Zwischen Spanien und Dänemark: Marc Paré im Interview

Zwischen Spanien und DänemarkMarc Paré im Interview

Marc Paré ist ganz ohne Zweifel einer der Topfavoriten auf einen Podiumsplatz, sobald es endlich wieder losgeht mit PWA World Cup Veranstaltungen. Zwar hat dem jungen Spanier in letzter Zeit die Wettkampfbühne pandemiebedingt gefehlt, jedoch hat er uns regelmäßig mit radikalen Action Videos aus dem Starkwind-Paradies Gran Canaria die Sprache verschlagen. Im WINDSURFERS Interview erzählt uns Marc Paré, wie er mit dem neuen Leistungsdruck umgeht, warum er zuletzt viel Zeit in Dänemark verbringt und wie er es schafft, trotz Pandemie seine Leistung auf einem so hohen Niveau zu festigen.

von Jan Wildeman
Hallo Marc, wie geht es dir und wo befindest du dich aktuell?
Hi Jan! Aktuell bin ich auf Gran Canaria und bin nun seit 12 Tagen eigentlich nur zuhause da ich mich leider beim Windsurfen verletzt habe. Ich bin mit meinem gesamten Körpergewicht bei einer verkorksten Landung auf meinen Zehen gelandet. Ich war vorher auf Teneriffa am Trainieren und jetzt sieht es so aus, als müsste ich wohl noch eine weitere Woche pausieren, bevor ich meinen Fuß wieder in eine Fußschlaufe stecken kann. Das nervt mich natürlich sehr, aber so ist das Leben (lacht)! Ich werde jedenfalls mit meinem Van demnächst mit der Fähre aufs Festland fahren und einen Roadtrip durch Portugal und Galizien unternehmen. Auf dem Weg kann ich dann hoffentlich so viel wie möglich Windsurfen und Filmmaterial für neue Videos sammeln.

Zusammen mit deinem Teamkollegen und Kumpel Víctor Fernandéz hast du vor kurzem erst einige Wochen als Coach auf Gran Canaria und Teneriffa verbracht. Hast du es überhaupt noch selbst aufs Wasser geschafft?
Ja, genau! Es war das erste Mal, dass ich als Trainer in dieser Art etwas gemacht habe, zusammen mit Víctor ist das dann auf jeden Fall besonders gut! Es hat mir wirklich Spaß gemacht, anderen Leuten mit ihren Manövern zu helfen und ich empfand es als sehr erfüllend, zu sehen, wie die eigenen Tipps unseren Schülern dabei geholfen haben, ihr Windsurfing in der Welle zu verbessern. Selbst zum Surfen bin ich in der Zeit nicht gekommen, morgens manchmal, wenn die Bedingungen gut waren. Aber abends war ich dann einfach zu müde.
Zwischen Spanien und Dänemark: Marc Paré im Interview
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Wie muss man sich solche Kurse in der Welle vorstellen? Schaut ihr euch eure Schüler vom Strand aus an und analysiert dann nach dem Windsurfen zusammen mithilfe von Videomaterial?
Tatsächlich sind wir als Trainer mit unseren Schülern zusammen auf dem Wasser. Die Gründe dafür sind vielfältig: Wir können direkt Feedback geben und unsere Teilnehmer sind natürlich noch mal ein kleines bisschen motivierter und radikaler, wenn wir hinter ihnen auf die Rampen zufahren. Mich persönlich motiviert es zum Beispiel schon sehr, wenn jemand wie Víctor Fernandéz hinter mit herfährt (lacht). Außerdem filmen wir unsere Schüler auf dem Wasser sowohl mit einer GoPro, als auch mit einem Kameramann am Strand! So können wir nicht nur direkt Feedback auf dem Wasser geben, sondern nach der Session auch sehr detailliert per Videoanalyse arbeiten. Es ist auf jeden Fall sehr darauf ausgerichtet, was unsere Schüler lernen oder verbessern wollen. Wenn jemand zu mir kommt und einen Pushloop lernen will dann fokussieren wir uns vor, während und nach der Session darauf, dass es auch so schnell wie möglich klappt.

Hast du persönlich jemanden, den du deinen Trainer nennen würdest?
Ich habe speziell für mein Windsurfing leider keinen Trainer, das ist wirklich nicht gut (lacht)! Ich habe zwar einen Physiotherapeut der mich fit hält und mit mir an meinen körperlichen Schwachstellen arbeitet, aber keinen Trainer wie man sich das in anderen Sportarten vielleicht vorstellt. Ich denke allerdings, dass es schon gut wäre, einen Trainer zu haben.

Wie fühlst dich aktuell und wie ist deine Form? Bis auf deinen Sieg bei den Danish Open in Klitmøller im Frühling gab es für dich für lange Zeit keine Wettkämpfe. Schaffst du es trotz allem, fokussiert zu bleiben?
Ich habe im letzten Jahr wirklich versucht, so viel Zeit wie möglich auf dem Wasser zu verbringen und besser zu werden. Dafür habe ich dann auch das ein oder andere Mal das Krafttraining geschwänzt (lacht). Die gesamte Corona-Zeit war natürlich für uns alle sehr schwierig und für uns Windsurfer macht die Pandemie ja keine Ausnahme. Wir hatten im Zeitraum der letzten zwei Jahre wenige bis keine Events und die World Cups in der Welle wurden komplett abgesagt. Ich finde es normalerweise immer schon ziemlich schwierig, nach nur einigen Monaten Wettkampfpause wieder in den Rhythmus zu kommen. Es war tatsächlich ziemlich cool, an den Danish Open teilnehmen zu können und endlich mal wieder dieses Wettkampfgefühl zu spüren. Dann auch noch zu gewinnen, das war natürlich umso schöner! Besonders froh war ich darüber, dass ich die Manöver, die ich in den Monaten ohne Wettkampf geübt und verbessert habe, nun auch konstant im Heat springen und landen konnte. Zum Beispiel war es gut zu sehen, dass ich einen Doppelloop genau dann landen konnte, wenn ich es musste, um in die nächste Runde zu kommen. Darum geht es ja beim Wettkampf-Windsurfen in der Welle. Zudem war es auch für meine Verhältnisse sehr kalt, das hat nochmal diesen gewissen zusätzlichen Faktor zur positiven Anspannung beigetragen, da ich es nicht sehr leicht finde, in kalten Bedingungen zu surfen.
Zwischen Spanien und Dänemark: Marc Paré im Interview
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Wie gezielt bereitest du dich auf einen Wettkampf vor? Trainierst du lediglich deine Tricks bis zur Perfektion oder bist du jemand, der im Training einen Heat simuliert?
Das ist eine gute Frage! Natürlich versuche ich jeden Tag, meine Manöver so konstant und trotzdem so radikal wie möglich zu springen und das wenn möglich in den verschiedensten Bedingungen die ich nur finden kann. Wenn es um die direkte Vorbereitung für einen anstehenden Wettkampf und die anstehende Saison geht, dann simuliere ich auch sehr oft einen Heat. Ich versuche dann in der vorgegebenen Zeit bestimmte Sprünge und Manöver in der Welle zu landen und das immer wieder. Bevor die erste Corona Saison abgesagt worden ist, habe ich fast nur noch Heats simuliert, ich war richtig gut drauf und habe mich so sehr gut vorbereitet gefühlt. In Zeiten in denen es wie aktuell eher weniger Events gibt, gehe ich dann auch oft einfach mal so aufs Wasser um ein bisschen Spaß zu haben und das Windsurfen als Sport und den Einklang mit den Elementen zu genießen.

An welchem Trick oder Manöver arbeitest du aktuell besonders viel?
Momentan versuche ich vor allem, meine Pushloop-Forwards - also einen Pushloop mit einem darauffolgenden Frontloop - so oft wie möglich und so konstant wie möglich zu landen. Ich versuche diesen Sprung dann in kleinen und auch größeren Wellen zu landen und auch mit verschieden großem Material erfolgreich zu sein. Ich freue mich schon sehr darauf, endlich wieder diesen Sprung trainieren zu können. Durch die Wochen als Trainer und dann meine Verletzung konnte ich nicht so viel trainieren, wie ich es gerne realisiert hätte. Außerdem arbeite ich eigentlich immer an meinem Waveriding. Beim Abreiten einer Welle gibt es unendlich viele Möglichkeiten noch radikaler oder noch kreativer zu sein. Man kann es gar nicht genug trainieren und auch hier ist Konstanz in meinen Augen der Schlüssel zum Erfolg. Man muss in der Lage sein, ein Manöver in allen möglichen Bedingungen und zu jedem beliebigen Zeitpunkt zu landen.

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