Gastbeitrag von Mario Kümpel: Das Windsurfmarketing ist veraltet

Gastbeitrag Mario KümpelDas Windsurfmarketing ist veraltet

von Mario Kümpel
Für Marketingexperimente gibt es kein Geld, also wird der Kuchen „Windsurfmarkt“ in immer kleinere Stücke geschnitten, anstatt ein neues Rezept für einen größeren Kuchen zu entwickeln. Das hört sich sehr tragisch an, ist aber langfristig gesehen ein unausweichliches Problem, dem man sich stellen muss. Die Frage ist, ob man noch ein paar Jahre wartet, oder jetzt schon anfängt, es zu lösen. Gemeinsam einen größeren Kuchen backen oder irgendwann nur noch Krümel essen? Zu meiner Lösungstheorie komme ich gleich. Davor möchte ich, für ein näheres Verständnis meiner Perspektive, einen kurzen Einblick in meine Welt geben.

Ich bin ohne Social Media aufgewachsen und weiß (zum Glück) also, wie es „vorher“ war. Mit ca. 16 Jahren begann ich dann diese, sich gerade in der Entstehung befindende Welt zu entdecken. Ich beobachtete damals, wie „Fitness“ ein immer größer werdender Trend wurde. Dieser basierte auf einem sich rasant entwickelnden „Influencer“ Kult. Personen zeigten, wie sie trainierten und begeisterten Menschen sowohl vom Prozess als auch vom Ergebnis. Gerade in der Anfangszeit des Fitnessbooms resultierte dies auch in einem extrem ausgeprägtem Wohlstand unter den „Influencern“. Marken bewarfen diese förmlich mit Geld, weil es das einfachste und effektivste Marketing war, welches es bis dato in der Fitnessszene (und generell) gab.
Gastbeitrag von Mario Kümpel: Das Windsurfmarketing ist veraltet
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Man bezahlt Influencer dafür, dass sie selbst kreative Konzepte entwickeln und sich auf natürlichem Wege einer breiten Masse präsentierten. Und zwar so persönlich, dass eine ausgesprochene Empfehlung auf den Zuschauer die gleiche Wirkung hat, wie wenn der beste Freund/in etwas empfiehlt. Damit werden mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Die Zielgruppe des Marketings kann viel genauer definiert werden als bei klassischem Marketing (Print, Plakat, Banner). Das Marketing basiert auf natürlichem Interesse des Zuschauers und ist somit viel effektiver. Der Werbeträger (Influencer) wird für sein natürliches Auftreten (es gibt viele Negativbeispiele) bezahlt. Es werden durch Social Media konstant neue Menschen erreicht, sowie ermutigt selbst Influencer zu werden und die Branche wächst. Natürlich auch dank Microinfluencern (privat Personen die unbewusst zum Influencer werden, weil sie andere Influencer unterbewusst (oder bewusst) imitieren). Geniales Konzept, oder? Das gleiche gibt es heute in fast jeder Branche. Im Windsurfen aber fast überhaupt nicht. Social Media Marketing funktioniert nur zum Teil über Content von unabhängigen Plattformen (z.B. World Of Windsurf, Windzone, WINDSURFERS, dailydose, Xtreme Windsurfing, JaKlar!, …). Diese Erfüllen im Social Media Zeitalter die Aufgaben, die in den 80er Jahren noch Printmedien erfüllt haben. Nämlich unabhängige und leicht zugängliche Informationen. Das ist natürlich immer noch relevant.
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Was in den 80er Jahren aber Stars wie Robby Naish bei der Jugend ausgelöst haben (Lust selbst Windsurfer zu werden), dass kann kein Magazin kompensieren. Denn Magazine werden meist nur von der bereits bestehenden Interessengruppe konsumiert.

Das was damals ein Robby Naish gemacht hat, liegt auch nicht in der Verantwortung von Profisportlern. Diese haben beim aktuell gefordertem Leistungspensum kaum die Kapazitäten dafür. Damals war in der PWA alles entspannter und lustiger. Mit wachsenden Anforderungen bei den Regatten, geht die Entspannung natürlicherweise verloren. So ist es aber heute in den meisten Sportarten.

Wer also trägt heute die Verantwortung, für das Image unserer Fun-Sportart. Hochleistungssportler, ein Windsurf Magazin oder die Surfschule selbst? Meiner Meinung nach kann keine der drei Parteien den Vibe von Freiheit, Spaß und Entspannung so vermitteln, dass sie Surfschüler ohne Vorkenntnisse vom Sport überzeugen. Der Sportler scheint unnahbar und ist auf Leistung fokussiert. Das Windsurf Magazin wird hauptsächlich von Windsurfern gelesen, denn die normale Bevölkerung hat quasi keinen Bezug zum Sport.

Die Surfschulen geben ihr bestes, können aber einem Schüler innerhalb von einer Woche keine Gleitfahrt vermitteln und anfangs ist Windsurfen nun mal ein sehr anstrengender Sport, der Durchhaltevermögen fordert. Daher bleiben nur 5% am Ball.

Das Ziel ist also klar definiert: dem potentiellen Nachwuchs auf zeitgemäße Art und Weise vermitteln, warum es geil ist, Windsurfen zu können. Wenn das auf eine natürlich und ungezwungen passiert, basierend auf natürlichem Interesse, dann wird die erreichte Person am Ball bleiben. Zumindest mit einer viel höheren Wahrscheinlichkeit als 5%.

Im 21. Jahrhundert sind hierfür Influencer verantwortlich. Das hört sich selbst für mich nicht so schön an, wie der Name Robby Naish. Aber wer nicht mit der Zeit geht, der geht eben mit der Zeit. Und dessen sollte man sich bewusst sein, wenn man eine Sportart zu einem erneuten Wiederaufschwung führen will.

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