Gunnar Asmussen: Comeback nach Verletzungspause

Comeback nach VerletzungspauseGunnar Asmussen im Interview

von Jan Wildeman
Wenn wir schon bei Spots sind: Wo gehst du generell am liebsten Surfen? Hast du einen Lieblingsspot?
Mir gefällt es tatsächlich zuhause am besten (lacht). Wenn ich jetzt wüsste, dass es zum Beispiel in Kiel ein besseren Spot zum Slalom-Fahren gibt, würde ich da sicherlich hinfahren. Aber ich kenne mich hier einfach auch gut aus und weiß, wo man bei welcher Windrichtung die besten Bedingungen vorfindet und wo ich am meisten Spaß habe. Auch in der Welle finde ich die Dänische Nordsee wirklich gut und ich denke nicht, dass man überhaupt so weit wegfahren muss. Aber wenn wir schon dabei sind, finde ich Coronation in West-Australien extrem gut. Ich springe zwar lieber, als dass ich Wellen abreite, jedoch finde ich auch Margarete River wirklich toll. Aber auch wenn Kapstadt und Australien natürlich sehr gute Bedingungen bieten, geht für mich nichts über einen guten Tag zuhause.

Auf welchen Wettkampf freust du dich am meisten, sofern er denn stattfinden kann?
Ich freue mich eigentlich am meisten auf Lüderitz, da es wirklich entspannt ist. Man muss nicht um 10:00 Uhr beim Skippers Meeting sein, der Wind geht eigentlich ersten gegen Mittag so richtig los. Man kann sich alles selbst einteilen, wann man aufs Wasser geht, wie lange du wartest, wie lange du dich einfahren willst und wann der beste Wind ist. Das ist für mich alles so eine Gefühlssache. Sobald die Geschwindigkeiten da bei über 48 Knoten sind, macht man sich für seine offiziellen Starts bereit. Speed-Windsurfing mit GPS ist für mich eigentlich allgemein die beste Disziplin, da man sich nicht nach anderen Leuten richten muss, sondern alles selbst in der Hand hat.
Gunnar Asmussen: Comeback nach Verletzungspause
Gunnar Asmussen: Comeback nach Verletzungspause
Gunnar Asmussen: Comeback nach Verletzungspause
Wie sehr freust du dich auf Sylt und hoffst, dass es stattfinden kann in diesem Jahr?
Sylt ist immer ein Highlight, auch wenn ich mich nicht als einen „Sylt-Fahrer“ bezeichnen würde. Generell mag ich zum Slalom fahren eher flaches Wasser, wie ich es hier in Kollund vorfinde. Trotzdem komme ich da auch ohne große Vorbereitung immer ganz gut klar. Der World Cup dort ist natürlich immer eine große Veranstaltung, viel Party, viele Zuschauer. Zwar wissen wir nicht, wie es in diesem Jahr laufen wird, aber von der Größe des Events ist es sicherlich das Events des Jahres im Windsurfing weltweit.

Wie hast du die Zeit ohne Wettkämpfe verbracht? Für dich war es ja doppeltes Pech, zusätzlich auch noch verletzt zu sein, stimmt's?
Mit Corona ging es für mich leider echt so richtig abwärts. Ich war in Tarifa und konnte eigentlich nicht richtig trainieren, da ich starke Rückenprobleme hatte. Ich war dann mit Schmerzmitteln bis oben hin voll und bin dann auch nach Hause gefahren. Ich glaube, dass ich dann bezüglich der ausgefallenen Saison vielleicht sogar ein bisschen Glück gehabt habe. Auch wenn ich trotz Rückenproblemen oft erfolgreich war - Adrenalin hilft einem wirklich im Wettkampf - weiß man natürlich nicht, wie es dann gelaufen wäre. Ich hab dann in der Zeit viel gearbeitet, auch wenn meine Rückenprobleme nicht viel besser geworden sind. Es war teils echt schwer für mich, morgens aufzustehen und generell eine echt harte Zeit für mich.

Durch Corona gab es länger keine Worldcups mehr in fast allen Disziplinen. Was glaubst du, wer jetzt nach der längeren Pause besonders gute Chancen hat auf sowohl den Slalom-Titel, als auch den Wave-Titel, wenn es denn einen geben sollte?
Im Slalom sind für mich viele Fahrer mit Chancen dabei. Pierre Mortefon und Matteo Iachino sind für mich auf jeden Fall zwei Favoriten. Je nach Bedingungen hat natürlich der aktuell Erstplatzierte Nicolas Goyard auch sehr gute Chancen auf den Titel. In der Welle hab ich ehrlich gesagt nicht viel Ahnung. Marc Paré fährt jedenfalls wirklich gut. Da wir in diesem Jahr ja nur ein Wave-Event auf Sylt haben, denke ich, dass dort Victor Fernandéz oder Thomas Traversa die besten Chancen haben, mit den schwierigen Bedingungen umzugehen.
Gunnar Asmussen: Comeback nach Verletzungspause
Gunnar Asmussen: Comeback nach Verletzungspause
Gunnar Asmussen: Comeback nach Verletzungspause
Bald ist Olympia: Verfolgst du das Geschehen rund um die Spiele? Falls ja, welche Sportarten wirst du dir anschauen?
Klar! 100 Meter Sprint, und Windsurfen natürlich (lacht). Ich werde mir auf jeden Fall so viel anschauen wie möglich, es ist immer sehr interessant zu verfolgen.

Wie sieht es mit olympischem Foilen aus?
Auf Foilen bei Olympia hätte ich wirklich sehr große Lust gehabt, gerade weil es für schwere Fahrer nicht so das Problem ist. Da bin ich leider nicht mehr dabei, aus dem Alter bin raus und gönne den Sieg anderen Fahrern (lacht).

Nicht allzu lange ist es her, als man von dir noch Double Forward Loops in der Welle bewundern konnte. Bist du weiterhin in der Welle aktiv oder lässt es der Körper nicht so richtig zu?
Ich freue mich schon sehr auf den Herbst und gute Wave-Tage in Tarifa. Wenn ich bei guten Bedingungen mit viel Wind so eine Welle sehe, dann denke ich nicht wirklich über meinen Körper nach, da will ich einfach nur hoch springen. Da ist so viel Adrenalin im Spiel, das macht einfach nur Spaß. Der Double kommt auf jeden Fall wieder! So bald wie möglich und eigentlich gern schon in meinen nächsten Sessions in der Welle!

Du bist gelernter Segelmacher. Bringst du dein Know-How auch bei der Entwicklung neuer Windsurfsegel deiner Sponsoren ein? Und wie schaffst du es, Beruf und Windsurf-Karriere unter einen Hut zu bekommen?
Tatsächlich bringt mir das nicht allzu viel in dem Bereich. In unserer Firma fokussieren wir uns eher auf Produkte für Segelyachten. Allerdings habe ich nach meiner Rücken-OP auch gekündigt und würde mich sehr gern bald selbstständig machen. Ich habe schon sehr viele Wave-Segel gebaut und auch mal ein 12er Formula-Segel. Ich werde vielleicht gegen Ende des Jahres mal im kleinen Rahmen anfangen mit Reparaturen und anderen Aufträgen. Ich werde mit Sicherheit mal einen kleinen Betrieb eröffnen und trotzdem noch versuchen, im Winter immer wegzukommen zum Windsurfen. Auf jeden Fall noch bis ich 60 Jahre alt bin oder so ähnlich (lacht). Ich kann mit dem Winter in Deutschland echt nicht viel anfangen und muss eigentlich immer weg. Allgemein ist es für mich das Wichtigste, so viel Zeit wie möglich auf dem Wasser zu verbringen. Langfristig gilt es für mich also, selbständig zu sein, mein eigener Chef zu sein und an allen guten Tagen mit Wind auf dem Wasser zu sein!

Fotos: PWA (John Carter / Souville), DWC, Stefan Csaky, Privat

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