Dieses Jahr konnte man dem Winter kaum entfliehen, man schien in einer zähen grauen Einöde gefangen zu sein. So ging es mir zumindest. Ende Januar schien dann zum Glück das Gröbste vorbei. Doch dann legte der Winter erst richtig los.

Mich graust es immer davor, wenn die Vorhersage durchgängig Temperaturen im Minusbereich anzeigt. Dabei erweisen sich die kalten Ostwindphasen dann oft als gar nicht so schlimm. Ehrlich gesagt, gehe ich gerne bei kaltem aber trockenem Ostwind surfen, da dieser oft mit Sonnenschein daherkommt. Das finde ich selbst bei Temperaturen um den Gefrierpunkt angenehmer als den typisch nasskalten Südwestwind, fünf Grad und Dauergrau. Die besondere Atmosphäre an solchen Tagen tut ihr Übriges.

Eine temperaturbedingte Zwangssurfpause habe ich aber schon ewig nicht mehr eingelegt. Die stürmischen Tage Anfang Februar waren trotzdem grenzwertig und eine Herausforderung: Schneestürme, eiskalter Ostwind, Eisschollen aber immer wieder auch Sonne. Die Bilder vom 7. Februar habt ihr sicher gesehen, oder solltet es nachholen.

Normalerweise wird mein Homespot Warnemünde bei Ostwinden ausgelassen. Am Montag gab es jedoch einzigartige Bedingungen mit sauberer Welle und Wind von rechts bei Sonnenschein und Schneewehen - eine einzigartige Atmosphäre. Dabei konnte man überhaupt nicht vorhersagen, wie so ein Surftag aussehen würde. Die Bedingungen änderten sich teilweise schlagartig. Strahlendem Sonnenschein folgte eine dunkle Schneefront. Die schweren, gefrorenen Tropfen wehten einem dann, vom Sturm gepeitscht, seitlich ins Gesicht. Mein Kumpel Markus Marsand scorte eine Session mit gutem Druck für 4.8, glasklarem Wasser und toller Stimmung am Salzhaff. Selbst das Eis im Segel konnte diesen Lichtblick im Wintergrau nicht trüben.

Teils blieb es aber auch komplett windstill und es lief nur ein sauberer Ostsee Swell in die Bucht. Der Sturm verharrte auf offener See, erreichte das Ufer nicht und so liefen beinahe perfekte Wellen an den Strand von Warnemünde. Das habe ich hier so noch nie gesehen.

In diesem kurzen Clip gebe ich einen Eindruck von den Bedingungen:


Obwohl es in der Saison an den bekannten Spots im Osten oft brechend voll ist, hält sich vor allem in diesem Winter die Anzahl der Windsurfer auf dem Wasser doch stark in Grenzen. Oft freue ich mich, überhaupt jemanden zu finden, der mit mir bei diesen Temperaturen aufs Wasser geht. Markus ist oft für Abenteuer in der mecklenburgischen Schneelandschaft zu haben. Einmal sind wir sogar auf dem Weg zum Spot im Schnee stecken geblieben, sind dann erst Surfen gegangen und haben uns anschließend Gedanken darüber gemacht, wie man das festgefahrene Auto wieder frei bekommt.

Jeder dieser Tage ist eine Herausforderung und fordert viel Überwindung. Aber das Glücksgefühl danach ist die Mühe wert. Mein Tipp: probiert es einfach mal aus.

Lust aufs Wintersurfen bekommen? In unserem Artikel Windsurfen im Winter findest Du die wichtigsten Tipps von Mathias und nützliche Links zum Thema.

Text: Mathias Genkel
Fotos: Laura Witthöft (@mcflaury), René Barchnann, artisticattitude_ (instagram), Mathias Genkel