Tomer Shamgar: auf dem Sprung in die Wave-Elite

Auf dem Sprung in die Wave-EliteTomer Shamgar im Interview

Hin und wieder trifft man im Windsurfsport auf Ausnahmetalente, für die das Wort Angst ein Fremdwort zu sein scheint. Der 23 Jahre junge Israeli Tomer Shamgar aus dem kleinen Dorf Lapid bei Tel Aviv scheint so ein furchtloser Windsurfer zu sein, der sich auf dem Sprung in die Wave-Elite befindet und nun im PWA-Worldcup durchstarten möchte. Dass nicht nur Talent, sondern auch viel Leidenschaft dazu gehören, wenn man es im Windsurfen zu etwas bringen möchte, verrät uns Tomer in diesem WINDSURFERS Interview.

von Mathias Genkel
Hi Tomer, danke, dass du dir Zeit für das Interview nimmst. Wo bist du gerade und was machst du so?
Ich bin gerade in Isreal und arbeite an einer Tauchschule, um Geld für die Saison zu sparen. Das ist perfekt. Denn du ahnst es: Sobald es Wind hat, ist die Schule zu und ich kann Surfen.

Hahaha, das ist ja sowas von typisch für uns eingefleischte Windsurfer! Erzähl uns ein bisschen davon, wie du aufgewachsen und zum Windsurfen gekommen bist.
So lange wie ich denken kann, verbringe ich mein Leben an und auf dem Meer. Schon mein Vater war Segler und alle um mich herum schienen das Meer zu leben und zu lieben. Meine Familie besaß ein Boot in Jaffa Port (dem Hafen von Tel Aviv, Anm. der Redaktion) und dort verbrachte ich sehr viel Zeit auf dem Wasser und am Strand. Dadurch bin ich auch in Kontakt mit der Surfwelt gekommen und habe im Alter von 10 Jahren mit dem Wellenreiten angefangen. Erst mit 15 habe ich meine ersten Schritte auf dem Windsurfer gemacht, nachdem ich ein altes Komplettrigg in einem Lagerhaus am Hafen gefunden hatte. Das war der Beginn einer großen Leidenschaft.
Tomer Shamgar: auf dem Sprung in die Wave-Elite
Tomer Shamgar: auf dem Sprung in die Wave-Elite
Tomer Shamgar: auf dem Sprung in die Wave-Elite
Wie hast du es geschafft, immer dran zu bleiben? Bei vielen ebbt ja die Anfangsbegeisterung ab, wenn man es durch die Lebensumstände nicht regelmäßig aufs Wasser schafft.
Ich hatte viel Glück, Leute zu treffen, die mich auf meinem Weg immer wieder gepuscht haben. Ungefähr ein Jahr nachdem ich mit dem Windsurfen begonnen hatte, traf ich Arik am Strand. Er ist einfach der motivierteste Surfer, den ich kenne und ehrlich gesagt, verdanke ich ihm fast alles, was ich erreicht habe.

Fast drei Jahre lang haben wir täglich nach den besten Bedingungen gesucht und sind hunderte von Kilometern täglich und tausende monatlich gefahren, um aufs Wasser zu kommen, egal ob auf einem See oder auf dem Meer. Es war auch ein ständiger Wettbewerb zwischen uns. Es ging um wirklich banale Sachen: Wer kann am schnellsten aufriggen? Wer bleibt am längsten auf dem Wasser? Wer landet den neuesten Trick am schnellsten? Und ich hasste es, zu verlieren. Denn Arik wusste genau, wie er mich zur Weißglut treiben konnte. Das motivierte mich unglaublich und vor jeder Session war man so richtig gehypt. Denn ich wollte wirklich besser sein als er, und das hat er mir wirklich nicht leicht gemacht. Und ehrlich gesagt: zu der Zeit zählte nichts anderes für mich. Diese ganze Zeit mit Arik hat mich bis heute geprägt - so wie ich auf dem Wasser und an Land bin.

Als Kind war es hingegen weniger leicht für mich. Ich lebte eine Stunde vom Meer entfernt und es glich einem Albtraum es irgendwie ans Wasser zu schaffen. Ich habe nach der Schule den Bus genommen oder bin gar per Anhalter zum Spot gefahren. Es war schwierig und ich beneidete meine Freunde, die nur über die Straße gehen mussten, um ans Wasser zu kommen. Auf der anderen Seite, wenn ich jetzt so zurückblicke, ließ mich das jede Session bis zum letzten Moment auskosten und ich war dann meist der letzte auf dem Wasser.
Tomer Shamgar: auf dem Sprung in die Wave-Elite
Tomer Shamgar: auf dem Sprung in die Wave-Elite
Tomer Shamgar: auf dem Sprung in die Wave-Elite
Dann hast du es aber doch geschafft zu reisen und die Weltklassespots zu entdecken. Ich habe dich ja in Pozo als super motivierten, furchtlosen Windsurfer kennengelernt.
Ja, genau. Ich denke wir haben uns im Jahre 2016 in Pozo getroffen und das war schon mein zweites Mal auf den Kanaren. Während mein erster Trip dorthin in der Off-Season war und ich nicht so wirklich dieses echte Pozo-Feeling hatte, ging es in jenem Sommer wirklich ab. Ich konnte Pozo endlich in diesen krassen 3.3er Bedingungen und mit den Pros, die ich nur aus Videos kannte, surfen. Damals hatte ich noch nicht den Gedanken, Profi-Surfer zu werden und jede Session war reine Freude und nur aus Liebe zum Windsurfen. Ich glaube zu der Zeit war ich viel freier im Kopf und wirklich wild auf dem Wasser.

Das kann ich bestätigen! Deine Sprünge haben mich schon zu der Zeit begeistert und mit deiner furchtlosen Herangehensweise hast du es in die berühmten Pozo Diaries von Windsurfing TV geschafft und unter anderem den „Big Balls“ Award gewonnen.
Ja, ich wollte mich einfach rauslassen und das Stichwort „send it“ beschreibt es am besten. Ich wollte auf dem Wasser förmlich explodieren und es den etablierten Pros auch ein bisschen beweisen. Ich meine, das waren ja teils Idole, mit deren Fotos und Videos ich aufgewachsen bin. Ich kann auch Ben Proffit und seinem Format Windsurfing TV gar nicht genug danken. Diese Videos haben mich so unglaublich inspiriert.

Ben Proffitt stellt Tomer Shamgar ab 9:45 Minuten vor

Ich meine, ich habe mein gesamtes Englisch-Vokabular durch die Training Diaries gelernt. Und als ich den „Big Balls“ Award gewonnen habe, war das ein echter Startpunkt für meine Karriere. Keiner kannte mich vorher und auf einmal wurde ich von Leuten angesprochen. Ich zeige auf dem Wasser keine Angst und das hat mir echt geholfen.

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