Steffi Wahl Interview - Nach 20 Jahren World Cup motivierter denn je

Nach 20 Jahren World Cup motivierter denn jeSteffi Wahl

von Frithjof Blaasch
Die ersten Events auf den Kanaren sind ja für uns hier sehr einfach zu erreichen und das ist nicht wirklich zeitaufwändig. Da buche ich mir dann spontan einen Flug und mache mit. Da haben die europäischen Teilnehmerinnen des Worldcups einen Vorteil und man macht das nun ja auch schon ein paar Jahre und weiß wie es läuft. Das ist alles nur eine Frage der Selbstorganisation und Absprache mit den Arbeitskollegen.
Interessant ist trotzdem, dass es immer noch Leute gibt, die glauben, dass ich ausschließlich windsurfe. Klar, versuche ich jeden Windtag zu nutzen und solange ich kommuniziere, was ich mache und erreichbar bin, kann ich auch spontan zu einem Worldcup fahren oder fliegen. Ein Tag hat schließlich 24 Stunden und man surft ja auch keine 10 Stunden am Stück. Da bleibt noch genug Zeit ein paar Dinge zu erledigen, sei es nachts. Ich brauche zum Glück auch relativ wenig Schlaf, da finden sich immer ein paar ruhige Stunden.

Aber ein richtiger Urlaub, unabhängig von einem Event, gehört für uns auch einfach dazu. Da versuche ich auch den Rechner so wenig wie möglich anzumachen. Aber eigentlich sind die World Cups für mich auch immer ein wenig wie Urlaub.

Also fährst du dieses Jahr wieder World Cup? Mir sind Gerüchte zu Ohren gekommen, dass du eigentlich aufhören wolltest?
Ach, im Winter habe ich meistens keine Lust auf World Cup. Was aber auch daran liegt, dass diesen Winter hier wenig Wind war, bis auf den April, der war gut. Aber davor konnte man die Sessions an zwei Händen abzählen. Wir waren zwar viel in Dänemark Wellenreiten, aber Windsurfen ging immer nur so alle zwei Wochen und da geht es mit den Fortschritten eher rückwärts statt vorwärts. Dann sieht man die anderen Mädels im Winter irgendwo trainieren: Pushloop hier, Pushloop - da und man selber kann gerade seinen Status quo behalten (lacht). Eigentlich ist der nordische Winter immer sehr gut zum Windsurfen. Da mich die Kälte nicht stört, muss man auch nicht unbedingt wegfahren. Doch dieses Jahr war es bei uns wirklich viel Flaute. Je näher die Saison rückt, desto mehr Lust bekomme ich dann doch wieder und man vergisst die Erlebnisse der letzten Saison.
Steffi Wahl Interview - Nach 20 Jahren World Cup motivierter denn je
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Was heißt die Erlebnisse der letzten Saison? Du konntest letztes Jahr Daido Moreno auf Teneriffa in der Single schlagen und bist am Ende Dritte geworden. Wie fühlt es sich an, eine Weltmeisterin, die seit Jahren mit ihrer Schwester Iballa das Damenfeld dominiert zu schlagen?
Hmmm! (denkt nach). Weiß nicht, na klar fühlt es sich cool an jemanden im Wettkampf zu schlagen, aber eigentlich ist es mir egal, wer das gerade ist. Es fühlt sich aber auf jeden Fall total toll an, mal in einem Finale zu surfen und die Zweite in der Single Elimination zu werden. Also ganz egal, wen man davor schlägt, habe ich dann erst an der Reaktion der anderen Mädels gemerkt, dass gerade etwas ziemlich Schönes passiert ist. Und dann habe ich mich sehr gefreut.

Sind dir die Ergebnisse egal, oder entwickelst du im Laufe des Wettkampfes einen Ehrgeiz der bei der Anreise noch nicht vorhanden war?
Ich entwickle schon einen Wettkampfgeist und möchte einfach mit mir in einem Heat zufrieden sein. Aber ich bin auch sehr realistisch. Daida ist die beste Springerin, die es gibt. Da müssen sich alle Anderen ganz schön warm anziehen, um da irgendwann mal ranzukommen. Ich glaube sogar, das ist nicht möglich. Aber wenn die Bedingungen passen, dann kann man sie auch mit anderen Dingen schlagen. Wie gesagt, sprungtechnisch ist sie meilenweit vor allen Anderen. Wettkampf surfen hat aber auch immer viel mit der Tagesform, den Bedingungen und dem Gewissen Quäntchen Glück zu tun. Und dann gewinnt halt mal jemand anderes, wenn man gerade nicht im Flow ist.
Steffi Wahl Interview - Nach 20 Jahren World Cup motivierter denn je
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Wer wird deiner Meinung nach in Zukunft ganz vorne mitfahren?
Man sieht es jetzt ja schon: Sarah-Quita. Sie ist ja jetzt schon die beste Allround-Windsurferin vom Dienst und sie hat den Willen, die Zeit und die Möglichkeiten. Sie ist total klasse, nicht nur sportlich, sondern auch menschlich.

Motiviert es dich eigentlich mehr mit anderen Frauen zu surfen oder ist es dir eigentlich egal?
Das ist ja gerade das Tolle beim World Cup surfen mit den Mädels. Man lernt in einer Woche so viel, wie sonst in einem Jahr nicht. Weil man so motiviert ist und wird, da verliert man viel schneller die Hemmungen. Beim World Cup gibt es die geballte Motivation auf einem Haufen und alle versuchen sich gegenseitig zu unterstützen

Mir ist aufgefallen, seitdem Lina in Kiel ist und ihr zusammen surfen geht, eroberst du den Luftraum für dich zurück. Eigentlich war ja das eher immer deine Schwäche.
Es macht eben viel mehr Spaß, als wenn man das sonst alleine macht. Die ganzen Jungs können es entweder schon oder trauen sich viel mehr, man selber ist dann immer so ein bisschen befangen. Dann ist da plötzlich jemand der versteht, dass man dann vielleicht auch mal Angst hat und dann macht das auch gleich viel mehr Spaß (lacht). Gute Stimmung auf dem Wasser ohne Neid und Verkrampftheit ist einfach schön und wenn man merkt, dass man sich gegenseitig für den Anderen freut, wenn was klappt, dann ist das ein sehr geniales Gefühl und macht einfach Laune.

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