Levi Siver: Weniger Contest, aber besser denn je

Levi SiverWeniger Contest, aber besser denn je

von Jan Wildeman
Du bist nicht nur ein sehr guter Windsurfer, sondern auch ein mittlerweile erfahrener Snow-Windsurfer beziehungsweise Wind-Snowboarder. Wie kommt es, dass es einen Surfer von Maui in die Schweizer Alpen und nach Japan zieht, um dort in den Bergen zu surfen?
Es ist so lustig, dass niemand so richtig weiß, wie man diesen Sport nennen soll (lacht). Ist es nun Snow-Windsurfing oder Wind-Snowboarding? Eine gute Frage. Die Idee für das Projekt kam ursprünglich von Red Bull USA. Wir sind dann nach Japan gereist, um es dort zu probieren. Am Anfang war es wirklich sehr, sehr viel wandern und überlegen, wo und wie man einen Versuch wagen könnte. Tatsächlich hatten wir für das Projekt kein richtiges Drehbuch, wir wussten nicht, was am Ende dabei herauskommen könnte. Es gibt viele Leute, welche die Idee mit Windsurf Material einen Berg herunter zu schießen, nicht besonders einleuchtend fanden und das kann ich irgendwo auch ein wenig verstehen. Meiner Meinung nach sehen die Aufnahmen von dieser Art, den Berg herunterzufahren jedoch atemberaubend aus, egal ob es sinnvoll ist oder nicht. Das hat man dann auch später sehr schnell gemerkt, als die mediale Aufmerksamkeit für die Aufnahmen plötzlich sehr groß war. Fast alle größeren US Fernsehsender waren quasi verrückt nach diesen Videos und Bildern, einfach weil vermutlich noch nie jemand einen Windsurfer im Schnee gesehen hat. Es war dann auch sehr lustig, als ich nach der Veröffentlichung Anrufe von Freunden erhalten habe, die mir gesagt haben „Hey, du bist im Fernsehen, das sieht irre aus“. Ich wünschte mir, dass ich solche Reaktionen auch mal nach einem Windsurfprojekt erhalten würde (lacht).
Levi Siver: Weniger Contest, aber besser denn je
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Levi Siver: Weniger Contest, aber besser denn je
Es ging danach noch in die Schweiz, richtig?
Ja! Das ganze ging dann weiter, als mich Christian Müller und einige andere Schweizer während der Aloha Classics auf das Projekt angesprochen haben. Sie haben mich dann relativ schnell davon überzeugt, mit ihnen diese Sportart auch in der Schweiz zu testen und einen Film zu drehen. So gab es also Runde zwei. Das Projekt in der Schweiz war es dann ganz anders als in Japan. Während wir in Japan wirklich viel gewandert sind, waren in der Schweiz eher Helikopter involviert und es waren auch einige Athleten mit Kitesurfing Material dabei. Das war nochmal eine ganz andere, spannende Erfahrung für mich. Wir waren also weniger wandern und mehr Helikopter fliegen, um auf den Berg zu kommen (lacht).

Die Videos sehen auf jeden Fall mehr als atemberaubend aus. Erzähl uns doch vielleicht kurz, wie man sich das vorstellen muss. Baust du dann dein Material auf dem Berg auf? Gibt es dort überhaupt Wind und kannst du diesen dann nutzen?
Das ist wirklich eine richtige Mission. Man baut auf dem Berg auf und hofft dann, dass der Wind - falls es welchen gibt - von der richtigen Seite kommt. Ansonsten muss man Switch beziehungsweise Goofy fahren, was wirklich nicht leicht ist, wenn man mit viel Geschwindigkeit einen Berg herunterschießt und dabei ein Segel in der Hand hat. Interessant wird es dann mit dem sogenannten scheinbaren Wind, also sehr leichtem Wind der eigentlich erst bei hoher Geschwindigkeit eine Rolle spielt. Man kann diesen dann nutzen, um sich beim Bottom Turn ein wenig in das Segel hineinzulegen, das ist ein bisschen wie beim Big Wave Windsurfing. Je nach Wind und Art des Bergs, waren es dann zum Teil sogar gefühlte Wellen die man abreiten konnte.

Klingt spannend! Habt ihr es auch in der Half-Pipe probiert?
Die Organisatoren haben uns mit zur Half-Pipe genommen, aber mir war das dann doch zu riskant und ich wollte mich nicht verletzen (lacht). Also habe ich mit ein paar anderen einfach Balz Müller dabei zugeschaut, wie er die Half-Pipe quasi auseinander genommen hat, das war wirklich stark.
Levi Siver: Weniger Contest, aber besser denn je
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Wie sieht es bei dir mit anderen Board Sportarten aus? Bist du auf den Trend des Wing-Foilings schon aufgesprungen?
Ja, das ist ziemlich cool! Vor allem im Sommer, wenn es eher durchschnittliche Bedingungen gibt. Zwar werde ich es nie dem Windsurfen vorziehen, jedoch ist es eine gute Alternative, um an kleinen und windstillen Tagen das beste herauszuholen und trotzdem Spaß auf dem Wasser zu haben.

Seit einigen Jahren bietest du gemeinsam mit Marcilio Browne auf Maui ein Trainingslager für Wave Windsurfer an. Was hat dich dazu verleitet und wie läuft es bisher?
Das kam davon, dass ich eine Zeit lang die World Surf League der Wellenreiter verfolgt habe. Es ist interessant zu sehen, wie die Surfer dort das Thema Training und Coaching sehr viel ernster nehmen als im Windsurfing Bereich. Ich glaube, dass es so etwas im Windsurfen auch mehr geben müsste. Man verbessert sich so viel schneller und besser, wenn man seine eigene Technik analysieren kann. Deshalb wollen sowohl Marcilio und ich unsere Erfahrung dafür nutzen, anderen mit ihrem Waveriding weiterzuhelfen.

Wer sind deine Favoriten, wenn die World Tour wieder starten kann? Und hast du auch einige Talente im Auge, die bald den Durchbruch schaffen könnten?
Das ist eine schwierige Frage. Ich schaue mir immer sehr gerne die World Cups auf den Kanaren an, da das Level dort so hoch ist wenn es ums Springen gehen. Ich glaube in einem normalen Jahr, ist es mittlerweile sehr eng wenn es um den Weltmeistertitel geht. Es ist nicht mehr nur Köster oder Fernández, sondern auch Ricardo Campello der immer konstanter Top-Leistungen abrufen kann und auch Marcilio Browne. Außerdem begeistert mit Jaeger Stone wirklich sehr. Er hat ja nicht nur auf Teneriffa gewonnen im vorletzten Jahr, sondern auch den Red Bull Storm Chase für sich entschieden. Wenn es um die jungen Fahrer geht finde ich, dass sich dort vieles im Freestyle Bereich abspielt, da ist sehr viel Potential zu erkennen. In der Welle beindruckt mich der junge Franzose Baptiste Cloarec wirklich sehr mit seiner radikalen Fahrweise. Auch hier ist es interessant, dass ich Baptiste nur von seinem Instagram Kanal kenne. Daran sieht man, wie viel wichtiger diese Art des Marketing auch für junge Surfer geworden ist.

Man hat heraushören können, dass Sponsoren für dich eine sehr große Rolle spielen, um deine Karriere weiter zu betreiben, ohne Wettkämpfe zu bestreiten. In welcher Form arbeitest du bei denen Sponsoren auch im Bereich der Material Entwicklung zusammen?
Ich habe zusammen mit Quatro und Goya nun seit einigen Jahren in der Entwicklung zusammengearbeitet. Allerdings bin ich mehr und mehr in den Bereich des Marketings hineingerutscht. Ich bin dort verantwortlich für jegliche Form des Online Marketings, wie zum Beispiel Social Media und auch die Produkt-Videos. Ich arbeite zur Zeit also fast in Vollzeit zusammen mit meinen Sponsoren im Bereich des Marketings. Das macht mir sehr viel Spaß und ich mag diese Marken einfach sehr gern. Nicht nur das Material ist toll, sondern auch die Leute, die dahinterstehen. Es ist schön, mit denen zusammenzuarbeiten.

Es klingt so, als hättest du das Beste aus deinem Corona-Jahr gemacht! Viel Erfolg dir weiterhin und vielen Dank für das Interview.
Ich habe zu danken, viel Spaß auf dem Wasser!

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