Bernd Roediger im Interview: Style in Time

Style in TimeBernd Roediger im Interview

Lockeres Trapez, dicke Aerials und eine Menge Manöver, die nochmal in Slow Motion geschaut werden müssen. Der Hawaiianer hat sich nach dem öffentlichen Zoff mit Robby Naish bewusst vom Naish-Ziehsohn zu einer Eigenmarke des Understatement-Windsurfens entwickelt. Philosoph? Guru? Neo-Hippie? Oder geschickter Influencer?

von Loris Vietoris
Auf der verstrickten Route seiner eigenen Mission ist der Ho'okipa-Local unserem WINDSURFERS-Redakteur Loris Vietoris über den Weg gelaufen und hat ihm seine vielschichtigen, vertrackten Gedanken offengelegt.

Bernd, zunächst einmal möchten wir uns bei dir für deine Zeit bedanken. Für die meisten unserer Leser bist du als ein „Unikat“ unter den Waveridern bekannt.
Danke dafür. Ich schätze es immer sehr, mit leidenschaftlichen Menschen über unseren Sport diskutieren zu können.

Das hast du vor einiger Zeit als Bildunterschrift gewählt auf deinen Social Media Kanälen, eine Aussage, die man in der Windsurfwelt nicht oft liest. Denn die meisten Bildunterschriften von vielen Fahrern sind eher produkt- oder markenbezogen. Das allein zeigt schon, dass du einen anderen Ansatz und sicherlich eine andere Verbindung zu unserem Sport hast. Wie kommt es, dass du deine Bilder oft mit philosophischen Zitaten betitelst?
Ich glaube, dass ich oft solche Sachen schreibe, weil ich nicht weiß, wie ich besser ausdrücken soll. Die meisten Windsurfer wissen einfach nicht, was sie sagen sollen. Deshalb benennen sie in ihre Posts mit so gut wie nichts außer „stoked on this new board from ___ , stoked“. Aber das ist auch gut so, denn wie ich schon sagte, fehlen mir auch die richtigen Worte, um das Gefühl das mir Windsurfen gibt, zu beschreiben. Und das Gefühl ist anders als alles, was diese Welt zu bieten hat. Es kann nicht übertragen werden. Und alle Windsurfer kennen es, können es aber nicht teilen.
Bernd Roediger im Interview: Style in Time
Bernd Roediger im Interview: Style in Time
Bernd Roediger im Interview: Style in Time
Du sagst also, dass es an der Vermittlung des Gefühls mangelt, weil wir nicht wissen, wie man es in „Sprache“ überträgt?
Das ist der Grund, warum unser Sport Schwierigkeiten hat, sich an die nächste Generation weiterzugeben, und ich glaube, dass daran auch die Windsurf-Welt leidet! Der naturnahe Abenteuersport, vor allem im Meer, insbesondere das Windsurfen, bietet eine neue Ebene der menschlichen Erfahrung. Ich glaube ehrlich gesagt, dass dieser Lebensstil ein evolutionärer Schritt ist. Die Natur auf eine neue Art zu lesen. Die Angst spüren. Aus Spaß arbeiten. Sich in Geduld und Wertschätzung für den Planeten üben. All diese Dinge bietet Windsurfen und es ist euphorisch, aber es ist wirklich unmöglich zu beschreiben. Wenn ich Lust habe, etwas philosophisches zu posten, ist das nur ein Versuch, eine veraltete Sprache zu verwenden, um etwas neues zu beschreiben, für das es noch keine Definition gibt! Ich verurteile also niemanden dafür, dass er um Worte ringt, denn auch ich habe versucht, alles zu sagen, was ich kann. Aber es ist nicht genug.
Bernd Roediger im Interview: Style in Time
Bernd Roediger im Interview: Style in Time
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Auch bei dir sind Veränderungen zu erkennen, denn vor ein paar Jahren wurdest du als nächster Wave-Weltmeister gehypt und hast dann entgegen aller Erwartungen deine Fühler in andere Richtungen der Wassersportwelt ausgestreckt. Warum und was hat dich dazu bewogen, diesen Weg einzuschlagen?
Ich bin jung und kenne bei weitem nicht alle Antworten, aber ich glaube, dass Wege selten gewählt werden. Ein Weltmeister zu sein ist kein Weg, es ist ein Karriereschritt, es ist eine Wahl des Ziels, aber ein Weg ist etwas, das schwerer zu verstehen ist. Und ich verstehe es immer noch nicht, und werde es auch nie verstehen. Ich habe zu viele leidenschaftliche Windsurfer gesehen, die unter der Last der professionellen Erwartungen erdrückt wurden, oder ausbrennen, selbst nachdem sie große Ziele erreicht haben!

Wie gehst du an das Windsurfen heran und was ist es für dich?
Windsurfen ist für mich keine Sorge um Titel, Windsurfen ist eine Lebenseinstellung. Diese Art zu leben macht mich extrem glücklich; Windsurfen für mich ist pures Glück, aber gleichzeitig kämpfe ich auch darum, Profi zu bleiben... Was für ein Leben, was kann man tun, außer es zu akzeptieren?

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