Der zweite Tag des Schauinsland-Reisen Windsurf World Cup Sylt by got2b startete nach der lustigen Spaß-Session am gestrigen Abend zunächst mit bescheidenen 2 bis 5 Knoten. Die Disziplinen Freestyle und Wave wurden entsprechend schnell auf die nächsten Tage verschoben. Im Slalom konnten die Herren jedoch pünktlich zum Mittag bei steigendem Wind von 7 bis 10 Knoten ihre ersten Heats starten. Und die hatten heute alles zu bieten: Große Emotionen, spannende Wettkämpfe und Fahrfehler, die die Reihenfolge immer wieder gehörig durcheinanderwürfelten.

Nach sieben spannenden Heats in der ersten Elimination standen gegen 14 Uhr die ersten Finalisten fest. Mit dabei der deutsche Spitzenathlet Michele Becker, der einen fantastischen Start in den Event hatte und jetzt mit Weltmeister Maciek Rutkowski, Matteo Iachino, Amado Vrieswijk, Enrico Marotti und Johan Søe wieder einmal den besten Fahrern der Tour gegenüberstand. Die Bedingungen auf dem Wasser waren zum Teil äußert schwierig, da immer noch recht hohe Wellen liefen. Jeder kleine Fahrfehler konnte dazu führen, nach hinten durchgereicht zu werden. Aber Michele Becker erwischte einen extrem guten Start und konnte über die gesamte Rennstrecke hinweg einen leichten Vorsprung halten. Überglücklich und überwältigt holte er sich den ersten Sieg in einem Finale der PWA Slalomtour - und das ausgerechnet auf Sylt. „Ich bin einfach nur glücklich! Es ist ein Kindheitstraum, hier auf Sylt ein Rennen zu gewinnen vor all den Zuschauern, das ist unglaublich“, äußerte er sich nach dem Rennen hochemotional. Für Maciek Rutkowski lief das Finale ernüchternd und die Unberechenbarkeit der Nordseewellen holte ihn erstmal auf den Boden der Tatsachen zurück. Nach einem Sturz wird er nach hinten durchgereicht und endete nur an letzter Position auf Platz acht. Davon profitieren konnten Matteo Iachino, Amado Vrieswijk, Johan Søe und Enrico Marotti, die hinter Michele Becker über die Ziellinie gingen.

Matteo Iachino war heute in sichtlich guter Verfassung und konnte beim Topspeed immer mithalten. In der zweiten Elimination kommt es schließlich zu einem Showdown zwischen ihm und Nicolas Goyard, der immer noch einen Tick schneller zu sein schien als die Konkurrenz. Aber auch im Finale hatte Matteo Iachino diesmal die Nase lange vorn. Schliesslich drehte Nicolas Goyard, der sonst selbst nur unter Druck Fehler produziert, an der letzten Tonne den Spieß um und setzte Matteo Iachino durch eine enge Halse unter Druck. Aber zu hoch gepokert verlor er die Kontrolle über Foil und Board. Auch er wurde dadurch gnadenlos nach hinten durchgereicht und verlor wertvolle Positionen.

Hinter Matteo Iachino landete Severne-Teamkollege Mateus Isaac. Amado Vrieswijk, Daniele Benedetti und Johan Søe gingen als Dritt-, Viert- und Fünftplatzierter über die Ziellinie. Michele Becker war zuvor aufgrund eines Sturzes von Nico Prien ebenfalls zu Fall gekommen und konnte nur im kleinen Finale punkten, wo er hinter Pierre Mortefon an zweiter Position ins Ziel ging. Für ihn muss der ganze Tag eine Achterbahn der Gefühle gewesen sein. Oft war es nicht er selbst, sondern die Stürze von anderen, die ihm aus dem Konzept brachten, auch wenn er sich das eine oder andere Mal noch artistisch retten konnte. Maciek Rutkowski produzierte auch in der zweiten Elimination nochmals einen Fahrfehler, der ihn wieder nur den letzten Platz einbrachte.

Dass es nicht bei diesem verkorksten Start bleiben sollte, bewies der Weltmeister dann im dritten und letzten Finale an diesem Tag. Zusammen mit Bruno Martini erwischt er den besten Start. Dicht dahinter Nicolas Goyard und das Verfolgerfeld mit Johan Søe, Mateus Isaac, Daniele Benedetti, Sebastian Kördel und Lohan Jules. Matteo Iachino hatte im Semifinale zuvor einen für ihn untypischen Fehler bei der Halse an der Tonne gemacht, den er nicht mehr wett machen konnte und musste wie Michele Becker mit dem kleinen Finale vorlieb nehmen. Wieder greift Nicolas Goyard von hinten an der ersten Halse an und übernimmt zunächst die Führung. Aber Maciek Rutkowski kann ebenfalls mit einer engen Halse punkten und liefert sich ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen mit Nico Goyard. Aus dem nichts dann ein heftiger Crash! Anscheinend ist das Foil des Franzosen im Chop komplett aus dem Wasser gekommen. Der Pole läßt bis zur Ziellinie nichts mehr anbrennen und holt sich endlich seinen ersten Sieg beim diesjährigen Word Cup auf Sylt. An Position zwei wieder Mateus Isaac, der einen hervorragenden Wettkampf fuhr, vor Johan Søe, Bruno Martini und Daniele Benedetti.

Die letzte Elimination des Tages konnte dann in den Abendstunden bei abnehmenden Lichtverhältnissen nicht mehr ganz beendet werden, sodass Johan Søe zurzeit mit seinen grundsoliden Ergebnissen in Führung liegt. Maciek Rutkowski sprach im Interview erschöpft seine Hoffnung aus, dass die Freestyler hoffentlich morgen dran kämen. Johan Søe wünschte sich hingegen nur eins: „More Races“. Der junge Däne ist sichtlich motiviert und heiß auf einen ersten Sieg bei einem World Cup. In der Gesamtwertung steht Mateus Isaac an zweiter Position vor Matteo Iachino und Maciek Rutkowski. Sobald die vierte Entscheidung abgeschlossen ist, wird sich aber viel bewegen. Insbesondere Matteo Iachino und Mateus Isaac, aber auch Amado Vrieswijk und Daniele Benedetti, werden bei einem weiteren Ergebnis direkt davon profitieren, sobald das erste Streichergebnis geltend gemacht werden kann.

Slalom Herren World Cup Sylt

Zwischenwertung Herren nach 3 Eliminations
1. Johan Søe
2. Mateus Isaac
3. Matteo Iachino
4. Maciek Rutkowski
5. Nicolas Goyard
6. Bruno Martini
7. Michele Becker
8. Amado Vrieswijk
9. Pierre Mortefon
10. Daniele Benedetti
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14. Sebastian Kördel
16. Nico Prien
18. Malte Reuscher

Fotos: PWA/John Carter