Alle guten Dinge sind drei! Marcilio Browne im Interview

Alle guten Dinge sind drei!Marcilio Browne im Interview

von Yuri Mamero
Aber am Ende hat es sich alles ausgezahlt! Was ging Dir durch den Kopf als du erfahren hast, dass du nach neun Jahren wieder Weltmeister bist?
Es war einfach unglaublich! Es war so viel harte Arbeit und viel Geduld, das ganze Jahr über habe ich nicht daran gedacht wirklich zu gewinnen. Ich habe immer nur überlegt was ist der nächste Schritt, welches Board muss ich testen, an welchem Move will ich arbeiten. Ich habe immer einen Fuß vor den anderen gesetzt. Als mir Robby Swift dann nach dem Heat gegen Ricardo gesagt hat, dass ich Weltmeister bin, war ich erstmal völlig baff. Wenn man so akribisch auf etwas hinarbeitet und dann auf einmal nichts mehr zu tun ist, fühlt es sich erst komisch an und ich hab erstmal eine Weile gebraucht, um das zu verdauen.

Du wusstest also gar nicht, dass du an dem Tag gewinnen konntest?
Nicht wirklich. Wir haben ein paar Tage zuvor eine E-Mail bekommen von der PWA und ich wusste sofort, dass es um Titel-Szenarios ging. Die E-Mail habe ich direkt gelöscht, weil ich nicht an den Titel denken wollte, wenn ich den Contest starte. Ich habe einen Heat nach dem nächsten gefahren und nicht ständig hin und her zu rechnen. Ich wusste zwar als ich in den Heat gegen Ricardo gestartet bin, dass es sehr schwierig wird, für die anderen noch zu gewinnen, aber ich hätte nie gedacht, dass es schon nach der Single Elimination entschieden sein könnte.
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Dass es dann auch noch im Heat gegen Ricardo Campello war, muss Schicksal gewesen sein. Es ist immer sehr knapp zwischen euch.
Ja, gegen Ricardo ist es manchmal wie verhext. Selbst wenn ich gut gefahren bin in den letzten Heats, hat er immer noch einen draufgesetzt und es wurde zum höchsten Score des Tages. Auf Sylt lief der Heat gegen Ricardo dann wirklich gut. Das hat sich echt klasse angefühlt.

Direkt vor Sylt warst du eine Weile in Brasilien, war das eine gute Vorbereitung?
Ja, auf jeden Fall. Die Wellen dort sind nicht besonders groß aber mit den Tradewinds kommt eigentlich jeden Tag Windswell. So war ich täglich auf dem Wasser und meistens findet man auch Strände, die relativ leer sind. Eigentlich sind ungeordnete Onshore Bedingungen ja perfektes Training für Sylt, aber wer hätte schon vorhersagen können, dass Sylt dieses Jahr so aufdreht... (lacht)
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Damit hat niemand gerechnet!
Ja, nach mehr als 15 Jahren auf Tour hatten wir noch nie so gute Sideshore Bedingungen auf Sylt. Aber trotzdem ist man immer nervös, weil eine Wolke manchmal ausreicht und der Wind ist weg oder dreht nochmal richtig auf. Ich bin an dem Tag um 5 Uhr unten am Strand gewesen und hab von 3,7 bis 5,7 alles aufgeriggt. Das macht Sylt immer zu einem der anspruchsvollsten Spots auf der Tour. Hier auf Hawaii zum Beispiel müssen wir nur 4,7 und 5,0 aufbauen und wissen das reicht für den Tag. Aber es war einfach perfekt, dass wir am letzten Spot der Tour nochmal so gute Bedingungen auf Sylt hatten! Wir hatten ja nur zwei Events davor, deswegen war es besonders wichtig noch einen dritten Contest zu haben. So hat sich die Tour kompletter angefühlt, mit vielfältigen Spots und verschiedenen Bedingungen. Ein perfektes Finish für eine starke Saison.

Es war auf jeden Fall eine starke Saison besonders nach einer zweijährigen Pause. Wie war es für dich wieder auf Tour zu sein nach so langer „Flaute“?
Für mich war es ganz gut einmal den Pauseknopf zu drücken. Nachdem es 2019 so knapp war für mich war, war ich ganz schön ausgelaugt, da ich seit ich 15 bin jedes Jahr auf Tour gewesen bin. In dem Sinne war es schön für mich, zu Hause mal durchatmen zu können vor allem mit unseren Kindern. Danach wieder durchzustarten war wie ein kleiner Neuanfang für mich und ich konnte mit frischem Wind durchstarten. Selbst das Trainieren vor den Contests konnte ich wieder mehr wertschätzen, weil man es so lange nicht gemacht hat und man auf einmal wieder mit allen Fahrern zusammen auf dem Wasser ist.

Fotos: Fish Bowl Diaries (@fishbowldiaries), PWA/John Carter

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