Zwischen Spanien und Dänemark: Marc Paré im Interview

Zwischen Spanien und DänemarkMarc Paré im Interview

von Jan Wildeman
Du bist aktuell und auch während deiner Junioren-Zeit sehr viel mit Víctor Fernandéz Windsurfen gewesen und ihr seid befreundet. Würdest du sagen, sein Stil hat auch auf dich abgefärbt?
Ich weiß nicht wirklich, wie ich meinen Stil beim Windsurfen beschreiben sollte. Mit Víctor zusammen aufzuwachsen, hat sicherlich auf mich abgefärbt. Wenn man auf ein gewisses Level kommt, kopiert man aber glaube ich nicht wirklich einen bestimmten Stil oder verkörpert diesen. Ich versuche wirklich, in all meinen Tricks mein Ding und es, wie gesagt, einfach so sauber und so radikal wie möglich zu machen. Allerdings habe ich mit Sicherheit ein bisschen Víctor-DNA in meinem Stil (lacht). Wir sind sehr gute Freunde und sind viel zusammen auf dem Wasser, somit hat er sicherlich einen Einfluss auf mich gehabt.

Du bist ein wenig berühmt-berüchtigt geworden, weil du angeblich über Jahre hinweg fast ausschließlich in deinem Surf-Bulli gelebt hast. Lebst du noch immer in diesem Bulli, wenn du nicht gerade wieder auf Maui bist?
Ich habe schon recht viel Zeit in meinem Van verbracht. Wenn ich nicht gerade auf Maui, in Chile oder in Südafrika war, habe ich eigentlich meistens in meinem Van gelebt. Es war sehr gut, den Van zu haben. Mittlerweile bin ich vor Events allerdings lieber in Hotels und schlafe in einem richtigen Bett, ganz einfach um körperlich besser auf meine Heats vorbereitet zu sein und mich besser zu fühlen. Ich habe meinen Van mittlerweile verkauft und habe jetzt einen etwas kleineren Bus. Wenn man für ein Event bei 100 Prozent sein will, kann man leider nicht immer in einem Auto wohnen.

Wo verbringst du die meiste Zeit in einem normalen Jahr? Würdest du sagen, dass du mittlerweile auf Gran Canaria lebst? Viele Leute wissen wahrscheinlich gar nicht, dass du eigentlich vom spanischen Festland kommst, relativ weit weg vom Meer.
Ich würde nicht sagen, dass ich auf Gran Canaria lebe. Ich verbringe zwar sehr viel Zeit auf der Insel aber meistens nur im Sommer. Ich verstehe, dass viele Leute glauben, dass ich auf Gran Canaria wohne, aber das stimmt nicht so ganz. Ich komme ursprünglich aus einem kleinen Ort mitten in Katalonien, etwa eine Stunde von Barcelona entfernt im Inland. Immer wenn ich an den Strand fahren möchte, muss ich von dort aus ein bis zwei Stunden mit dem Auto fahren. Das sind natürlich nicht die besten Voraussetzungen zum Windsurfen und das ist auch der Grund dafür, dass ich den Großteil des Jahres damit verbringe, umherzureisen und so oft wie möglich aufs Wasser zu kommen. Ich bin also definitiv nicht von den Kanaren und auch wenn ich Gran Canaria als Ort sehr wertschätze, würde ich dort nicht leben wollen. Ich reise lieber umher und trainiere unter verschiedenen Bedingungen und erlebe unterschiedliche Orte und Menschen. Ich möchte ungern an einem Ort feststecken.
Zwischen Spanien und Dänemark: Marc Paré im Interview
Zwischen Spanien und Dänemark: Marc Paré im Interview
Zwischen Spanien und Dänemark: Marc Paré im Interview
Wie hast du die Zeit seit Beginn der Pandemie verbracht? Auf deinem Instagram Kanal konnte man sehen, dass du trotz allem recht viel unterwegs warst, zum Beispiel in Chile. Erzähl uns ein bisschen von deinen letzten ein bis zwei wettkampffreien Jahren.
Ich glaube, dass ich während der Pandemie ziemlich viel Glück gehabt habe. Irgendwie war ich seit Beginn der ganzen Sache zur richtigen Zeit am richtigen Ort und konnte so meistens irgendeinen Weg finden, zum Surfen zu kommen. Zu Beginn der Pandemie steckte ich mit Víctor und Adam Lewis quasi auf Maui fest. Adam ist dann tatsächlich einfach dort geblieben und lebt noch immer auf Maui (lacht). Als ich dann endlich einen Flug nach Europa bekommen habe, bin ich im Juli 2020 direkt auf die Kanaren geflogen. Von dort aus ging es dann nach Dänemark, wo ich bis Dezember geblieben bin. Von dort aus bin ich nach Chile geflogen, weil ich gesehen habe, dass dort die Grenzen wieder geöffnet wurden. Auch auf dieser Reise hatte ich sehr viel Glück: Ich bin direkt nach Öffnung der Grenzen dort angekommen und gerade so noch nach Hause gekommen, bevor die Chilenen wieder in den Lockdown gegangen sind. Im Januar war ich dann auf den Kanaren und auch wieder in Dänemark. Dort bin ich dann in den kältesten Bedingungen Windsurfen gewesen, dich ich je erlebt habe, das war wirklich cool! Wir hatten etwa Minus sieben Grad Celsius. Das war schon brutal aber eine sehr tolle Erfahrung. Danach bin ich nach Mexiko geflogen für einige Wochen, bevor ich in die USA einreisen und so wieder nach Maui kommen konnte. Danach ging es für mich mit einem Zwischenhalt in Dänemark wieder auf die Kanaren.

Wow! Das hört sich so an, als warst du in der gesamten Zeit sehr viel mehr reisen als so ziemlich die meisten von uns…
Allgemein habe ich während der Pandemie wie du sehen kannst also versucht, so viel es geht immer dort zu sein, wo ich am besten Windsurfen konnte, um ja, meinem Job nachgehen zu können. Man muss einfach immer schauen, was verantwortbar und was auch realisierbar ist. Die Vorgaben haben sich oft sehr kurzfristig geändert.

Wie und wo trainierst du eigentlich Wind von der rechten Seite. Auf den Kanaren gibt es das ja nicht besonders häufig.
Vor allem dann, wenn ich nicht auf den Kanaren bin (lacht). Ich war vor ein paar Jahren mal in Portugal und bin in jedem Jahr einige Monate auf Maui. Dort hat man meistens Wind von der rechten Seite. Das Einzige, was es ein bisschen schwierig macht, sind die Winde auf Maui im Winter. Man ist dort eher zum Wellen abreiten und weniger zum Springen. Insofern war es vielleicht auch ganz gut, dass ich im letzten Jahr mehr oder weniger freiwillig auch mal im Sommer dort war und wir oft an für mich neue Spots zum Springen gefahren sind. Generell mag ich Wind von der rechten Seite sehr gern und wann immer ich die Chance habe, gehe ich bei Wind von rechts aufs Wasser.
Zwischen Spanien und Dänemark: Marc Paré im Interview
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Hast du auf dem normalen Tour-Kalender der PWA einen Lieblingsspot?
Ich habe nicht wirklich diesen einen Lieblings World Cup. Pozo und auch Teneriffa können sehr viel Spaß machen. Aber auch Sylt macht sehr viel Spaß, im letzten Jahr hatten wir dort sehr gute Bedingungen. Ich glaube alle Tour-Stopps können mit den richtigen Bedingungen wirklich erstklassiges Windsurfing ermöglichen.

Wenn man dir auf deinen Social-Media-Kanälen folgt, kann man sehen, dass du für einen Spanier relativ viel Zeit in Klitmøller verbringst. Sind es die guten Windsurf-Bedingungen oder deine Freundin, die dafür sorgen?
Das ist eine schwierige Frage (lacht). Tatsächlich reise ich sehr gern nach Dänemark und ich bin seit 2014 in jedem Jahr dort gewesen. Ich würde sagen, dass Klitmøller einer meiner Lieblingsorte ist, vor allem wenn dort der Herbst mit all den Stürmen kommt. Aber jetzt auch meine Freundin dort zu haben - das sorgt natürlich dafür, dass ich nun noch lieber nach Dänemark komme (lacht)! Es führt dazu, dass ich in Situationen, in denen ich eigentlich nach Hause fahren würde, dann doch noch ein bisschen länger dort bleibe und meistens lohnt es sich auch mit Bezug aufs Windsurfing. Die Bedingungen dort können wirklich richtig gut sein und wie gesagt vor allem im Herbst, wenn die Nordsee richtig am Brodeln ist, macht es eine Menge Spaß! Somit ist es in doppelter Hinsicht eines meiner liebsten Reiseziele!

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