem Coach beendet.
Balz Müller im Interview: Das einzige Limit ist unsere Vorstellungskraft
Balz Müller im Interview: Das einzige Limit ist unsere Vorstellungskraft
Balz Müller im Interview: Das einzige Limit ist unsere Vorstellungskraft
Konsequent! Und das bringt uns auch gleich zu unserem nächsten Punkt. Du hast auch deinen Boardsponsor MB-Boards verlassen und wirst ab sofort sowohl mit Severne Boards als auch Segeln unterwegs sein. Wie kam es zu diesem Wechsel?
Das MB-Boards Projekt ging mir einfach zu nah. Es hat sich am Ende angefühlt, als wäre es meine eigene Marke. Alles, was die Kommunikation über die Boards in den Medien betraf, lag in meiner Hand. Alle Leute haben mir die Fragen zu den Boards gestellt. Es gab ja nie einen Surftest oder Ähnliches. Ich sehe es nicht als Aufgabe des Teamfahrers, den Verkäufer zu spielen. Da ist mir jetzt eine riesige Last von den Schultern gefallen. Ich meine, die Leute, auch meine Kumpels, sie kamen mit den Reklas zu mir, wenn es Probleme gab. Irgendwie hatten alle am MB-Boards Projekt Beteiligten total Bock darauf, neue Dinge zu entwickeln. Aber es gehört eben so viel mehr dazu, als nur zu designen und zu testen, wenn man eine Marke am Markt etablieren möchte. Bei Severne bin ich schon seit 14 Jahren Teamfahrer. Ich habe in den letzten Jahren auch zunehmend an der Weiterentwicklung der Produkte mitgearbeitet. In Zukunft möchte ich hier weiter puschen.

Wie wird das aussehen und was kannst du jetzt schon zu den Produkten sagen? Das wird wirklich spannend, wie dein Einfluss im Bereich des Foilens bei Severne aussehen wird, kennt man die Marke bisher doch vor allem durch ihre high performance Wavesegel.
Dass der Psycho ein wirklich gutes, da 100% auf Freestyle-Performance ausgelegtes Board ist, stellt kein Geheimnis dar. Ich habe aber bereits auch das Foilfreestyle-Board Predator mitentwickelt. Das Board gibt es in drei Größen und die 95l Version ist mein go-to Board für 90% der Bedingungen. Des Weiteren kann ich bei Severne wirklich meine eigene Identität in die Marke einfließen lassen. So bekomme ich hier individuelle Designs, die wirklich die Handschrift Balz Müller tragen.

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