Zurück in die Zukunft: Francisco Goya im Interview

Zurück in die ZukunftFrancisco Goya im Interview

von Yuri Mamero
Neben der PWA warst du auch Stammgast auf der IWT, was machte die Tour attraktiv in deinen Augen?
Damals war es zwar noch nicht IWT, aber es war das gleiche Konzept, und zwar kleinere Events zu organisieren, die auch die lokale Community pusht. Das hat mir immer sehr gefallen. Es gibt einem einfach eine andere Perspektive auf Wettkämpfe und ist auch gutes Training. Die kleineren Events wurden nämlich häufig auch wieder größer und Teil der PWA. Auch für meine Sponsoren, die mich auf den kleineren Events unterstützt haben, war es lukrativ. In Japan zum Beispiel hatte ich einen Neoprensponsor, der durch meine Präsenz angefangen hat, mehr Anzüge in Japan zu verkaufen und den Markt zu erschließen. Es macht also für beide Seiten Sinn auch kleinere Events zu pushen.
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Findest du denn die Wettkämpfe haben sich stark verändert?
Das ist gar nicht so leicht zu beantworten, finde ich. Es ist auf jeden Fall schwieriger geworden vom Windsurfen leben zu können, wenn man nur Wettkämpfe fährt. In anderen Sportarten wie Surfen und Skaten ist es das Gegenteil. Das ist total schade, denn Windsurfen hat so viel Potential. Ich glaube, dass ein Problem tatsächlich darin liegt, dass in Contests Konstantes fahren über Radikale und gewagte Manöver triumphiert. Das ist zum Beispiel bei der World Surf League und bei den X Games anders. Kelly Slater, Tony Hawk und Co. haben so viel Radikalität in ihre Sportarten gebracht und das wurde dann auch in den Contests belohnt. Beim Surfen zum Beispiel wurden die Events an immer besseren Spots abgehalten und dadurch wurde es immer anschaulicher für Zuschauer. Die meisten Windsurf Contests haben viel Konstantes, sicheres Fahren wird belohnt und es hat sich dann so in der Komfortzone verlaufen. Die Slalomrennen von früher zum Beispiel waren total verrückt mit Running-Start am Strand oder die Supercross-Events mit Hindernis Rennen. Das findet man heutzutage nirgends mehr.
Zurück in die Zukunft: Francisco Goya im Interview
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Was würdest du an den heutigen Events verändern?
Wir haben so viele verschiedene Disziplinen und die müssen alle mit genügend Events versorgt werden um eine Community zu schaffen, die zusammen kommt, ihren Sport genießt und gerne eine Show abliefert. Dafür müssen neue Spots auf die Karte, und zwar Spots, die geeignet sind für die jeweiligen Disziplinen. Momentan werden viele Spots mit großem Potential ignoriert. Beispielsweise sind die USA auf der PWA nur durch die Aloha Classics ab und an vertreten. Dabei hat San Francisco 300 Tage im Jahr Wind und ist eine riesige Stadt, es wäre die perfekte Bühne für einen spektakulären Contest mit sowohl Wellen- als auch Flachwasser-Spots. Wenn die richtigen Disziplinen an den richtigen Spots gefahren werden, können auch die Champions ihrer Disziplinen anständig gekrönt werden und in der Welle gewinnt dann derjenige, der am besten in allen möglichen Wave-Bedingungen fährt und nicht nur die besten Onshore Waverider. Ich glaube, damit Windsurfen wieder wächst, sollten wir zusammenkommen und mehr Teile des Globus mit guten Events versorgen, dadurch entsteht eine weltweite Community. Das bleibt bisher auf der Strecke. Wir sind so verstreut mit vielen verschiedenen Organisationen, wie IFCA, IWT, European Freestyle Tour und der PWA. Wären die Events mit mehr Zusammenhang organisiert, könnte man vielleicht so etwas wie eine weltweite Rangliste haben, in der alle noch so kleinen Events vertreten sind. Dann könnte ein junger Windsurfer in Australien zum Beispiel sehen, dass er oder sie gerade Nummer 367 auf der Weltrangliste ist und freut sich, weil es im letzten Jahr bloß auf dem 400sten Platz war. Wenn wir so eine Verbundenheit in unserem Sport erreichen könnten, wäre das ein riesiges Potential um Windsurfen aus der Nische zu holen.

Wettkämpfe sind natürlich extrem wichtig für unseren Sport, aber auch für dich war Wettkampf nie alles, du hast auch früh angefangen Boards zu entwickeln. Wie hat das angefangen?
Eigentlich hat das schon angefangen, als ich mit dem Windsurfen angefangen habe. Damals waren die Boards sehr teuer und wir konnten uns zuhause kein Board aus Hawaii leisten. Umgerechnet kosteten die 10.000 Dollar in Argentinien. Mein Bruder hat unser erstes Board tatsächlich selbst gebaut. Wir hatten nämlich eine Werkstatt in unserer Nachbarschaft, in der man für nur 300 Dollar alle Materialien bekommen hat, dazu wurde einem dann gezeigt, wie man alles zusammenleimt, sozusagen ein Do it Yourself Workshop. Das hat mich inspiriert und als ich dann in Maui war, habe ich bei Sailboards Maui mitgeholfen als Entwickler. Dann habe ich mich nach einer Session am Strand zusammen mit Jason Prior dazu entschlossen unseren eigenen Boards zu Shapen. Da haben wir jeweils für nur 300 Dollar pro Person alle Materialien gekauft und eine Garage gemietet. Für den Maui Grand Prix in 94 sind wir dann mit unseren eigenen Boards gestartet.

Das Event war noch nicht einmal zu Ende und wir hatten schon einen Distributor aus Japan, der uns 10.000 Dollar in die Hand drückte, um Boards für ihn zu Shapen. Wir haben noch nie so viel Geld auf einmal gesehen in unserem Leben und haben natürlich direkt losgelegt. Eins kam zum anderen und auf einmal wollten andere Top-Fahrer mit unseren Boards an den Start gehen, am Ende des Jahres hatten wir zehn Jungs und Mädels, die unsere Boards fuhren.

Fotos: Fish Bowl Diaries (@fishbowldiaries), PWA/John Carter

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