Der etwas andere Surftrip: Eine Segelreise von Hamburg nach Gambia

Der etwas andere SurftripEine Segelreise von Hamburg nach Gambia

Ein gesamtes Jahr ersetzte Jan Malte Claus seinen Surfvan durch ein neun Meter langes Segelschiff und segelte mitsamt Surfmaterial quer durch den Atlantik. Ursprünglich sollte es von Hamburg aus in die Karibik gehen, schließlich fand sich die Crew nach vielen spannenden Zwischenstopps im westafrikanischen Gambia wieder.

von Jan Wildeman
Ausgestattet mit seinem Windsurfmaterial und einem Wellenreiter wurde Pause gemacht auf den Kanaren, den Azoren und auf den Kapverden. Während nur eine dieser Destinationen bei den meisten Wassersportlern Hochgefühle auslöst, schaffte Jan Malte es inmitten der Pandemie an so einigen traumhaft schönen Orten aufs Wasser. Im WINDSURFERS Interview berichtet der 21 Jahre alte Kieler von einsamen und perfekten Surf Spots, stressigen Situationen an Bord und davon, was er während der Reise am meisten vermisst hat.

Moin Jan Malte, du bist noch gar nicht so lange wieder zuhause in Deutschland. Wo erwische ich dich heute und wie fühlt es sich an, wieder Land unter den Füßen zu haben?
Moin! Ja genau, ich bin jetzt seit ziemlich genau einem Monat wieder in Kiel und bin gerade bei Regen in meinem WG-Zimmer (lacht). Es ist auf jeden Fall sehr schön wieder zuhause zu sein, wir sind ja sogar fast einen Monat früher wieder in Deutschland angekommen als ursprünglich geplant. Nach so einer langen Zeit auf dem Boot ist es toll, wieder einfach mal flexibel zum Windsurfen zu fahren oder sich mit Freunden treffen.

Ging es oder geht es heute aufs Wasser?
Ja, heute war ich tatsächlich Wingen. Den Hype hat man natürlich komplett verpasst, wenn man ein Jahr nicht zuhause ist. Als ich das erste Mal nach der Reise wieder am Spot war, hatte ich das Gefühl, dass jeder jetzt nur noch am Wingen ist. Also musste ich das auch mal ausprobieren! Ansonsten hatten wir tatsächlich viel Glück und es war direkt windig in Dänemark, kurz nachdem wir wieder da waren. Ich bin dann erstmal für eine knappe Woche nach Hanstholm gefahren und hatte dort ein paar wirklich gute Sessions.
Der etwas andere Surftrip: Eine Segelreise von Hamburg nach Gambia Hanstholm, Wochenende nach unserer Rückkehr
Der etwas andere Surftrip: Eine Segelreise von Hamburg nach Gambia Die Route
Der etwas andere Surftrip: Eine Segelreise von Hamburg nach Gambia Sonnenuntergang auf meinem zuhause für ein knappes Jahr
Du bist zwar Kieler, man sieht dich aber meistens eher an der dänischen Westküste auf dem Wasser. Erzähl doch kurz wer du bist und wie du zum Windsurfen gekommen bist.
Zum Wassersport bin ich durch meinen Vater gekommen, da er mich früher immer mitgenommen hat als er an der Fischfabrik in Hanstholm Windsurfen war. Da durfte ich dann als kleiner Junge immer Wellenreiten gehen, da war ich glaube ich vier oder fünf Jahre alt. Auch wenn das jetzt nicht so der richtig gute Wellenreit-Spot ist (lacht)... Das Windsurfen hat mich am Anfang irgendwie noch gar nicht so richtig interessiert. Das hat dann erst mit 16 oder 17 Jahren angefangen. Und ab dann war ich eigentlich immer, wenn es irgendwie windig war auf dem Wasser, häufig hat mich mein Vater nach Norddänemark mitgenommen. Dort bin ich auch immer noch oft und gerne. Wenn die Vorhersage stimmt geht es in die Thy-Region, da die Bedingungen für das Wave-Windsurfen dort meistens besser sind als bei uns in Kiel an der Ostsee oder auch an der deutschen Nordseeküste.

Du hast aber schon noch in Kiel dein Abitur gemacht, oder?
Ja genau. Ich war dann 2018 mit der Schule fertig und habe direkt angefangen Agrarwissenschaften in Kiel zu studieren. Das hat mich aber nicht so wirklich abgeholt. Jetzt fange ich im September eine Ausbildung zum Zimmermann an, auf die ich mich echt freue. Dann werde ich natürlich erstmal nicht mehr ganz so viel nach Dänemark fahren können und muss darauf hoffen, dass an den Wochenenden Wind ist. Also wie jeder andere ja eigentlich auch (lacht).

Ziemlich genau für ein ganzes Jahr bist du nun auf Reise gewesen: Mit einer Segelyacht quer durch den Atlantik. Bis wo bist du gekommen und mit wem warst du unterwegs?
Ja, also wir sind von Hamburg aus gestartet und sind dann bis nach Gambia gesegelt, mit diversen Zwischenstopps. Die ganze Reise habe ich zusammen mit meiner Freundin Anne und ihrem Vater unternommen, die haben mich relativ kurzfristig gefragt, ob ich mitkommen möchte.
Der etwas andere Surftrip: Eine Segelreise von Hamburg nach Gambia Porto Santo
Der etwas andere Surftrip: Eine Segelreise von Hamburg nach Gambia Unser Schiff auf einem Nebenarm des Gambia River
Der etwas andere Surftrip: Eine Segelreise von Hamburg nach Gambia Anne und ich auf dem Schiff in Gambia
Wie kam es zu der Idee, inmitten einer Pandemie in unbekannte Gewässer aufzubrechen?
Meine Freundin Anne hatte eigentlich schon ein bisschen länger den Plan, nach ihrem Studium in die Karibik zu segeln. Die hat bereits ein paar längere Segeltouren gemacht. Dann kam natürlich Anfang 2020 die Pandemie und keiner wusste so richtig was los war. Ziemlich spontan hat Anne mich gefragt, ob ich nicht mitkommen möchte. Und ich bin super froh, dass ich ja gesagt habe und so irgendwie fast einem Jahr Lockdown in Deutschland entkommen konnte.

Wie ist es denn dazu gekommen, dass ihr nach Gambia gesegelt seid, anstatt wie geplant in die Karibik zu segeln?
Das lag im Großen und Ganzen an den damaligen Corona Einreisebestimmungen. Wir hätten auf jeder einzelnen Insel einen neuen, ziemlich teuren Covid Test machen müssen und dann auch noch in Quarantäne gemusst, obwohl wir ja vorher 21 Tage auf dem Wasser gewesen wären, fernab von jeglichen Menschen. Jedenfalls haben wir dann während der Reise andere Segler kennengelernt, die nach Gambia segeln wollten. Ehrlich gesagt wussten wir bis dahin gar nicht so genau, wo das überhaupt ist. Nachdem unsere neuen Freunde uns ein bisschen mehr über dieses kleine, westafrikanische Land erzählt haben, haben wir mehr oder weniger zum Spaß gesagt, dass man sich ja vielleicht in Gambia wiedersehen könnte. Im Laufe der nächsten Wochen hat sich diese Idee dann aber auf einmal zur besten Alternative entwickelt. Corona war dort noch nicht so wirklich ein Thema und es war somit sehr viel einfacher, dort auch im Land zu reisen.

Seid ihr im Nachhinein froh über die Planänderung gewesen?
Ja auf jeden Fall. Die Karibischen Inseln wären natürlich auch sehr spannend gewesen, aber Gambia war wahrscheinlich noch mal etwas ganz anderes, viel spezielleres. Einfach ein Reiseziel, welches kaum einer auf dem Schirm hat. Es ist ja völlig fernab von der klassischen Route, welche die meisten Langfahrtensegler von Westeuropa aus nehmen und auch von der Kultur her etwas ganz Anderes als das, was wir so gewöhnt sind.

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