Balz Müller im Interview: Das einzige Limit ist unsere Vorstellungskraft

Balz Müller im InterviewDas einzige Limit ist unsere Vorstellungskraft

von Mathias Genkel
Die Zukunft wird interessant! Wo siehst du deinen Fokus in den nächsten Jahren?
Vieles ist in den letzten Jahren lokaler geworden und auch ich sehe mich eher foilend auf einem Schweizer See als an exotischen Wellenspots. Ich möchte das Lokale puschen und zeigen, dass Windsurfen, gerade mit dem Foil, überall möglich ist. Ich bin kein Klimaaktivist, aber mit meinem Reacha-Anhänger fahre ich zum Beispiel super gerne einfach mit dem Fahrrad an den nächsten Spot und kann dort Spaß haben, ohne um die Welt zu reisen. Ich träume also eher vom Windsurffoil-Freestyle. Das hat dem Windsurfen einfach eine neue Dimension gegeben und es ist noch so viel möglich. Das sprengt doch unsere Vorstellungskraft. Ich meine, es gibt im Moment nur eine handvoll Leute, die es auf hohem Level praktizieren und die verrückte Jugend fehlt etwas. Aber hey, man kann so kreativ sein mit dem Foil. Gleichzeitig ist es o.k., wenn man wie z.B. Nic Hibdige sagt, Foilen ist nichts für mich. Ich habe aber den Ansporn in unterschiedlichen Disziplinen besser zu werden und kreativ zu sein.

Balz, ich habe jetzt direkt Bock aufs Foil zu steigen und irgendwas Neues zu üben! Wir müssen unbedingt mal gemeinsam aufs Wasser gehen!
Du sprichst es an. Wir brauchen auch wieder mehr Community - gerade im Bereich des Windsurf-Freestyles. Sich gegenseitig zu puschen ist so ungemein wichtig. Ich habe mit Yentel Caers schon so viele Move-Ideen gehabt und diese teilweise auch umgesetzt. Verrückte Dinge, wie der Shaka Tucan, Moves mit Schlaufenwechsel: Grubby into Eslider, … Es gibt noch so viel zu entdecken und zu probieren. Das Limit ist wirklich nur die Vorstellungskraft! Aber es scheint, als seien einige Freestyler etwas müde. Das liegt vielleicht auch an den wenigen Contests.
Balz Müller im Interview: Das einzige Limit ist unsere Vorstellungskraft
Balz Müller im Interview: Das einzige Limit ist unsere Vorstellungskraft
Balz Müller im Interview: Das einzige Limit ist unsere Vorstellungskraft
Apropos, Contests. Wie sehen da deine Pläne für 2023 aus - EFPT, PWA oder beides?
Adam Sims macht einen grandiosen Job mit der EFPT. Mir hätte es noch besser gefallen, hätte er sich mit der PWA zusammen geschlossen und so Kräfte gebündelt, wie es die IWT und die PWA nun angehen. Trotzdem bin ich ein großer Fan der EFPT. Dabei gilt bei vielen Freestylern der Wettkampf immer noch als uncool. Mich puscht das aber alles eher. Nach einem Contest möchte ich unbedingt dazu lernen. Ich möchte auch mit 60 oder 70 Jahren noch Contests fahren. Es gilt, Grenzen zu verschieben. Was gibt es für ein besseres Gefühl, als morgens aufzustehen und das Verlangen danach zu haben, etwas Neues zu lernen? Ich möchte einfach das Freestyle-Level weiter puschen! Keiner meiner Sponsoren verlangt einen Weltmeistertitel. Ich möchte eher inspirieren.

So war ich bei meinem letzten PWA-Event in Carro als einziger Teilnehmer mit dem Foil unterwegs und hatte zwar in meinem Heat gegen den jetzigen Weltmeister Adrien Bosson etwas Pech, weil der Wind kurz vor dem Heat hoch ging. Doch bei schwächerem Wind hätte ich auch alle Moves, wie zum Beispiel den Pushloop oder Paskos auf dem Foil zeigen können. Und da wird es schon schwierig, mit der Finne mitzuhalten. Die Zukunft bleibt also interessant.
Balz Müller im Interview: Das einzige Limit ist unsere Vorstellungskraft
Balz Müller im Interview: Das einzige Limit ist unsere Vorstellungskraft
Balz Müller im Interview: Das einzige Limit ist unsere Vorstellungskraft
Du sprichst genau das aus, was ich so denke und fühle, wenn es darum geht, in welche Richtung uns das alles führt. Es ist der Wahnsinn, wenn man sieht, was in den letzten Jahren alles geschehen ist, welche neuen Spielarten unseres Sports entstanden sind, welche Moves erfunden worden und was nun alles möglich ist.
Und das geschieht auch alles durch den Austausch mit anderen, der so unglaublich wichtig ist. Ich habe jetzt auf der Boot mal wieder Julien Mas und zahlreiche andere Freestyler getroffen. Wir haben uns alte Surfclips reingezogen und übers Freestylen philosophiert. Das ist so ein Spirit, der uns weiter bringt und zusammen schweißt.

Balz, ich danke dir vom Herzen für dieses aufschlussreiche und motivierende Interview. Wer jetzt nicht aufs Wasser will und neue Moves ausprobieren möchte, der bleibt dann wirklich zu sehr in seiner Komfortzone!

Fotos: PWA/John Carter, @vollivision, Severne

People


News


Neu auf Windsurfers