Windsurfen in Europa: Traumbedingungen ohne Flugreise

Windsurfen in EuropaTraumbedingungen ohne Flugreise

von Leon Jamaer
Noch bevor ich auf dem Brett stehe habe ich einen zerschnittenen Fuß, in dem Seeigel-Reste stecken. Währenddessen kreuzt ein anderer Windsurfer gemütlich aus der in Lee gelegenen Bucht zum Kap. Da der Wind an diesem Tag relativ ablandig weht und somit im Uferbereich Windstille herrscht, scheint das Hochkreuzen die deutliche sinnvollere Einstiegs-Methode zu sein. Beim zweiten Anlauf klappt es jedoch auch über die Steine - und plötzlich ist das Hawaii-Feeling da. Wind von rechts für das 4,7er, masthohe Wellen und angenehm warmes Wasser, das sich im Vergleich zur Nordsee extra weich anfühlt. Die vom Mistral aufgepeitschte Dünungswelle mit eher kurzer Periode dreht am Kap in die kleine Felsbucht und sortiert sich. Das Gesicht der Welle ist tatsächlich so sauber und perfekt wie in Hoʻokipa. Dabei sind die Ritte in der Inside entlang der Felsen fast genauso riskant. Während ich mir die Wellen anfangs mit nur einem Lokal teile, kreuzt später eine Armada von fast zwanzig Kitern und weiteren Windsurfern zum Break. Innerhalb von einer Stunde ist der Spot völlig überfüllt - auch das kennt man von Maui. Zum Abend hin wird es wieder leerer und wir rutschen genüsslich ein blaue Wand nach der anderen hinunter. Mit dabei Elia, der sich über jede Welle, die wir abreiten, so freut, als wäre er selbst drauf. Sardinien empfängt uns mit all seiner Magie.
Windsurfen in Europa: Traumbedingungen ohne Flugreise
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Der Wind soll in den kommenden Tagen abschwächen, das Capo Mannu nicht mehr mit voller Stärke treffen, sowie westlich und damit zu auflandig drehen. Die Nordküste Sardiniens, an der westliche Winde Sideshore wehen, kommt ins Gespräch. Dass der Wind in der Straße von Bonifacio zwischen Korsika und Sardinien beschleunigt, ist ein weiterer Grund dafür das Auto in Gang zu setzen. Der Parkplatz von Cala Pischina ist bereits von Windsurfern in Beschlag genommen als wir ankommen. „No Kiters!“ steht auf dem Asphalt. Die Bucht von Pischina, wobei der Begriff Cala in diesem Fall trügerisch ist, wird in den nächsten Tagen unser Go-To-Spot. Ähnlich wie an der Westküste sind überall scharfe Steine - die meisten unter Wasser und viele inmitten der brechenden Wellen. Nicht selten gurgelt plötzlich ein Stein hervor, der spontan umfahren werden will. Hat man sich mit den etwas haarigen Rahmenbedingungen einmal abgefunden sind schöne Ritte nach Lee möglich. Die Locals zeigen wie man sich richtig positioniert, um beim Sturz nicht auf den Felsköpfen zu landen.
Windsurfen in Europa: Traumbedingungen ohne Flugreise
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Von alten Single-Fins und in die Jahre gekommene Monofilm-Segel, bis hin zum allerneusten Material ist auf dem Wasser alles zu vertreten. Doch ob alte oder neue Schule, eins haben alle Fahrer gemeinsam: es geht möglichst vertikal und hart an jede Lippe. Wer einmal in Haagkat in Südafrika war, der weiß wie sehr die Italiener Down the Line Bedingungen lieben. Auch wenn die Wellenqualität bei weitem nicht an die von Haagkat heran kommt, sieht man hier in viele glückliche Gesichter. Die Stimmung auf dem Parkplatz, von dem man gut auf die Welle hinunter sehen kann, ist gelassen und freundlich. Umso mürrischer zeigt sich hingegen der Wind. Mal Onshore, Sideshore oder offshore, teilweise stürmisch, dann wieder Flaute, dazu Sonne und Regen. Wir entscheiden uns dagegen viel herum zu fahren und nach besseren oder einfacheren Spots zu suchen. Die Italiener raten uns: „Wenn Wind und Welle da sind, dann geht aufs Wasser!“ Der Wind ist einfach zu unbeständig - jeden Moment kann eine Regenwolke aufziehen und das System lahm legen.

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